Starnberger See:Vom Ufo zum Golddorf

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Ein Kunstweg soll unter dem Namen "Wunderwelt Bernried" das Buchheim-Museum mit dem Ortskern verbinden

Von Armin Greune, Bernried

Mit der Übergabe des Leader-Förderbescheids steht dem Brückenschlag zwischen Kunst und Klosterdorf nichts mehr entgegen. Für insgesamt 200 000 Euro soll ein neuer Fußweg vom Buchheim-Museum zum Bernrieder Dampfersteg angelegt werden, der von einem oder mehreren Kunstwerken gesäumt ist. Um Missverständnissen vorzubeugen: "Ein Skulpturenpark soll es gerade nicht werden", sagt Museumsdirektor Daniel Schreiber. Anstelle statischer Monumente sollen interaktive Angebote zum Staunen und Spielen "ein breites Familienpublikum" anziehen.

Was sich die Künstler dazu einfallen lassen, bleibt ihrer Fantasie überlassen. 16 werden zu einem Ideenwettbewerb eingeladen, die Auswahl übernehmen Schreiber und der Dießener Wolfgang Lösche in seiner Eigenschaft als Leiter der Kulturabteilung der Handwerkskammer. Aus den jeweils mit 1250 Euro honorierten Beiträgen, ermittelt eine sechsköpfige Jury im Frühjahr drei Preisträger. Dabei hält man sich frei, wie viele Kunstwerke dann bis September 2021 realisiert werden: Es könnte auch nur ein einziges Objekt sein, das den Weg begleitet, sagt Schreiber. Einige Beispiele stellt er mit Bildern vor: die endlose Treppe, die der dänische Künstler Olafur Eliasson als "Umschreibung" für einen Münchner Innenhof geschaffen hat; eine als Rutsche nutzbare Skulptur; eine Schaukel, die im Betrieb Musik erzeugt, oder ein Kaleidoskop, das Bilder der Landschaft einfängt und vielfach widerspiegelt.

Für die Leader-Gemeinschaft ist dieser Förderantrag eher ungewöhnlich, "weil noch völlig unklar ist, was dabei herauskommt", sagt Elisabeth Gutmann, Geschäftsführerin der Lokalen Aktionsgruppe Auerberg-Pfaffenwinkel. Normalerweise seien konkreten Vorgaben gefordert. Dafür aber sei der innovative Ansatz und die in den Förderrichtlinien geforderte Vernetzung im Projekt "Wunderwelt Bernried" "beispielhaft gelöst", betont Leader-Koordinator Ethelbert Babl. Mit dem Weg würden im Dorf zwei Pole verbunden: das pittoreske, historische Ortsbild in romantischer Landschaft und das futuristische Museum, das "auch in Berlin stehen könnte und wirkt, als wäre ein Ufo gelandet".

Über den bodenständigeren Teil des Projekts gab Bürgermeister Josef Steigenberger Auskunft. Der bestehende Pfad zwischen Anleger und Museum sei oft glitschig und für ältere Leute gefährlich; eine neue, geschwungene Wegführung und Drainagen am Hang sollen Abhilfe schaffen. Mit den Grundeigentümern vom Hotel Marina sei man sich einig; die Trasse soll nicht versiegelt, aber barrierefrei werden. Für die Anschubfinanzierung des Wegebaus sind 40 000 der 200 000 Euro gedacht, den Rest übernimmt die Gemeinde Bernried. 160 000 Euro entfallen demnach auf die Kunst, 20 000 Euro davon sind für den Wettbewerb vorgesehen. Zur Finanzierung steuert die Leader-Förderung mit 84 000 Euro die Hälfte der Nettokosten bei, die Kommune trägt 60 000, das Museum etwa 40 000 Euro.

Zum Projekt "Wunderwelt Bernried", mit dem der Museumspark belebt und ans Dorf angebunden werden soll, gehört aber noch weit mehr. 2016 hatten Studenten der TU München dafür Ideen entwickelt, deren Realisierung mehr als drei Millionen Euro kosten würde. Zunächst wird jetzt die MS Phantasie im Park verankert, die vor allem die Kreativität von Kindern fördern soll. "In Zukunft haben wir noch Größeres vor", sagt Schreiber: Zum Schiff könnte sich etwa "ein U-Boot gesellen", er wolle deshalb an Sponsoren appellieren. Und auch der Wegebau sei noch längst nicht am Ende angelangt, sagt Steigenberger: Eine Fortführung bis zum Bahnhof biete sich an - oder "die ursprüngliche Idee, den Weg über den See zu legen". Die direkte Schiffsverbindung mit Münsing könne ja immer noch ein Folgeprojekt werden.

© SZ vom 23.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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