Süddeutsche Zeitung

Stockdorf:Gemischte Gefühle

Der Automobilzulieferer Webasto gestaltet sein Firmengelände völlig um. Dazu zählen auch andere Anfahrtswege. Die Gautinger Kommunalpolitiker sind über diese Verlegung nicht ganz glücklich und geben sich skeptisch

Von Michael Berzl, Stockdorf

Wenn die Stockdorfer Firma Webasto in den nächsten Jahren umbaut, wird sich das Erscheinungsbild zur Ortsdurchfahrt hin gründlich verändern. Zur Straße hin dominiert dann drei Etagen hoch eine gebogene Gebäudefassade aus Glas und Stahl, sehr technisch in der Wirkung, was durch ein sogenanntes Flugdach mit weit auskragenden Elementen noch verstärkt wird. Über die optischen Aspekte hinaus gibt es auch ganz praktische Auswirkungen: Die Hauptzufahrt wird neben den neu gebauten Kindergarten ein Stück nach Norden verlegt, zur Bahnstraße hin soll eine zweite Ausfahrt entstehen, und auf dem Gelände sollen 770 untergebracht werden, ein Großteil davon in einer Tiefgarage.

"Je mehr Parkplätze auf Webasto-Gelände untergebracht werden, desto begeisterter wird die Nachbarschaft sein", sagte die CSU-Gemeinderätin Eva-Maria Klinger aus Stockdorf, als der Architekt Achim Hoffmann die umfassenden und auf einen langen Zeitraum konzipierten Umbaupläne am Dienstag im Gautinger Bauausschuss vorstellte. Bisher können 200 Autos auf einem externen Parkplatz direkt gegenüber dem Firmengelände abgestellt werden, aber dieser Platz reicht bei weitem nicht aus. Deshalb stehen die Fahrzeuge der Mitarbeiter auch an den Straßen in der Umgebung. Klinger hofft, "dass die Zuparkerei künftig deutlich reduziert wird". Wie der Gräfelfinger Architekt Hoffmann erläuterte, ist eine zweigeschossige Tiefgarage mit 450 Plätzen geplant.

Gemischte Gefühle haben die Gautinger Kommunalpolitiker dagegen wegen der geplanten neuen Zufahrt zur Bahnstraße. Gemeinderätin Klinger wies darauf hin, dass es an der Ampel vor der Kraillinger Straße jetzt schon manchmal Staus gebe. Richard Eck (UBG) hingegen, der stets die Belange von Feuerwehr und Rettungsdiensten im Auge hat, findet, "dass wir eine zweite Zufahrt dringend brauchen". Große Sattelschlepper, die Teile anliefern, müssen dann auch nicht mehr im Firmengelände wenden. Vor allem die Entwicklung und die Verwaltung sind in Stockdor untergebracht, produziert wird dort nicht.

Die Ausfahrt zur Bahnstraße werde vor allem während der Bauzeit benötigt, erklärte Diplom-Ingenieur Frank Müller-Diesing, der parallel zu den Entwürfen der Firma im Auftrag der Gemeinde einen Bebauungsplan für das Gelände entwickelt. Dieser Plan geht weit über die im ersten Schritt vorgesehene Umgestaltung hinaus und stellt dar, wie sich das Webasto-Gelände langfristig entwickeln könnte. Dabei geht es um einen Zeitraum von zehn Jahren oder noch länger. Nach diesen Zukunftsperspektiven bleibt auf dem etwa 3,5 Hektar großen Areal an der Würm kaum ein Stein auf dem anderen; der für das nächste Jahr geplante erste Bauabschnitt wäre nur ein Anfang. Nur die Kantine, der Kindergarten und eine alte Villa blieben am Ende noch stehen. Alle anderen Gebäude würden abgerissen, um Neubauten zu weichen. Bis dahin kann aber noch viel Zeit vergehen. "Es gibt keine Bestrebungen, das kurzfristig umzusetzen", sagte Hoffmann.

Der Auftakt der Umgestaltung steht aber nach den Vorstellungen des Unternehmens schon kurz bevor. "Unser Ziel ist es, im Frühjahr zu bauen", sagte Hoffmann, "wir haben den Auftrag, volle Pulle zu planen".

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Quelle:
SZ vom 27.11.2014
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