Süddeutsche Zeitung

Stegen:Die neue "Utting" nimmt Gestalt an

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Das Schiff für den Ammersee wird gerade in der Lux-Werft in Niederkassel gebaut. Bis zu 500 Passagiere finden darauf Platz. In See stechen wird die weißblaue Flotte mit Beginn der Osterferien

Von Michael Berzl, Stegen

Bei dem neuen Ausflugsdampfer für den Ammersee geht die Bayerische Seenschifffahrt an die Grenzen des Machbaren. "Bei der Breite haben wir um jeden Zentimeter gefeilscht", sagt Geschäftsführer Michael Grießer. Etwa 50 Meter lang wird die neue MS Utting, und 9,60 Meter breit. Mehr geht nicht, sonst wäre ein Transport des Rumpfes über die Autobahn in einem Stück nicht mehr möglich. Das Bauteil zu zertrennen, wäre zu teuer. Mittlerweile steht der Rohbau, Anfang April soll das Schiff nach Stegen geliefert werden, im Juli soll es zur ersten Fahrt starten. Etwa fünf Millionen Euro investiert die Seenschifffahrt, die zum hundert Prozent dem Freistaat gehört, in den Neuzugang.

Wie viele andere Schiffe auch, die auf dem Ammersee und dem Starnberger See fahren, wird auch die Utting wieder in der Lux-Werft in Niederkassel gebaut. Das Werk liegt zwischen Bonn und Köln direkt am Rhein. So kann der Neubau seine knapp 600 Kilometer lange Reise zum Ammersee zunächst auf dem Wasser antreten. Im Hafen in Roth bei Nürnberg wird das Schiff dann in zwei Teilen auf Schwertransporter gehievt und von dort nach Stegen gebracht. Um Ostern herum soll es soweit sein, der genaue Termin stehe aber noch nicht fest, berichtete Schifffahrtschef Grießer. Wegen einer Sperre von Schleusen könne der Rhein-Main-Donau-Kanal zurzeit ohnehin noch nicht befahren werden. Den Transport auf der Straße soll wieder die Spedition übernehmen, die in der vergangenen Woche die alte Utting nach Sendling gebracht hat, wo das ausgemusterte Schiff nun auf einer alten Eisenbahnbrücke steht und zum Lokal umgebaut werden soll.

Der Nachfolger wird in vielerlei Hinsicht moderner. So wird das Schiff barrierefrei, so dass sich auch Rollstuhlfahrer darauf leichter bewegen können. Im Erdgeschoss gibt es eine behindertengerechte Toilette, zum Oberdeck fährt ein Aufzug. Gerade bei Radlern ist die Überfahrt von Herrsching nach Dießen sehr beliebt. Um Platz für die Fahrräder zu schaffen, werden Tische herausnehmbar montiert. An diesem Donnerstag trifft sich Grießer wieder mit einem Techniker der Lux-Werft, der für den Innenausbau zuständig ist. Erst nach der Ankunft in Stegen werden Rumpf und Oberbau zusammengesetzt, werden Küche und Toiletten, Tische und Stühle, Leitungen und die technische Ausstattung eingebaut.

Eine wichtige Verbesserung für den Kapitän ist der Pumpjet unter dem Bug, der einen kräftigen Wasserstrahl ausstößt und in alle Richtungen drehbar ist. Damit lässt sich der Dampfer leichter manövrieren und zur Seite drehen. Zwei umgebaute Lastwagenmotoren mit jeweils 500 PS sorgen für den Antrieb. Grießer rechnet damit, dass der Verbrauch dank neuer Technik im Vergleich zum Vorgänger verringert werden kann. Den Auftrag für den Bau hatte die Werft bei Bonn nach einer europaweiten Ausschreibung bekommen. Von dort stammen unter anderem auch die Seeshaupt, der Katamaran Starnberg und der Raddampfer Herrsching; der Schaufelraddampfer Dießen wurde dort generalsaniert. Im vergangenen Sommer haben die Arbeiten an der Utting begonnen, der Stahlbau ist nun abgeschlossen, die erste Lackierung ist aufgebracht, berichtete Grießer am Dienstag.

Auf der neuen Utting haben bis zu 500 Passagiere Platz; auf dem Hauptdeck gibt es bis zu 150 Sitzplätze. Das sind ähnliche Größenordnungen wie auf der Herrsching. Eine Kapazität von 400 Personen hat die Dießen, nur 300 passen auf die Augsburg, das kleinste Schiff auf dem Ammersee.

Die Fahrten auf Ammersee und Starnberger See starten mit Beginn der Osterferien. Insgesamt zehn Schiffe sind unterwegs. Die Preise werden in der kommenden Saison etwas angehoben, allerdings nur moderat. So kostet die große Rundfahrt auf beiden Seen künftig 18 Euro. Das sind 30 Cent mehr als bisher.

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Quelle:
SZ vom 01.03.2017
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