Starnberger See:Dampfersteg im Biergarten

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Seit zwei Jahren ist die Anlegestelle in Ammerland Geschichte. Nun hat eine Fischerfamilie zu Holz und Hammer gegriffen.

Von Sabine Bader, Münsing

Jetzt ist die Welt in Ammerland wieder in Ordnung: Denn der Münsinger Ortsteil hat endlich wieder einen eigenen Dampfersteg. Gut, er ist mit seinen sechs Metern deutlich kleiner ausgefallen als sein Vorgänger. Und direkt am Wasser liegt er auch nicht, sondern im Biergarten der Fischerfamilie Sebald. Eine Bootsanlegestelle im Garten. So etwas hat nicht jeder. Auf die Idee ist Fischer Matthias Sebald gemeinsam mit seinem Sohn kürzlich beim Feierabendbier gekommen. "Ich bin als Kind mit dem Dampfersteg aufgewachsen. Für mich gehörte er einfach dazu", erzählt der 58-Jährige. "Doch weil wir jetzt in Ammerland keinen eigenen Steg mehr haben, hab' ich eben selbst einen gebaut - quasi als Ersatz."

Seit zwei Jahren gibt es die Anlegestelle vor dem "Hotel am See" nun schon nicht mehr. Vorausgegangen war eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen der Bayerischen Seenschifffahrt und dem Eigentümer des Hotels, dem das Grundstück gehört. Eine Einigung der Parteien war nicht in Sicht. Und so ließ die Schifffahrt im November 2018 den letzten Pfahl der Anlage aus dem Seegrund ziehen. Damit war der Ammerlander Dampfersteg Geschichte.

Wer jetzt auf der Seestraße radelt oder spazieren geht, muss unweigerlich schmunzeln über den Steg im Biergarten und das Schild mit der Aufschrift "Ammerland", so als säße man auf einem Dampfer, der sich der Anlegestelle nähert. Auf der anderen Stegseite hat Sebald eine Metalltafel angebracht, die einen historischen Fahrplan aus dem Jahr 1927 zeigt - den Nachbau hat er in Hamburg entdeckt. Und weil der Coup für ihn erst perfekt wird, wenn am Steg auch ein echtes Schiff anlegen kann, hat er auf der Insel Rügen ein altes hölzernes Fischerboot gekauft und es nach Ammerland transportiert. Derzeit renoviert er das Schiff im Stadel, um es danach neben seinem Biergarten-Steg zu platzieren.

Eine Prise Humor gehört für Sebald einfach zum Alltag dazu. "Jetzt gibt es in Ammerland auch wieder was zu reden", sagt er bezogen auf seine Aktion. "Sonst würde es ja langweilig."

© SZ vom 01.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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