Corona-Krise:So verlief die Bürgerversammlung in Tutzing

Corona-Krise: Welche Projekte die Gemeinde Tutzing beschäftigen, hat Bürgermeisterin Marlene Greinwald (vorne re. am Tisch) in der Bürgerversammlung im Traubinger Buttlerhof vorgestellt.

Welche Projekte die Gemeinde Tutzing beschäftigen, hat Bürgermeisterin Marlene Greinwald (vorne re. am Tisch) in der Bürgerversammlung im Traubinger Buttlerhof vorgestellt.

(Foto: Arlet Ulfers)

Noch ist die Finanzlage stabil, mit einem Einbruch wegen der Pandemie rechnet die Seegemeinde aber im kommenden Jahr.

Von Manuela Warkocz

Zugeparkte Anliegerstraße am See, schlechte Erreichbarkeit von Geschäften im Ortszentrum und nervende Lautsprecherdurchsagen nachts am Bahnhof - das bewegte Tutzinger, die sich bei der Bürgerversammlung zu Wort meldeten. Nur etwa 30 Interessierte hatten sich im Saal des Traubinger Buttlerhofs eingefunden, um weit auseinandergerückt und gut durchgelüftet zu verfolgen, was derzeit kommunalpolitisch auf der Agenda steht. Weil in den vergangenen Jahren gern mal mehr als 100 Zuhörer kamen, der Platz Coronabedingt aber nur für 65 Plätze reichte, hatte das Rathaus sogar schon einen zweiten Termin für diesen Mittwoch ins Auge gefasst.

So verfolgte eine überschaubare Menge den Bericht, den Bürgermeisterin Marlene Greinwald (Freie Wähler) diesmal im Sitzen abhandelte - sie hat sich beim Spazierengehen einen Bänderriss zugezogen. Anhand einer gut einstündigen Powerpoint-Präsentation stellte sie dar, was die Gemeinde so alles erledigt hat oder was ansteht. Bunt gemischt ging's von A wie Abgabe des Gymnasiums über G wie Großbaustelle Hauptstraße (siehe Kasten) bis Z wie Zwischenlager für Bauaushub am alten Volksfestplatz.

Als "große Aufgabe" bezeichnete sie die Abgabe des Tutzinger Gymnasiums an den Landkreis, die zum 1. August über die Bühne ging. 208 Aktenordner plus digitales Material habe man katalogisiert übergeben. Dass der Landkreis die Vorplanungen Tutzings für eine umfassende Sanierung nicht gelten lasse, selbst noch einmal anfange und die Kostenübernahme verweigere, will die Gemeinde nach Greinwalds Worten nicht akzeptieren. Sie räumte ein, dass der Aufwand für das Gymnasium, etwa der Mensabau, stets zu Lasten der Mittelschule gegangen sei. Wann da die längst fällige und seit Jahren diskutierte Sanierung läuft, ließ die Bürgermeisterin offen, gab nur den Hinweis sie werde "sehr teuer".

Dankbar zeigte sie sich, dass das denkmalgeschützte Midgardhaus mit einem Pachtvertrag über 99 Jahre bei Augustiner in gute Hände gekommen sei. Man warte derzeit auf die Baugenehmigung für das Salettl für 120 Gäste, noch heuer solle damit begonnen werden. Der immer wieder geäußerten Kritik am Stil des im Bau befindlichen Gewerbekomplexes an der Bahnhofstraße mit Gebäuden für die Firma Lobster, einem Hotel und einer Privatklinik hielt sie das Benedictus-Krankenhaus in unmittelbarer Nähe entgegen: "Daran sieht man, dass auch früher kompakt gebaut wurde." Zuversichtlich gab sich Greinwald beim bald 30 Jahre währenden Dauerbrenner "Seehofgrundstück" neben dem Tutzinger Schloss. Es werde "mit Hochdruck" am Bebauungsplan gearbeitet, der zwingend ein Hotel samt öffentlicher Nutzung vorsieht. Im Herbst 2021 läuft die noch einmal um ein Jahr verlängerte Veränderungssperre aus. Bis dahin hofft man, einen Investor gefunden zu haben.

Viel Geld fließt in die Trinkwasserversorgung Tutzings am Pfaffenberg und in Kerschlach, in Friedhofsgestaltung und neue öffentliche WCs - allein das am Fischgassl kostete 140 000 Euro. Immerhin sieht die Finanzlage noch solide aus. Die Gewerbesteuereinnahmen liegen gegenwärtig bei 4,2 Millionen Euro, im Gesamtjahr 2019 kamen fünf Millionen vom Gewerbe. Einen richtigen Einbruch fürchtet die Gemeinde erst nächstes Jahr.

Corona-Krise: Die marode Brücke über den Schluchtweg bringt die Sanierung der Hauptstraße durcheinander.

Die marode Brücke über den Schluchtweg bringt die Sanierung der Hauptstraße durcheinander.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Sorge um die Existenz wurde bei Wortmeldungen von Ladeninhabern wie Alexander von Wurmbrand-de Brenco und Renate Schibschid-Kerkhoff deutlich - wegen Corona und Hemmnissen durch die Sanierungsbaustelle an der südlichen Hauptstraße. Kunden würden von der Zufahrt abgeschreckt. Um die Umleitung über Unterzeismering zu erleichtern, will die Gemeinde in den nächsten Tagen eine Ampel aufstellen. Weniger Zulauf wünscht sich dagegen eine Anliegerin am Midgardhaus, die sich über zugeparkte Straßen beklagte. Gestört fühlen sich auch Tutzinger von lautstarken Durchsagen der Deuschen Bahn. Die würden bis nach Mitternacht einen Umkreis von 800 Metern beschallen.

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