Starnberger See:Neue Fährleute für die Roseninsel

Leoni: Bootswerft Simmerding Roseninselfähre

Stefan Seerieder (links) und Werftbesitzer Ernst Simmerding mit dem Plan für die neue Roseninsel-Fähre, deren Rohbau schon zu erkennen ist.

(Foto: Nila Thiel)

Von Mai an fahren Stefan Seerieder und Bernhard Zillner Tausende Passagiere auf das Eiland mitten im Starnberger See - und lassen dafür extra ein traditionelles Schiff anfertigen.

Von Otto Fritscher, Leoni

"Ein Traumjob, da hinüber zu fahren", sagt Stefan Seerieder und schaut auf den Starnberger See hinaus. Der zeigt sich indes heute von seiner garstigen Seite. Grau liegt er da, ein kalter Wind fegt herüber - und ganz hinten im Dunst ist von hier, von der Bootswerft Simmerding in Leoni aus, an diesem ungemütlichen Freitagnachmittag gerade noch die Roseninsel zu erkennen. Das Eiland, es ist sozusagen das Ziel des "Traumjobs", den Seerieder mit seinem Kompagnon Bernhard Zillner Anfang Mai antreten wird: Die beiden sind die neuen Fährleute, die die Besucher vom Feldafinger Lennépark zur Roseninsel hinüber fahren.

Und das auch noch mit einem neuen Schiff, das hier, bei der Traditionsbootswerft, gerade im Bau ist. In der Halle sind die Formen schon zu erkennen, an der Wand hängen die Pläne.

"Ich freu' mich schon auf die erste Fahrt", sagt Seerieder. Sein Kompagnon Zillner weilt gerade im Urlaub und büffelt für den speziellen Schiffsführerschein, der zur Personenbeförderung berechtigt. Die beiden Pöckinger, 47 und 48 Jahre alt und am Starnberger See aufgewachsen, kennen den See von Kindesbeinen an. Zudem sind sie als Großcousins weitläufig miteinander verwandt. Seerieder verdiente seinen Lebensunterhalt als Gästeführer, 2009 hat er das Unternehmen "Seenswerte.de" gegründet. Zillner arbeitet noch bei einer Versicherung. Beworben haben sie sich um den Job gemeinsam, "weil einer das gar nicht schafft".

Wie die neue Fähre entsteht

Ernst Simmerding, der Werftbesitzer, ist eigentlich studierter Forstwirt, hat aber schon als Junge mit seinem Vater in der Werft gearbeitet, Segelboote geputzt und aufgetakelt - und dann bis in die Achtzigerjahre hinein bei kleinen Rundfahrten mit dem Motorboot Starnberg von der Starnberger Seepromenade nach Berg und zur Votivkapelle Ausflüglern gezeigt, wo König Ludwig II. im See den Tod fand. Heute lebt die Bootswerft vor allem von Reparatur und Unterhalt. "Wir bauen vielleicht noch zwei oder drei Elektroboote pro Jahr", sagt Simmerding.

Da kommt so ein Auftrag wie das neue Fährboot für die Roseninsel gerade recht. Erste Vorgespräche gab es bereits im vergangenen Sommer, als noch gar nicht klar war, dass Seerieder und Zillner die neuen Fährleute werden würden. "Es ist heutzutage sehr selten, dass ein Fahrgastschiff geordert wird", sagt Simmerding. Beim Bau, den Zimmerermeister Felix Huber und Zimmerergesellin Yasmin Gulde ausführen, sind zahlreiche Sondervorschriften zu beachten. So muss das Boot auch bei einem Leck im Boden unsinkbar sein, die breite Klappe, über die die Passagiere am Steg im Lennépark in das Boot klettern, muss auch für Kinderwagen und Rollstühle geeignet sein; das Boot muss zudem besonders kippsicher und etliches mehr sein.

Starnberger See: Mit dieser Fähre beförderte Norbert Pohlus drei Jahrzehnte lang die Besucher der Roseninsel auf das Eiland. Die neue Boot wird sehr ähnlich aussehen.

Mit dieser Fähre beförderte Norbert Pohlus drei Jahrzehnte lang die Besucher der Roseninsel auf das Eiland. Die neue Boot wird sehr ähnlich aussehen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Pläne hat Juliane Hempel, eine bekannte Bootsbauingenieurin vom Bodensee, gezeichnet. 11,50 Meter lang, 2,50 Meter breit, etwa drei Tonnen schwer ist die Zille, wie dieser Bootstyp in Bayern heißt, andernorts wird so ein Boot Plätte genannt. Früher diente es zur Lastenbeförderung. Die neue Fähre bietet 30 Passagieren Platz und wird von einem Elektromotor mit einer Leistung von zehn Kilowatt angetrieben. Schnell muss sie nicht fahren, da es vom Ufer bis zur Roseninsel gerade mal wenige Hundert Meter sind.

Zwei Schiffe fahren künftig auf die Insel

Das Boot wird aus langlebigem Mahagoni gebaut, "zertifiziertes Holz, kein Wildschlag", wie Seerieder betont. Es sei gar nicht so einfach gewesen, einen 6,50 Meter langen Mahagonistamm mit einem Durchmesser von 1,50 Metern zu bekommen, sagt Simmerding. Aus diesem Stamm werden dann Spanten und Planken geschnitten, der Boden ist aus Sperrholz. Der Aufbau bekommt Rollos an den Seiten und ein Dach aus einer Art Lkw-Plane, die zurückgerollt werden kann, "so ähnlich wie bei einem Cabrio", sagt Seerieder und lacht.

Die Batterien finden unter den Sitzbänken Platz, der Steuerstand befindet sich am Heck. Wann Stapellauf und Bootstaufe stattfinden, steht noch nicht fest - aber die offizielle Jungfernfahrt wird zum Saisonstart am 1. Mai planmäßig stattfinden, ist Seerieder überzeugt.

Bei der Ausschreibung für die neuen Fährleute hatte die Schlösser- und Seenverwaltung, die für die Roseninsel zuständig ist, zwei Boote zur Bedingung gemacht. Deshalb haben Seerieder und Zillner ein Boot von ihrem Vorgänger Norbert Pohlus übernommen, der drei Jahrzehnte lang Tausende Besucher von Mai bis Oktober zur Insel geschippert hatte. Es liegt, von einer Persenning geschützt, im Hafen der Werft und wird bis Mai noch überholt. Nur auf eines werden Stammgäste, die jedes Jahr zur Rosenblüte aufs Eiland übersetzen, künftig verzichten müssen: Lilly, der Dackel von Pohlus, ist nicht mehr mit an Bord. Er ist mit seinem Herrchen quasi in Ruhestand gegangen.

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