Starnberger See:Neue Diskussion über Seeanbindung

Die Folgen für die städtebauliche Entwicklung für Starnberg könnten dramatisch sein. Ein Vertrag aus dem Jahr 1987 wurde nicht erfüllt - und die Frage nach der Seeanbindung weiterhin offen. Jetzt steht eine Grundsatzentscheidung an.

Peter Haacke

Eine Nichterfüllung des 1987 geschlossenen Vertrags zwischen der Stadt und der Deutschen Bahn AG könnte dramatische Folgen für die städtebauliche Entwicklung Starnbergs haben. Dies ist das Fazit einer Veranstaltung des CSU-Mitgliederforums zum Thema "Seeanbindung", die am Dienstag in der "Schießstätte" stattfand. Auf Einladung des Ortsvorsitzenden Ludwig Jägerhuber referierten Stadtbaumeister Stephan Weinl sowie die renommierte Architektin und einstige Münchner Stadtbaurätin Professorin Christiane Thalgott. Für die rund 50 Teilnehmer - überwiegend interessierte Parteimitglieder, aber auch Stadträte von BLS, WPS und FDP - wurde es ein durchaus erhellender Abend, der wohl aber auch die Politik der Starnberger CSU in dieser Frage nicht unberührt lassen dürfte.

Seeanbindung

So schön könnte die Starnberger Seepromenade sein, wenn sich der Stadtrat endlich zu einer Neugestaltung im Rahmen des Projekts "Seeanbindung" aufraffen könnte. Doch noch riegeln fünf Bahngleise die Stadt von ihrem See ab.

(Foto: Visualisierung: Stadt Starnberg)

Vor der Stadtratssitzung am kommenden Montag ist jedenfalls wieder Bewegung in die alte Debatte um ein komplexes Thema gekommen. Nach 16 Monaten relativen Stillstands wird sich das Gremium erneut mit der Seeanbindung, dem vermutlich wichtigsten Aspekt der städtebaulichen Entwicklung, beschäftigen - und der Stadtrat wird eine Grundsatzentscheidung treffen müssen.

Jägerhuber markierte in seinem Eingangsreferat die historische Bedeutung der Bahn für Starnberg seit 1855 und rückte dabei insbesondere die Entwicklung seit 1987 in den Vordergrund: Vor 25 Jahren hatte die Stadt mit der Bahn AG den - bislang nur teilweise erfüllten Vertrag - geschlossen, der im Wesentlichen eine Übernahme des Areals am historischen Bahnhof See durch die Stadt vorsieht. Stadtbaumeister Weinl erläuterte detailliert den fortgeschrittenen Planungsstand des Projekts. Der Umbau der Bahnanlagen kostet nach derzeitiger Schätzung 41,3 Millionen Euro.

Thalgott widmete sich vor allem der Frage: Was passiert, wenn die Stadt den Vertrag nicht erfüllt? Die Antwort fiel ernüchternd aus: "Dann bleiben die Bahnflächen nicht zwingend frei", mahnte sie, "es gibt keine Null-Lösung". Denn die Bahn genieße auf sämtlichen bahneigenen Flächen Planungshoheit und uneingeschränktes Baurecht - mit möglicherweise verheerenden Folgen für die Stadt: Ungeachtet aller stadtplanerischer Wünsche könnten etwa mehrgeschossige Gebäude wie Hotels oder Verwaltungen am Seeufer entstehen. Auch habe die Bahn kein Interesse daran, Bahnhöfe zu verschönern, sondern wolle vielmehr Gewinne erzielen durch Veräußerung von Gebäuden und Grundstücken - ungeachtet der Funktionalität und Ästhetik von Bahnhöfen. Der 1987 mit der Bahn geschlossene Vertrag, der in dieser Form heute gar nicht mehr möglich wäre, biete der Stadt eine "hervorragende Chance".

Ex-Landrat Heinrich Frey geißelte in diesem Zusammenhang die Mutlosigkeit des Stadtrats und die Zerrissenheit der CSU-Fraktion. "Starnberg muss diesen Vertrag erfüllen", sagte er, "es gibt keine Alternative". Hannelore Hartmann beklagte ein Informationsdefizit, und Theo Beigl bedankte sich bei Thalgott für die umfassende Darstellung des Sachverhalts: "Sie haben uns die Augen geöffnet." Auch Hans Hruschka plädierte für die Projektumsetzung. Jägerhuber blieb skeptisch: "Seeanbindung ja, aber sie muss finanzierbar sein."

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