Starnberger See:Ein Hauch von Traumschiff

Siegfried Rauch, früher in den Weltmeeren vor der Kamera unterwegs, erklimmt noch mal eine Brücke. Auch wenn es nur die der "Seeshaupt" ist. Dort wird er von Finanzminister Söder zum Ehrenbotschafter der Seenschifffahrt ernannt

Von Christiane Bracht, Starnberg

Auf der Brücke der MS Seeshaupt ist es eng geworden - sehr eng. Die Fotografen recken ihre Kameras in die Höhe, um noch ein Bild zu erhaschen, dazwischen drängen sich große Filmkameras mit Mikro um das Steuerungspult. Ein Klicken und Blitzlichtgewitter. Kapitän Franz Eisele, der sonst sein Reich dort hat, um die Runden auf dem See zu drehen, muss draußen warten. An seinem Platz steht heute Finanzminister Markus Söder und grinst: "Erster Kapitän zu sein, das ist mein Ziel." Zur Show schnappt er sich ein Fernglas. Er ist schließlich der Chef der "Bavarian Navy", wie er selbst sagt.

An seiner Seite steht Siegfried Rauch, der Traumschiffkapitän. Souverän blickt er in die Kameras, so wie Millionen Fernsehzuschauer ihn kennen. Manchmal huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Seine Uniform hat er zwar schon vor etwa drei Jahren abgelegt, das Traumschiff steuert seitdem ohne ihn über die Ozeane. Doch am Starnberger See setzt er die Kapitänsmütze gern noch einmal auf. Söder hat sie dem 83-Jährigen am Montag überreicht. Rauch ist jetzt Ehrenbotschafter der Bayerischen Seenschifffahrt.

Siegfried Rauch wird Botschafter der Bayerischen Seenschifffahrt; Ernennung durch Finanzminister Markus Söder

Siegfried Rauch hat in der gleichnamigen TV-Serie das Traumschiff gesteuert. Nun darf er sich Ehrenbotschafter der Bayerischen Seenschifffahrt nennen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Die MS Seeshaupt ist ein kleines Traumschiff und der Starnberger See ist der Königssee und er wirkt auch noch immer so", erklärte Söder, warum er die Ernennung gerade hier vorgenommen hat. Wenn man Rauchs Erzählungen zuhört, wäre der Ammersee eigentlich viel passender gewesen. "In den ersten sechs Jahren bin ich am Ammersee aufgewachsen und wollte immer zum Dampfersteg, um die riesen Schiffe zu bewundern", erzählt der Schauspieler. Ihn habe es fasziniert, wie die Dampfer anlegten. Enttäuscht sei er nur gewesen, dass er den Kapitän nie sah.

Aber sein Berufswunsch beeinflusste das nicht: "Andere Kinder wollten Lokomotivführer werden und mit der stinkenden Bahn herumfahren, ich wollte Kapitän werden." Und das ist er ja im weitesten Sinne auch geworden. Die Entscheidung traf seinerzeit der Berliner Regisseur Wolfgang Rademann. "Ich habe 15 Schauspieler auf meiner Liste stehen. Sie haben die meisten Punkte bekommen. Außerdem steht Ihnen die Mütze am besten", habe Rademann am Telefon gesagt, erinnert sich Rauch. Auch den ersten Drehtag hat der 83-Jährige nie vergessen und er erzählt den Journalisten die Anekdote, wie er aufgeregt in seiner Kabine saß, als man ihm sagte, er solle zur Brücke hochkommen. Rauch machte sich auf den Weg, grüßte die Passagiere lächelnd - so wie man es eben aus den vielen Folgen des Traumschiffs kennt, als ihm plötzlich einfiel: "Wo ist eigentlich die Brücke?" Er fuhr erst einmal in den achten Stock hinauf, ging den Flur entlang, aber er fand keine Tür. In seiner Not entschied er, zwei Passagiere zu fragen. "Sie haben schon mal bessere Witze gemacht", antworteten diese nur. In einem Parallelgang fand er die Brücke dann doch noch. Fast jeder Sender wollte die Geschichte exklusiv hören und so wiederholte sie Rauch geduldig ein paar mal.

Vier Millionen Euro Gewinn

Die Bayerischen Seenschifffahrt hat nicht nur Tradition, sie spült auch Geld in die Kassen. In den vergangenen fünf Jahren haben die Flotten am Königs-, Tegern-, Ammersee und Starnberger See rund vier Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet, so Finanzminister Markus Söder. Klar musste das staatliche Unternehmen auch einiges investieren. Seit dem Jahr 2000 sind etwa 26 Millionen Euro in die Schiffe investiert worden. Vor vier Jahren wurde die MS Seeshaupt zu Wasser gelassen, heuer beginnt noch der Bau der neuen MS Utting. "Die Gesellschaft konnte alle Investitionen aus Eigenmitteln finanzieren", betont Finanzminister Markus Söder. Insgesamt 33 Schiffe drehen auf den vier Seen ihre Runden. Auf allen ist inzwischen Wlan eingerichtet und das wird wohl auch gerne genutzt. Aber nicht nur die Schiffe sind technisch auf dem neuesten Stand, auch die Mole in Starnberg ist nun für 1,6 Millionen Euro saniert worden. Rund 160 Mitarbeiter beschäftigt die Seenschifffahrt, in Starnberg sind 30 von ihnen tätig. cb

"Siegfried Rauch ist der beste Botschafter, den wir haben können. Er ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt", freute sich indes Söder und schwärmte vom Traumschiff, das sich "jeder angesehen hat, was aber keiner zugeben will." Rauch habe den Kapitän "menschlich, souverän und stattlich gespielt. Eben so wie man sich einen Kapitän vorstellt", sagte der Minister. Aber warum braucht die Seenschifffahrt einen Botschafter? Glaubt man Söder, steht das staatliche Unternehmen bestens da. In den vergangenen fünf Jahren konnte sich Söder über 6,6 Millionen Passagiere freuen - ein Rekord. Trotz des verregneten Mai und Juni ist er zuversichtlich am Ende der Saison wieder eine gute Bilanz zu haben - vielleicht sogar einen neuen Rekord. Dennoch soll Rauch als Ehrenbotschafter "die Schifffahrt stärken", erklärte der Minister. Dass der Traumschiffkapitän der Richtige ist, zeigte sich schon bei den Journalisten: Viele legten Wert auf ein Selfie mit dem Schauspieler. Söder reagierte fast schon etwas eifersüchtig: "Mit mir nicht?"

"Die Auszeichnung ist eine große Ehre", so Rauch. "In der Fremde lernt man die Heimat sehr zu schätzen." In den letzten Jahren seiner Traumschiffkarriere habe er immer öfter am Laptop gesessen und sich Bilder aus dem bayerischen Oberland angeschaut, gibt er zu. Jetzt lebt er südlich von Seeshaupt und ist natürlich auch gelegentlich am Starnberger See.

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