Starnberger See:Tutzing hat jetzt einen Heimatkrimi - geschrieben von zwei Schülern

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"15 Tage" heißt der Tutzing-Krimi der Schüler Veronika Otto und Jonas Höbenreich sowie der Autorin Rosemarie Benke-Bursian. (Foto: Ana Genz)

Zusammen mit einer Autorin haben die beiden den Roman "15 Tage" über vier Jahre geschrieben. Darin verschwindet ein Jugendlicher, doch die Ermittlungen laufen ins Leere.

Von Ana Genz, Tutzing

Die Zuhörer sind gespannt. Viele von ihnen warten seit vier Jahren auf den Tutzinger Krimi "15 Tage". Wie wird er ausgehen? Ist Leo Förster weggelaufen oder ist ihm etwas Schlimmes zugestoßen? Die Tutzinger Polizistin Abby nimmt die Vermisstenanzeige nicht gleich ernst, schließlich kommt es öfter vor, dass Jugendliche über Nacht wegbleiben, ohne zu Hause Bescheid zu geben. Doch nach drei Tagen ist Leo immer noch nicht aufgetaucht. Die Ermittlungen rund um die Gemeinde und den Starnberger See laufen ins Leere - ob Mozartstraße oder Kellerwiese, es gibt keine Hinweise auf seinen Verbleib.

Die Schüler Jonas Höbenreich vom Gymnasium Tutzing, Veronika Otto von der Fachoberschule Weilheim und die Autorin Rosemarie Benke-Bursian haben am Freitag in der Buchhandlung Held zum ersten Mal aus ihrem Roman gelesen. Vor vier Jahren hatten sie im Rahmen einer Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche die Idee, einen Krimi zu schreiben. Damals waren Jonas 14 und Veronika 16 Jahre alt. Benke-Bursian leitete das Programm. Am Ende der Schreibtage verfassten alle Teilnehmer eine Gemeinschaftsgeschichte, die sie stolz mit nach Hause nehmen konnten.

Mit Veronika und Jonas lief das aber ein bisschen anders: "Nach den drei Tagen hatten wir uns erst die Handlung ausgedacht", erinnert sich die Schülerin. Da die Geschichte noch nicht fertig war, traf sich die Gruppe weiter. Der Krimi sollte eigentlich nicht dicker als ein Vokabelheft werden. Am Freitag ist er als Buch im Smart&Nett-Verlag erschienen, hat 552 Seiten und kostet 22,90 Euro. "Irgendwie ist es ein bisschen mehr geworden", meint Benke-Bursian und lacht. "Wir sind da hineingeschlittert. Hätten wir von Anfang an gewusst, was auf und zu kommt, gäbe es das Buch mit Sicherheit gar nicht."

Begeistert liest die inzwischen 20-jährige Veronika die Passagen der Polizistin Abby. Dabei spricht sie mit bayerischem Dialekt und erweckt die Ermittlerin, die zum Nachdenken immer ein Glas voller Eiswürfel mit ein bisschen Cola und Marshmallows benötigt, zum Leben. Der 18-jährige Jonas runzelt beim Lesen oft die Stirn. Er spricht den Erzähler und Hauptkommissar Georg, welcher der Polizistin bei der Recherche zur Seite steht. Zu allem muss der Kommissar überredet werden. Veronika verdreht beim Vorlesen die Augen oder strahlt Jonas breit an, wenn es Abby gelingt, Georg umzustimmen. Rosemarie Benke-Bursian übernimmt mal den Part des Erzählers, mal gibt sie der Mutter des Verschwundenen eine verzweifelte Stimme. Mitten in einer Zeugenbefragung bricht die Lesung ab. Was mit Leo geschehen ist, soll erst am 15. Tag der Ermittlungen herauskommen. Noch nicht einmal die Mutter der jungen Autorin Veronika weiß, wie der Roman ausgeht: "Vier Jahre lang war das ein großes Geheimnis."

Wie es die zwei Jugendlichen geschafft haben, neben der Schule an dem Roman zu schreiben, möchte das Publikum nach lautem Applaus wissen. "Zu Beginn haben wir gemeinsam formuliert, dass ging uns aber zu langsam", erzählt Jonas. "Rosemarie hat dann angefangen die Texte vorzuschreiben, wir haben uns getroffen, um Ideen zu sammeln und den geschriebenen Text zu diskutieren." Dabei waren die Autoren sich nicht immer einig. Der Abiturient hatte sich beispielsweise geweigert, ein Goethe-Zitat in den Roman aufzunehmen.

Ihm reicht es, wenn er sich in 37 Tagen mit Goethe befassen muss, denn dann beginnen die Abschlussprüfungen. Anschließend möchte er vielleicht an der Technischen Universität München Informatik studieren. Ob er nebenher Zeit zum Schreiben finden wird, weiß er noch nicht. Auch Veronika kann das dem Publikum noch nicht versprechen. Sie möchte erst einmal eine Ausbildung zum Zimmerer machen. Ein Thema hätte sie schon, sie verrät es aber nicht - nur, dass es blutiger wird. Buchhändlerin Susanna Held entlässt das Publikum mit der Bitte, gut auf sich aufzupassen. Denn Tutzing ist ja kein ungefährliches Pflaster.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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