Süddeutsche Zeitung

Starnberger See:Wasserknappheit in Feldafing und Pöcking

Der Verbrauch erreicht im Sommer ein "Limit", berichtet der Zweckverband. Die neue Brauerei in Wieling muss mit einer begrenzten Menge auskommen.

Von Michael Berzl

In Feldafing und Pöcking wird manchmal das Trinkwasser knapp. Insbesondere im Sommer muss ein Brunnen zugeschaltet werden, den die Behörden eigentlich nur vorübergehend als Notbehelf dulden. Mit den Versorgungsengpässen befasst sich nun der Zweckverband, der für die Wasserversorgung in den beiden Gemeinden zuständig ist, in einer öffentlichen Sitzung an diesem Mittwoch im Pöckinger Rathaus. In den vergangenen beiden Jahren sei der Verbrauch schon "am Limit" gewesen, heißt es in einer Stellungnahme der Verbandsgeschäftsführerin Yvonne Kolbe. Von Juni bis August würde mehr verbraucht, als die Brunnen förderten, ein Hochbehälter könne nachts nicht mehr ganz gefüllt werden. Der Feldafinger Vize-Bürgermeister Anton Maier von den Grünen mahnt angesichts noch bevorstehender größerer Bauvorhaben, "dass wir über unsere Verhältnisse leben. Das ist für uns erschreckend".

Die Knappheit hat bereits konkrete Auswirkungen. Das Starnberger Brauhaus, das bei Wieling neu bauen will, bekommt viel weniger Wasser, als der Geschäftsführer Florian Schuh gerne gehabt hätte. Für seine neue Brauerei wollte er 96 Kubikmeter pro Tag, die Höchstmenge sei aber nach mehreren Besprechungen auf 60 Kubikmeter begrenzt worden, berichtet Schuh. Das reicht vorerst, Expansionsmöglichkeiten an dem Standort seien dadurch aber begrenzt. Im vergangenen September hat er das Grundstück an der Bundesstraße 2 vor dem Firmengebäude einer Verpackungsfirma gekauft, vor zwei Wochen sei der Bebauungsplan dafür beschlossen worden. Im Sommer sollen die Bauarbeiten beginnen. Wenn die neue Brauerei fertig ist, sollen dort etwa 70 000 Hektoliter Bier gebraut werden.

Die Bierbrauer zählen dann zu den Großabnehmern im Verbandsgebiet. Mehr davon sollten vorerst nicht mehr hinzukommen, wenn es nach der Geschäftsführerin Kolbe geht, denn sie betont: "Eine Versorgung von wasserintensiven Gewerben, Neubaugebieten oder ganzen Siedlungen muss aktuell erst einmal generell abgelehnt werden."

Dass das so nicht auf Dauer bleiben kann, ist den Verantwortlichen im Verband klar. Ein Geologe sei bereits damit beauftragt, nach weiteren Wasservorkommen zu suchen, berichtet der Pöckinger Bürgermeister Rainer Schnitzler in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender. Außerdem werde eine Art Notverbund mit der Wassergewinnung Vierseenland mit Sitz in Herrsching geschaffen, indem eine Verbindung von deren Hochbehälter im Naturwaldreservat Seebuchet zum etwa einen halben Kilometer entfernten Hochbehälter bei Aschering geschaffen wird.

Einstweilen setzt Verbandsvorsitzender Schnitzler auf Sparappelle an die Bürger: "Wir haben vor allem im Sommer ein Problem, wenn alle ihre Gärten gießen. Die Bürger sollten überlegen, ob sie wirklich immer ihren Rasen sprengen müssen, oder ob der nicht auch mal braun werden darf."

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Quelle:
SZ vom 04.03.2020
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