Süddeutsche Zeitung

Starnberger See:Akute Personalnot in Kindergarten

Die Einrichtung St. Maria im Berger Ortsteil Aufkirchen muss eine Gruppe schließen, Erzieherstellen sind unbesetzt. Die Leitung bittet Eltern, auf einen Betreuungsplatz zu verzichten.

Von Sabine Bader

Dramatischer könnte die Situation kaum sein: Im katholischen Kindergarten St. Maria in Aufkirchen ist die Personalnot so groß, dass man jetzt eine der drei Gruppen auf unabsehbare Zeit schließen muss. Auch eine komplette Schließung des Kindergartens steht im Raum. Denn etliche Mitarbeiterinnen sind für längere Zeit erkrankt. Von den umgerechnet sechs Vollzeitstellen seien nur rund vier besetzt, heißt es dazu aus dem Erzbischöfliches Ordinariat in München. Bislang haben die verbleibenden Betreuerinnen versucht, die Lücken durch Mehrarbeit so gut es geht zu kompensierten. Doch auch sie sind längst an ihrer Belastungsgrenze.

Trotz aller Anstrengungen - eine Entspannung ist nicht in Sicht. Denn die Kirche findet kein neues Personal im Erziehungsbereich. Auch wenn das Stellengesuch nicht nur im Pfarrbrief, sondern auch auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht ist. "Bewerbungen auf die Stellenanzeigen sind bislang nicht eingegangen," teilt Hendrik Steffens von der Pressestelle des Ordinariats München mit. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.

In einem Brandbrief hat sich Christine Grimm, die Verwaltungsleiterin des Kita-Verbunds Schäftlarn-Aufkirchen, der auch für die Einrichtung in Aufkirchen zuständig ist, kürzlich an die betroffenen Eltern gewandt: "Fakt ist, dass wir die von Ihnen gebuchten Betreuungszeiten mit dem derzeit zur Verfügung stehenden Personal nicht stemmen können, zusätzliche Mitarbeiter finden wir momentan nicht." Die Folge: Man müsse "massiv Betreuungsstunden" kürzen und umstrukturieren. Das sieht dann so aus: Bis auf Weiteres wird es nur noch zwei Kindergartengruppen in St. Maria geben. Diese Einschränkung kam nicht bei allen Eltern gut an. Eine Mutter hat sich in einem Schreiben im Namen der Interessengemeinschaft Kinder und Jugendliche sogar an Ministerpräsident Markus Söder persönlich gewandt und ihn gebeten, Abhilfe zu schaffen. Denn nach ihrer Ansicht ist für den Personalmangel in der katholischen Einrichtung die schlechte Bezahlung des kirchlichen Arbeitgebers verantwortlich.

Was den verbliebenen Betreuerinnen zusätzlich zu schaffen macht, sind die Corona-Hygienebestimmungen, die die Abläufe erschweren. Die Gruppen müssen nämlich strikt von einander getrennt betreut werden. Die Schließung der dritten Gruppe ermögliche es den Kindergärtnerinnen, diese "zentrale Corona-Auflage zu erfüllen", schreibt Grimm. Und weiter: "Da lediglich 25 Kinder pro Gruppe erlaubt sind, müssen in der Regel fünf Kinder täglich zu Hause bleiben." An dieser Stelle bittet sie um die Mithilfe und die Solidarität der Eltern und darum, kurzfristig mitzuteilen, zu welchen Zeiten man auf die Betreuung des eigenen Kindes im Kindergarten verzichten könne. "Wer freiwillig sogar komplett auf einen Kindergartenplatz verzichten möchte, dem versichere ich, dass er ab September 2021 zuverlässig den Kindergartenplatz in St. Maria haben wird. Ohne Wenn und Aber!", schreibt Grimm in ihrer Not. Grimm ist mit der Resonanz auf ihren Aufruf zufrieden. "Die meisten Eltern sind kooperativ", sagt sie zur SZ.

Auch im Berger Rathaus versucht man alles, um dem Kindergarten aus seiner Notlage und bei der verzweifelten Suche nach neuem Personal zu helfen, auch wenn die Gemeinde nicht der Träger der Einrichtung ist. So hat Bürgermeister Rupert Steigenberger den Verantwortlichen zugesagt, dass die Gemeinde für Angestellte des Kindergartens St. Maria eine Dienstwohnung zur Verfügung stellt, deren Mietpreis unter der marktüblichen Summe liegt. "Das ist unser Beitrag, den wir zur Lösung des Problems beisteuern können", erläutert Steigenberger die Anstrengungen der Gemeinde zur SZ. Außerdem spendiert er aus seinem Bürgermeister-Etat 300 Euro Prämie an denjenigen, der eine Betreuungskraft vermittelt.

Auch habe die Gemeinde bereits Kontakt mit der Großtagstagespflege für Buben und Mädchen unter drei Jahren in Berg aufgenommen. Sie wird laut Ankündigung von 1. Februar an mit ihrer Arbeit starten. Die Großtagespflege habe sich dazu bereit erklärt, diejenigen Kinder unter drei Jahren, die jetzt schon im katholischen Kindergarten betreut werden, aufzunehmen. Auch das entlaste die Tagesstätte in Aufkirchen. Am 1. April startet laut Bürgermeister Steigenberger darüber hinaus auch die neue Kinderkrippengruppe des Montessori-Vereins auf Gut Biberkor ihre Arbeit.

Der Berger Rathauschef kündigt an, dass er am Donnerstag, 14. Januar, per Videokonferenz mit den Verantwortlichen noch einmal über das Problem beraten werde.

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Quelle:
SZ vom 11.01.2021
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