Süddeutsche Zeitung

Bewerbung zur Bayerischen Bierkönigin:Die Braukünstlerin

Marlene Speck steht im Finale. Am 18. Mai fällt die Entscheidung. Schon jetzt versorgt sie ihre Familie und Freunde mit Gerstensaft aus eigener Herstellung.

Von Astrid Becker, Starnberg

Sie hat einen großen Wunsch: Sie will unbedingt Bierkönigin werden. Dabei hat sich Marlene Speck aus Starnberg früher gar nicht so sehr für Bier interessiert. Sie stammt auch nicht aus einer besonders bieraffinen Familie. Trotzdem dreht sich in ihrem Leben heute eine ganze Menge um das schäumende Gebräu. Denn die 25-Jährige hat sich um das Amt der Bayerischen Bierkönigin beworben und es bereits bis ins Finale geschafft.

Früher, in ihrer Jugend in Starnberg, hätte sie es sich wohl nicht vorstellen können, einmal für so ein Amt zu kandidieren. Klar, erzählt sie, habe sie Bier getrunken: "Auf den Stadlfesten zum Beispiel", sagt sie. Nur: Gedanken, um welche Art von Getränk es sich dabei handelt und dass es sie einmal weit mehr beschäftigen könnte, machte sie sich nicht. Auch ihre Geburtsstätte an der Münchner Theresienwiese habe sie nicht sonderlich beeinflusst, sagt sie und grinst. Und ihre Eltern? "Die erst recht nicht." Ihr Vater sei Ingenieur, ihre Mutter arbeite im Marketing - mit Bier oder Gastronomie haben also beide nichts zu tun. Einflussnahme von Zuhause ist also im Fall von Marlene Speck ausgeschlossen. Ihr Weg zum Bier führte gewissermaßen über einen weiten Umweg. Denn nach dem Abitur, das sie am Gymnasium in Starnberg ablegte, ging sie für ein Jahr nach Kanada. Dort kam sie dann über die vielen Microbreweries des Landes auf den Geschmack - darunter versteht man winzige Garagenbrauereien, die jeweils ihre eigenen handwerklich hergestellten Biere brauten, die sogenannten Craft Beers.

Marlene Speck war davon fasziniert. Sogar so sehr, dass sie sich nach ihrer Rückkehr selbst alle Utensilien zum Brauen von Bier besorgte. "Ich habe natürlich nur eine kleine Anlage, sie fasst gerade einmal 30 Liter", sagt Speck. Seit sechs Jahren braut sie hier - hobbymäßig - Bier für ihre Familie, ihre Freunde. Zuerst nur alle hiesigen Sorten, Märzen etwa, Helles und auch Weißbier. Vor kurzem habe sie sich aber auch mal an einem Indian Pale Ale versucht, einem recht stark gehopften Bier mit einem relativ hohen Alkoholgehalt, das seine Ursprünge in Schottland und England hat. Dort wurde es vor allem im 19. Jahrhundert für die indischen Kronkolonien gebraut - und dann 1:1 verdünnt mit Wasser getrunken.

Heutzutage würde wohl niemand mehr Wasser in diese Spezialität kippen. Speck schon erst recht nicht. Denn sie findet zwar Experimente mit Bier spannend, selbst wenn man es beispielsweise mit Bananenaromen versetzt, schwört aber auf das deutsche und bayerische Reinheitsgebot: "Wenn man bedenkt, welch' Vielfalt mit den paar Ingredienzien erzeugt wird, ist das mehr als faszinierend. Da braucht es keine anderen Zusätze mehr."

Mit dieser Einstellung und ihren Braukenntnissen, dürfte sie bei der Jury bereits gepunktet haben. Denn gerade das Reinheitsgebot und dessen Verteidigung gehören ohnehin zu den Aufgaben einer Bierkönigin in diesem Land - diesmal sogar noch mehr denn je. Denn die wahrscheinlich älteste Lebensmittelvorschrift wird 2016, also in der Amtszeit der im Mai zu wählenden Bierkönigin, 500 Jahre alt. Natürlich hofft Speck, die Wahl zu gewinnen - weil sie das Bier und die Braukunst liebt. Ihr Hobby hat sie bislang aber dennoch nicht zum Beruf gemacht: Sie ist derzeit im letzten Semester des Kölner Masterstudiengangs Interkulturelle Kommunikation, hat zuvor, nach dem Bachelor in München noch ein Jahr in Bonn im Bundesvorstand der International Student Associations Council (ISAC) gearbeitet. Sie ist es also gewohnt, auf internationalem Parkett aufzutreten - eine Fähigkeit, die sie auch als Bierkönigin unter Beweis stellen müsste. Doch wer wisse schon, was die Zukunft bringe, sagt sie.

Da sei zum Beispiel schon noch ihr klammheimlicher Traum vom Brauerstudium in Weihenstephan: "Wenn ich noch mal studieren würde, dann würde ich das machen." Doch bevor sie darüber ernsthaft nachdenken kann, muss sie sich erst einmal noch auf das Finale am 18. Mai vorbereiten. Dabei muss sie Jury und Publikum überzeugen. Zu einem Drittel jedoch zählt auch das Online-Voting, das am 21. April startet und bei dem jeder mit entscheiden darf, ob diesmal eine Starnbergerin Bayerns neue Bierkönigin wird. Mehr Infos gibt es unter www.bayrisch-bier.de.

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Quelle:
SZ vom 18.04.2015
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