Luxus:"Der Starnberger See ist noch nicht reif für ein Vier-Sterne-Superior-Hotel"

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Das "The Starnbergsee Hideaway" in Seeshaupt kommt offenbar nicht richtig in Schwung. Direktor Lars Kaiser will nun statt weiterer Zimmer eine Burnout-Klinik bauen.

Von Otto Fritscher, Seeshaupt

Es waren hochfliegende Pläne, die Lars Kaiser vor bald einem Jahr verkündete. Der Bauunternehmer und Immobilienentwickler aus Köln, der 2009 das ehemalige "Lido"-Grundstück in Seeshaupt gekauft hatte, wollte mit seinem "The Starnbergsee Hideaway" neue Maßstäbe für die Hotellerie im Fünfseenland setzen. 30 Zimmer, davon 15 Suiten, hat das für viel Geld errichtete Haus, das im englisch-französischen Landhaus-Stil eingerichtet ist. Eine der Suiten etwa ist nach Motiven aus dem "Dschungelbuch" von Rudyard Kipling eingerichtet, bei den Preisen war von bis zu 350 Euro pro Nacht die Rede. Dafür sollte - statt normaler Angestellter - ein Butler-Service für das Wohl der Gäste sorgen und ihnen unauffällig und diskret jeden Wunsch erfüllen.

Die Realität indes sieht anders aus. Das Hotel ist nun seit bald zehn Monaten geöffnet, aber richtig in Schwung gekommen ist es in dieser Zeit offenbar nicht. In einer Ecke des Geländes warten ein Bagger und eine Planierraupe auf ihren Einsatz, die Außenanlagen sind bei weitem nicht in dem "parkähnlichen Charakter", den Kaiser seinerzeit angekündigt hatte. Auch der Außenpool fehlt noch, was im Winter verschmerzbar wäre - aber im Hotel ist es an diesem Dienstagnachmittag ausgesprochen ruhig.

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Zwei Tische sind zur Kaffeezeit - oder sollte man in diesem Haus besser sagen: zur "Tea Time" - im Restaurant belegt. Die Preise für Zimmer und Suiten haben einen Rutsch nach unten gemacht. Rund 130 Euro werden in diversen Internet-Plattformen verlangt. Im Netz häufen sich in den Bewertungsportalen die Klagen über schlechten Service, zu teures Frühstück, mangelnde Öffnungszeiten des Hotelrestaurants und anderes. Gelobt werden fast unisono dagegen die Ausstattung der Zimmer und die Lage des Hauses direkt am See.

Zum Abendessen, das bislang in der Zeit von 18 bis 20.30 Uhr im Hotelrestaurant serviert wurde, sagt Kaiser: "Bei uns muss niemand die Gabel fallen lassen." Allerdings habe das Restaurant am Donnerstag- und Sonntagabend geschlossen. Und wie ist das mit dem 23 Euro teuren Luxus-Frühstück, mit dem man wohl auch Gäste von außen anlocken wollte? "Das gehobene Frühstück mit einer Etagere ist nicht verstanden worden", sagt Kaiser. "Nun gibt es halt ein Buffet." Ob sich Kaiser über schlechte Bewertungen in den Buchungsportalen ärgert? "In der Anfangsphase macht man Fehler. Wir kennen die Schwachstellen und werden daran arbeiten", erklärt der Investor.

Lars Kaiser führt mehrere Gründe an, warum das Starnbergsee Hideaway - "der Name soll sich von anderen Hotels unterscheiden" - nicht so angenommen wird, wie er es sich vorgestellt hat. "Der Starnberger See ist offenbar noch nicht reif für ein Vier-Sterne-Superior-Hotel", sagt er auf Anfrage der SZ. "Da bräuchten wir mehrere Mitbewerber, und der Starnberger See ist im Winter noch nicht als interessanter Standort erkannt." Außerdem habe es nicht geklappt, das Pharmaunternehmen Roche im nicht weit entfernten Penzberg als Partner zu gewinnen. "Dort gibt es einen regen Austausch von Mitarbeitern, die ja auch bei uns wohnen könnten", erklärt Kaiser seine vormaligen Vorstellungen. "Warum das nicht funktioniert hat, wissen wir nicht so genau."

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Um die Auslastung seines Hotels zu steigern, ist Kaiser nun auf eine neue Idee gekommen: Statt der bereits von der Gemeinde Seeshaupt genehmigten Anbauten für weitere 50 Zimmer will er nun in den beiden Baukörpern, die vor dem Hotel zur St.-Heinricher-Straße hin errichtet werden könnten, eine Klinik - "letztendlich ist das wohl der Fachbegriff" - für Burnout-Patienten errichten.

