Kino:Hollywood am Starnberger See

Die Region war schon Kulisse großer Produktionen und kultiger Serien - von "Raumpatrouille Orion" bis "Colonia Dignidad". Der Landkreis will nun noch mehr Regisseure anlocken.

Christine Setzwein

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COMMANDO SPATIAL LA FANTASTIQUE AVENTURE DU VAISSEAU ORION RAUMPATROUILLE DIE PHANTASTISCHEN ABE

Quelle: Imago

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Wo heute Golfer ihre Runden drehen, ist schon mal ein Raumschiff gelandet: mitten auf dem Feldafinger Golfplatz, auf einer Wiese südlich des alten Clubhauses, die Raumpatrouille Orion mit Kommandant Cliff Alister McLane alias Dietmar Schönherr. Es war allerdings eine Attrappe, die Mitte der Sechzigerjahre von den Filmleuten im Lenné-Park platziert wurde. Die "Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" war die erste deutsche Science-Fiction-Serie im Fernsehen. Die fünfte Folge heißt "Der Kampf um die Sonne" und spielt auf dem grünen Planeten Croma, der von Frauen regiert wird. Selbstverständlich schafft es Commander McLane, auch im Matriarchat alle Probleme zu lösen. Zu sehen ist, wie das Raumschiff anfliegt, also Luftaufnahmen vom Lenné-Park und der Roseninsel bis hin zur Landung auf dem Golfplatz unterhalb der Maffei-Kapelle. Die Szene, in der Vivi Bach ihrem Filmehemann Dietmar Schönherr Tee serviert, wurde im Schlosspark Höhenried bei Bernried gedreht.

Tutzing Udo Hahn Evangelische Akademie Tutzing Regisseur Oliver Stone

Quelle: EAT-Archiv

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In einer Geheimoperation drehte US-Filmregisseur Oliver Stone (li.) in der Evangelischen Akademie Tutzing Szenen für seinen Film "Snowden". Schloss und Park fungierten im Drama über den wohl bekanntesten Whistleblower der Welt, den US-Amerikaner Edward Snowden, als Set für einen eleganten Empfang. Den hatte der amerikanische Botschafter tatsächlich in seiner Residenz in Genf gegeben. Der Dreh in Tutzing lief 2015 unter absoluter Geheimhaltung, das gesamte Filmprojekt unter dem Codenamen "Sasha". Bis zuletzt befürchteten Stone und Produzent Moritz Bormann, die Filmarbeiten könnten von der NSA überwacht und ausspioniert werden. Akademiedirektor Udo Hahn (re.), der eine Komparsenrolle als deutscher General übernehmen durfte, erinnert sich an den großen Aufwand der internationalen Filmproduktion. Vor Ostern einen festlichen Sommerempfang zu inszenieren, sei nicht einfach gewesen. Auch Michael "Bully" Herbig nutzte den Schlosspark, er drehte dort für "Wechseljahre einer Kaiserin".

helmut berger und romy schneider beim Visconi-film Ludwig II. foto: SZ.Archiv

Quelle: SZ-Archiv

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Für die Originalschauplätze am Starnberger See entscheidet sich Luchino Visconti 1972, als er seinen Film "Ludwig II." mit Romy Schneider und Helmut Berger in den Hauptrollen dreht. Allerdings machen ihm die Wittelsbacher einen Strich durch die Rechnung: Denn sie verweigern den Zutritt zu Schloss Berg, wo der unglückliche König als Gefangener die letzten Stunden seines Lebens verbringt, bevor er am 13. Juni 1886 in unmittelbarer Nähe des Schlosses ums Leben kommt. Als Profi weiß sich Visconti schnell zu helfen und verlegt das tragische Geschehen kurzerhand ins damals noch unrenovierte Schloss Possenhofen. Dem Gebäude werden Zinnen aus Styropor verpasst und ein neuer Anstrich, den der Regen allerdings postwendend wieder abwäscht. Auch auf der Roseninsel darf die Crew drehen. Die Königstreuen reagieren entsetzt. Sie sehen das Ansehen des Monarchen in Gefahr. Gegner der Filmaufnahmen drohen laut Boulevardzeitungen sogar damit, die Roseninsel in die Luft zu sprengen.

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Quelle: Majestic / Vaz Palma

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"Das ist super geeignet. Das ist toll, wenn der Ort so viel Charakter mitbringt, das Echte, die Patina. Das ist schwer nachzubauen." So schwärmt der Filmproduzent Benjamin Herrmann aus Berlin heute noch von der Asklepios-Klinik in Gauting. Auf dem Gelände hat er vor fünf Jahren Szenen für den Film "Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück" gedreht. Für eine Woche standen die wichtigsten Hauptdarsteller dort vor der Kamera, unter anderem Emma Watson (im Bild) und Daniel Brühl. Regie führte damals Florian Gallenberger aus Planegg. Der Film spielt in der deutschen Auswanderer-Kolonie in Chile, in der es zu Zeiten des Pinochet-Regimes zu Folter, Kindesmissbrauch und zu Morden gekommen war. Watson und Brühl haben dort zum Beispiel in ihren Rollen als Lena und Daniel einen Fluchtversuch gedreht. Für die Dreharbeiten wurden leer stehende Gebäude im rückwärtigen Teil des Klinikgeländes und alte Holzbaracken genutzt. Für das Filmteam war es auch angenehm, dort ungestört arbeiten zu können, ohne auf Nachbarn Rücksicht nehmen zu müssen.

Filmaufnahmen zu Troja 1923 in Schlagenhofen am Wörthsee

Quelle: Filmmuseum München

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Die Kulisse hätte nicht besser sein können: ein Hügel, auf dem sich die Zinnen der 200 Meter langen und sieben Meter hohen trojanischen Stadtmauer in den blauen Himmel strecken, eine Wiese, auf der Hunderte Griechen und Trojaner mit Pfeilen und Speeren aufeinander losgehen, und im glasklaren türkisfarbenen Wasser des Wörthsees eine Seeschlacht mit 70 Schiffen und Flößen. Troja am Wörthsee? Ja, vor genau 96 Jahren wurde in Schlagenhofen der Monumentalfilm "Helena - Der Untergang Trojas" gedreht. Ein Riesenspektakel für die Seeanrainer, die sich lieber als Komparsen anstellen ließen anstatt auf den Feldern und in den Wirtshäusern zu arbeiten. Und eine Goldgrube für die Bauern und Wirte, die Grund verpachteten und die Schauspieler versorgten und unterbrachten. Regisseur war Manfred Noa, die Hauptdarsteller hießen Edy Darclea (Helena) und Wladimir Gaidarow (Prinz Paris). Die Uraufführung des dreieinhalbstündigen Stummfilms, der aus den zwei Teilen "Der Raub der Helena" und "Die Zerstörung Trojas" bestand, fand Anfang 1924 in Berlin statt.

Starnberg,  Alexandra Högner GWT

Quelle: Georgine Treybal

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Um weitere Regisseure und Produzenten in den Landkreis zu locken, baut die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung nun eine Datenbank mit Drehorten für Filme aller Art auf, eine Sammlung von Filmlocations, wie es auf Denglisch heißt. Das ist die Aufgabe der neuen Regionalmanagerin Alexandra Högner, einer jungen Frau aus Unterbrunn: "Ob traditioneller Bauernhof oder modernes Firmengebäude, Parkbank mit Bergblick, Bootshaus, Tante-Emma-Laden oder urige Werkstatt - wir sammeln besondere Gebäude und Orte der Region, die als Drehorte interessant sein könnten."

© SZ.de/of/bad/manu/rzl/csn/dac
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