Steigerung um 122 Prozent:Geldsegen für Krailling

Die Gemeinde rechnet heuer mit Steuereinnahmen in Rekordhöhe. Damit scheinen die geplanten Großprojekte gesichert

Von Carolin Fries, Krailling

Der Kraillinger Gemeinderat hat am Dienstagabend einen Rekordhaushalt verabschiedet. Zehn Millionen Euro erwartet sich die Gemeinde in diesem Jahr an Gewerbesteuereinnahmen, "wahrscheinlich werden es sogar 15 Millionen", sagte Bürgermeisterin Christine Borst (CSU). "So gut sind wir noch nie dagestanden." Im Gremium übertraf man sich angesichts dieser Zahlen mit Superlativen. Doch es gab auch mahnende Stimmen, die dafür plädierten, auf dem Teppich zu bleiben: Die Gemeinde müsse weiterhin sparsam und verantwortungsbewusst mit dem Geld umgehen, fanden SPD-Fraktion und Freie Wähler.

Den Großteil der Steuereinnahmen verdankt die Kommune ihrem Gewerbegebiet KIM. Seit 2007 hat sich die Gewerbesteuer um 122 Prozent gesteigert, "gigantisch", wie Borst sagte. 2016 profitierte Krailling mit 4,1 Millionen Euro von den guten Umsätzen der KIM-Betriebe, in diesem Jahr werden 5,4 Millionen Euro erwartet. Auch die Einnahmen aus der Einkommenssteuer wachsen heuer, wenn auch vergleichsweise minimal: Lagen die Einkommensteuer-Einnahmen im Vorjahr bei 6,3 Millionen Euro, so sollen es heuer 6,6 Millionen Euro sein. Die Einführung einer Straßenausbaubeitragssatzung ist angesichts der guten Einnahmesituation vom Tisch.

Insgesamt hat der Haushalt ein Volumen von knapp 30 Millionen Euro - so viel wie noch nie. Kredite sind nicht geplant, im Gegenteil: Die Gemeinde hat das Darlehen für das Feuerwehrhaus zurückgezahlt und ist schuldenfrei. Zudem sollen 4,7 Millionen Euro an Rücklagen beiseite gelegt werden. Geld, das dringend für anstehende Großprojekte wie die Sanierung der Grundschule benötigt wird. Die Gemeinde rechnet hierfür mit Kosten in Höhe von 16 Millionen Euro. Über fünf Jahre will die Kommune das Großprojekt finanziell stückeln, eine Machbarkeitsstudie gibt es bereits. Ein Projekt, das Krailling in diesem Jahr angehen will, ist die Sanierung der Margarethenstraße, die an eine Neugestaltung der Ortsmitte gekoppelt ist. Zunächst soll der südliche Teil der Straße gepflastert werden, dann werde man weitersehen. Auch in der Mozart- und Haydn-Straße sowie der Franzstraße sind Straßenbaumaßnahmen geplant. Darüber hinaus steht der Wohnungsbau im Mittelpunkt, insbesondere bezahlbare Wohnungen will die Gemeinde schaffen. "Der Verband Wohnen steht bereit, allein uns fehlen die Grundstücke", sagte Borst.

Die größten Ausgaben sind freilich nicht einzelne Baumaßnahmen, sondern die Kreisumlage. 5,6 Millionen Euro muss Krailling an den Landkreis zahlen, im Vorjahr waren es 5,4 Millionen Euro. Erst 2019 wird die Gemeinde wohl für den diesjährigen Geldsegen aus der Gewerbesteuer zur Kasse gebeten. Die sonstigen Zuschüsse und Zuweisungen liegen bei 3,1 Millionen Euro. Auch die Personalkosten steigen 2017 auf 3,1 Millionen Euro. Eine neue Stelle soll im Bauamt geschaffen werden. Erika Harder (SPD) wollte das geprüft haben: Die Steuereinnahmen könnten schließlich wieder sinken, die Stelle aber bliebe.

Haushalt in Zahlen

Gesamtvolumen: 29,4 Mio. Euro

Einnahmen:

Gewerbesteuer insgesamt: 10 Mio. Euro

Gew.-Steuer aus der KIM:5,4 Mio. Euro

Einkommenssteuer: 6,6 Mio. Euro

Ausgaben:

Kreisumlage: 5,6 Mio. Euro

Personalkosten: 3,1 Mio. Euro

Betriebskosten: 3,4 Mio. Euro

Kinderbetreuung: 1,1 Mio. Euro

Planung Ortsmitte und Schule:0,4 Mio. Euro

Energet. Sanierung Gebäude:0,7 Mio. Euro

Straßenbaumaßnahmen: 1,3 Mio. Euro

Rücklagen:

Geplante Zuführung: 4,7 Mio. Euro

Stand zum Jahresende: 8,24 Mio. Euro

Schulden: keine

"Wir freuen uns narrisch", fasste Stephan Bock (SPD) den Etat zusammen, der "ganz neue Spielräume" eröffne. Eleonore Zwißler (CSU) sprach von einer "großen Erleichterung", und Sebastian Sefzig (FDP) sah gar "ein neues Zeitalter" gekommen. Lediglich Rudolf Heidrich (FBK) stimmte gegen die Planung, ihm schienen die Maßnahmen in der Margaretenstraße schön gerechnet. Kraillings Kämmerer Gerhard Friedrich konnte die Finanzplanung nicht kommentieren, er war am Montag mit dem Fahrrad auf spiegelglattem Eis gestürzt und hatte sich an der Hand verletzt.

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