Dafür habe er bereits einen "strategischen Partner" an Bord, sagt er, den er namentlich nicht nennen will. Später schiebt er dann nach, dass es sich "um einen Professor handelt." Burnout-Patienten könnten dann dort behandelt werden, das Hotelrestaurant gleichzeitig als Speisesaal und die Wellness-Einrichtungen als Reha-Abteilung verwendet werden. Zudem seien viele Burnout-Patienten zwischen 40 und 50 Jahre alt, hätten gute berufliche Positionen und entsprechende Einkommen, fügt Kaiser hinzu. "Diese Menschen könnten bei uns zur Ruhe kommen und in sechs Wochen wieder fit gemacht werden", so der Investor. Hotel und Klinik - nach Kaisers Vorstellungen "eine Idee, die gut funktionieren kann. Vielleicht bringen die sogar ihre Familien mit."

Eine Idee, die bei den Seeshaupter Gemeinderäten allerdings auf wenig Gegenliebe stieß, sie ließen Kaiser fast einmütig abblitzen. Dieser will aber nicht aufgeben, und die Pläne nochmals vorstellen. Ob diese Erfolg haben werden, ist indes fraglich. Seeshaupts Bürgermeister Michael Bernwieser spricht zwar im Zusammenhang mit dem gewünschten Klinik-Neubau von einem "edlen Vorhaben" und einem "Konzept, das an sich nicht schlecht ist", verweist aber darauf, dass "wir hier direkt am See lieber ein jahrzehntelang gehegtes touristisches Objekt im Vordergrund behalten wollen", sprich: "Das Hotel ist ein touristischer Magnet."

Im Hotel ist nun Barbara Koch seit September als "Direktion vor Ort" tätig, als Hoteldirektor bezeichnet sich Lars Kaiser selbst. Momentan führt sie ein Team von fünf Mitarbeitern, und versucht, den Besuch anzukurbeln. Zwar sei man über Weihnachten "zu etwa drei Viertel" ausgebucht, aber die Einheimischen aus der Umgebung finden bislang offenbar nur selten ins Haus. Helfen sollen nun eine Jazz-Lounge am Freitagabend; "Chill-out-Beats" sollen am Samstagabend in der mit schweren Ledercouches ausgestatteten Lounge für entspannte Stimmung sorgen, und am späten Sonntagnachmittag will Koch alle 14 Tage "Klassik zur Tea Time" anbieten.

Dieser Tage wird das Klavier gestimmt, und um Musiker zu bekommen, will sich Koch an Musikschulen in der Umgebung wenden. "Hier im Hotel können sich Nachwuchskünstler auch einmal ausprobieren", lockt sie. Und wie sieht es mit dem Butler-Service aus, der zum Soft-Opening im vergangenen Februar angekündigt worden war. Kaiser sagt durch die Blume, dafür sei wohl die Zeit noch nicht reif, Barbara Koch sagt es drastischer: "Butler-Service? Ich habe noch nicht mal einen, der die Koffer trägt."

Klaus Götzl, stellvertretender Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg und zuvor lange Jahre hiesiger Tourismus-Chef, hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Seeshaupter Hotel gemacht. "Wir haben mehrmals eine Zusammenarbeit angeboten, aber keine Antwort bekommen." So kommt es, dass das Starnbergsee Hideaway nicht im aktuellen Gastgeber-Verzeichnis für die Saison 2019 aufgeführt ist.

Auch ihm sind Klagen über mangelhaften Service wie eine nicht besetzte Rezeption oder zu kurze Zeiten für das Abendessen im Hotelrestaurant bekannt. "Das passt nicht zu den Kernwerten unserer Region, die etwa ,wertschätzend' und ,erstklassig' heißen", sagt der Tourismus-Experte. Die Pläne, vor dem Hotel eine Art Klinik zu errichten, findet Götzl "mehr als überraschend". "Wir haben kaum schönere Standorte für ein Hotel am See", sagt Götzl, "das müsste eigentlich laufen wie geschnitten Brot und dürfte keinerlei Belegungsprobleme haben." Auch dass das benachbarte, aber eigenständig geführte Restaurant "Haus am See" für zwei Monate von Mitte Januar an schließt, hält Götzl für "nicht zielführend".

Vielleicht ist ja auch das Schild bezeichnend, das auf den Stufen vor dem Eingang steht: "Bitte klingeln." Erst aufs Verlangen hin wird die Tür geöffnet. "Das gehört zu unserer Philosophie der Privatsphäre, Gäste so zu empfangen", erklärt Kaiser. Vielleicht wird aber auch dies bald nicht mehr so sein. "Möglicherweise werde ich das Haus von Januar an für ein Vierteljahr schließen", sagt Kaiser. Die Entscheidung darüber soll in den nächsten Tagen fallen.

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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