Umweltschutz:Wenn es nachts über den Starnberger See strahlt

Tutzing Midgardhaus

Hell erleuchtet ist die Gaststätte Midgardhaus in Tutzing allabendlich. Naturschützer kritisieren dies aus Gründen des Insektenschutzes, Seeanrainer fühlen sich durch das gleißende Licht gestört.

(Foto: Georgine Treybal)

Naturschützer kritisieren die Lichtquellen am Midgard-Haus als Insektenfallen. Der neue Wirt Alexander Urban signalisiert Gesprächsbereitschaft.

Von Sabine Bader

Es gibt Lichtquellen, die empfinden Tierschützer und Seeanrainer als so störend, dass sie sich mit ihnen nicht abfinden wollen: Zu den auffälligsten Scheinwerfern am Starnberger See zählen die Lichter am Midgardhaus in Tutzing, die abends gleißend hell übers Wasser strahlen. Vor gut zwei Jahrzehnten hat sie der frühere Pächter der Promi-Gaststätte, Fritz Häring, installiert, und schon damals hagelte es Proteste. Wer jetzt hoffte, dass die Scheinwerfer im Zuge der Renovierung der denkmalgeschützten Gaststätte abmontiert werden, der wird enttäuscht sein, denn das ist nicht geplant. Im Gegenteil: Für einen von ihnen wird sogar gerade eine neue Haltung gefertigt. Wenn sie fertig ist, sollen wieder beide Scheinwerfer und nicht wie derzeit nur einer erstrahlen. Allerdings hat man die alten Halogen-Leuchten durch LED-Lampen ersetzt.

Der neue Wirt im Midgardhaus, Alexander Urban, mag seine Beleuchtung: "Die ist doch schön." Und er betont: "Die Lampen werden jetzt nicht mehr heiß, so dass die Insekten daran nicht mehr verglühen." Für Lothar Hübner vom Bund Naturschutz in Tutzing ist dies allerdings nur ein schwacher Trost. Denn ihm geht es nicht nur um die Hitzeentwicklung der Lampen, sondern vor allem darum, dass die Insekten von dem gleißend hellen Licht angezogen und geblendet werden. Die Tiere verlieren dabei die Orientierung, berühren die Wasseroberfläche und kommen wegen ihres leichten Gewichts nicht mehr hoch. "Ihnen bleibt keine Chance", sagt Hübner.

Tutzing: Midgardhaus

Seit Pfingsten geben Alexander Urban (rechts) und sein Sohn Michael den Ton in Restaurant und Biergarten an.

(Foto: Nila Thiel)

Seit 40 Jahren ist Hübner leidenschaftlicher Naturschützer, und er gehört in der Tutzinger Ortsgruppe der Vorstandschaft an. Er fragt sich seit Jahren, was die Flutlichter am Midgardhaus überhaupt bezwecken sollen und fordert, die Anlage "ganz außer Betrieb zu setzen". Das Midgardhaus selbst sei doch ausreichend beleuchtet, da müsse man doch nicht auch noch den See anstrahlen.

Ebenso sieht es auch Peter Maier aus Ammerland. Der Apotheker wohnt an der südlichen Seestraße und fühlt sich seit Jahren durch die gleißend hellen Lichter am Ufer gegenüber gestört. "Man kann gar nichts dagegen tun, der Blick wird durch die helle Lichtquelle magisch angezogen", beschreibt er die Situation auf seiner Terrasse. Die Lampen leuchten nach seinen Angaben oft auch dann noch, wenn in der Gaststätte längst Feierabend ist.

Überhaupt fragt sich Maier: "Was rechtfertigt heute noch den Betrieb einer solchen Licht-Smog-Einrichtung? Hat es das Midgardhaus nötig, mit dieser Effekthascherei auf sich aufmerksam zu machen?" Maier bietet dem Tutzinger Gastronom jedenfalls an, ihn einmal auf seiner Terrasse zu besuchen und sich selbst eine Bild von der Situation zu machen. Mag sein, dass Urban das Angebot annehmen wird. Er sei, wie er zur SZ sagt, "jederzeit offen für konstruktive Kritik". Schließlich lasse sich nur dann eine Lösung für ein Problem finden, wenn man miteinander rede. Die alten Halogen-Leuchten am Parkplatz sollen nach seinen Angaben im zweiten Bauabschnitt ebenfalls gegen LED-Lampen ausgetauscht werden. Was die Betriebszeiten der Beleuchtung am Midgardhaus angeht, erklärt er: "Bei Dämmerung gehen die Lichter an, und sie werden ausgeschaltet, wenn unser Haus schließt. Alles andere würde für mich auch keinen Sinn machen."

Im Gespräch mit der SZ bezeichnet sich Alexander Urban sogar als echten Insektenfreund, der nicht nur beim Volksbegehren "Rettet die Bienen" unterschrieben, sondern auf seinem privaten Grundstück heuer auch eine Blühwiese angelegt habe. "Und mein kleiner Sohn macht übrigens gerade einen Imkerkurs in Inning", erzählt der Wirt.

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