Starnberger See:Explosive Funde

Polizeitaucher finden im Starnberger See erneut Sprengkörper aus Bundeswehrbeständen, das "Paradies" ist für Besucher aber wieder freigegeben.

Armin Greune

Sprengstoffspezialisten der Polizei haben am Mittwoch eine weitere Granate aus dem Starnberger See geborgen. Die Nebel-Handgranate aus Bundeswehrbeständen fand sich vor dem Badegelände "Paradies", wo ein Schlauchbootfahrer bereits am Karfreitag zwei Rauch- und Blendgranaten entdeckt hatte. Nachdem gestern vier Taucher den Seeboden rund um den sogenannten Steg 1 stundenlang abgesucht hatten, konnten die Behörden das Areal am Mittag wieder für Besucher freigeben.

Granatensuche im Starnberger See  Polizei sucht Kampfmittel

Granatensuche im Starnberger See Polizei sucht Kampfmittel Possenhofen Kampfmittelsuche der Polizei im Starnberger See - Polizei sucht mit zwölf Mann nach Sprengkörpern im Badegelände Paradies

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Für mich ist das Wichtigste, dass nun eine Gefahr für die Badegäste ausgeschlossen werden kann", sagte Starnbergs Polizeichef Norbert Reller am Einsatzort. Nachdem er am Dienstag aus dem Urlaub zurückgekehrt war, hatte er die Tauchergruppe der Bereitschaftspolizei angefordert: Er wollte sicherstellen, dass sich ein Zufallsfund wie am Freitag nicht wiederholt. Denn der Schlauchbootkapitän sei mit der Granate sehr fahrlässig umgegangen, als er sie aus dem Wasser hob und auf den Steg am Ufer ablegte. Polizei und Feuerwehr hatten umgehend eine großräumige Bergungs- und Sicherungsaktion eingeleitet. Nachdem auch die zweite Granate aus etwa acht bis zehn Metern Wassertiefe heraufgeholt wurde, entschärften Spezialisten der Kampfmittelbeseitigung aus München die Geschosse an Ort und Stelle: "In beiden steckte noch der Sicherungsstift drin", sagte Reller.

Am Mittwochmorgen rückte Gruppenführer Wolfgang Hering mit einem vierköpfigen Taucherteam der Bereitschaftspolizei aus Dachau an. Fast zwei Stunden lang durchkämmten die mit Schnorchel und Pressluftgeräten ausgestatteten Spezialisten den Seegrund nördlich der DLRG-Hütte. Entlang eines Uferbereichs von 300 Metern Länge wurde der Boden bis zu einer Tiefe von vier Metern abgesucht. Im hüfthohen Wasser stießen die Beamten dann auf die Nebelgranate. Der Fundort im Wasser wurde markiert, Bergung und Transport übernahmen die Sprengstoffexperten aus München.

"Der Strand ist sicher", konnte Hering gegen elf Uhr feststellen: Es sei "ein kleiner, aber sehr erfolgreicher Einsatz" gewesen. Für ihn und seine Taucher ist der Starnberger See eine vertraute Umgebung: Immer wieder finden dort Übungen statt; auch an der Bergung von verunglückten Sporttauchern vor der Seeburg war das Dachauer Team schon beteiligt. Einen Großeinsatz hatten Hering und seine Gruppe im September 2008, als vor Niederpöcking ein zwei Meter langer und 400 Kilo schwerer Torpedo der Wehrmacht entdeckt worden war. Er musste zwei Tage später in 23 Metern Tiefe gesprengt werden. Die Granaten, die am Freitag und Mittwoch geborgen wurden, sind deutlich neueren Datums. Reller glaubt, dass zumindest zwei der Sprengkörper erst einige Monate im Wasser lagen - darauf deuteten die kaum verrosteten Sicherungsstifte hin. Woher die Bundeswehr-Munition stammt und wer sie im See entsorgt hat, ist unklar: "Auf unsere Anfrage hin hieß es, die Granaten seien Massenware", sagt Reller - eine Identifizierung könnte schwierig werden. Dennoch werde die Kripo weiter ermitteln.

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