Starnberger See:Die Villa von Hans Albers soll unter Denkmalschutz

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"Wichtige geschichtliche und künstlerische Bedeutung": Wenn die Albers-Villa Denkmal wird, dürfte sie nach Jahren wieder geöffnet werden. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das Landesamt befürwortet die Forderung. Ideen für das Gelände in Garatshausen gibt es viele - vom Badeplatz bis zum Museum.

Von Christoph Koopmann, Feldafing

Rund eineinhalb Stunden hatten die Feldafinger Bürgermeisterkandidaten am Dienstagabend auf dem Podium in Garatshausen bereits diskutiert, als das Thema Albers-Villa aufkam. Amtsinhaber Bernhard Sontheim wollte gerade erklären, dass es mit dem Denkmalstatus schon recht gut aussehe - da rief ein Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung dazwischen: "Vorhin kam ein Schreiben vom Landesamt für Denkmalpflege - positiv!" Spontan applaudierten die etwa 50 Zuhörer.

Die Zukunft der ehemaligen Villa des "blonden Hans" in Garatshausen bewegt viele in der Gemeinde. Nun ist ein entscheidender Schritt getan auf dem Weg, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: Das Landesamt für Denkmalpflege entschied, dass die Villa in die Denkmalliste aufzunehmen sei. Darauf hatte der Kulturverein Garatshausen gehofft. Schon seit einem Jahrzehnt wirbt der Verein dafür, das Areal für die Bürger zu öffnen. Doch bislang sind alle Versuche gescheitert. Der Freistaat Bayern als Eigentümer ließ die Villa und den umliegenden Park seit 2009 verwildern. "Eine Schande ist das", sagt Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim.

Er unterstützte eine Petition des Kulturvereins an den Landtag, das Areal unter Denkmalschutz zu stellen. "Wir hoffen, dass der Freistaat dann endlich etwas damit anfängt", sagt Andreas Kapphan vom Kulturverein. Im vergangenen Jahr erlangten Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit dem Verein neue Erkenntnisse über die Bedeutung von Villa und Park: Das von Albers in den 1930er-Jahren umgestaltete Landhaus sei größtenteils noch identisch mit dem, das dort 1865 erbaut wurde. Und der Park drumherum stehe exemplarisch für die Landschaftsgärten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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Seit zehn Jahren verfällt die Hans-Albers-Villa in Garatshausen. Der Kulturverein fordert nun Denkmalschutz. Dann könnte dort etwa ein Park oder eine Liegewiese entstehen.

Von Christoph Koopmann

Kurz vor Weihnachten fand eine offizielle Begehung statt. Nun die Nachricht: Das Anwesen besitze "zweifellos wichtige geschichtliche und künstlerische Bedeutung", heißt es in dem Schreiben an die Gemeinde, das der SZ vorliegt. Doch es wird noch etwas dauern, bis die Villa endgültig auf der Denkmalliste steht. Bis Mai habe die Gemeinde Zeit, Einwände vorzubringen, schreibt das Landesamt. Doch Bürgermeister Sontheim sieht dafür bislang keinen Anlass. Wenn die Entscheidung feststeht, wolle die Gemeinde erneut mit der Immobilien Freistaat als Eigentümerin sprechen. Falls der Preis stimme, könne die Gemeinde das Areal pachten.

Ideen für die Nutzung der Villa gibt es viele. Der Kulturverein könnte sich ein Albers-Museum vorstellen, auch ein Café. Der Verein "Respect & Remember Europe", der sich für das Gedenken an die Opfer der Nationalsozialisten einsetzt, möchte einen jüdisch-deutschen Erinnerungsort einrichten. Das sagte die Leiterin des Vereins, Gabriella Meros, am Dienstag der SZ. Schließlich hat Hans Albers dort lange mit seiner jüdischen Lebensgefährtin Hansi Burg gelebt. Eine Idee, die bei den Bürgermeisterkandidaten und dem Kulturverein grundsätzlich positiv ankommt.

Über Detailfragen sind sich die Kandidaten aber nicht einig. SPD-Kandidat Jakob Stellmark, selbst Musiker, wünscht sich einen Raum für Konzerte. Auch einen Badeplatz hält er für sinnvoll. Doch da widerspricht ihm Sontheim: "Seine Bierwampe über die Badehose hängen zu lassen, halte ich nicht für angemessen auf diesem Gelände." Womöglich wird die Frage, was aus der Villa wird, also noch ein Faktor im Wahlkampf.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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