Mehrere aufgeständerte Holzhäuser, die an die 6000 Jahre alten Pfahlbauten vor der Roseninsel erinnern und den Hotelkomplex dahinter verdecken sollen: Der neue Entwurf für das Hotel "Forsthaus am See" in Possenhofen begeisterte am Donnerstag den Pöckinger Gemeinderat. Mit 15 zu vier Stimmen hat das Gremium die Planungen befürwortet. Das Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungs- und Erschließungsplan wird eingeleitet. Die Grünen allerdings befürchten, dass sich mit der Hotelerweiterung das Verkehrschaos verstärken werde. Sie stimmten geschlossen dagegen.
Das Hotel wurde in den 1970er-Jahren gebaut und hatte einen guten Ruf bei den Gästen. Da eine Sanierung der nur 22 Zimmer jedoch unrentabel war, wurde es im Jahr 2016 geschlossen. Bis zum Abriss des Bestands ist das Restaurant, in dem in den 1980er- und 1990er-Jahren viel Prominenz bei Wirt Otto Robl feierte noch temporär verpachtet. Schon 2013 hatte sich seine Tochter Eva Robl um eine Erweiterung bemüht. Laut einer von ihr beauftragten Machbarkeitsstudie lässt sich ein Vier-Sterne-Hotel erst ab 120 Zimmern wirtschaftlich betreiben.
Geplant sind 90 bis 100 Zimmer. 2018 wurde der Entwurf eines Bozener Architekturbüros befürwortet. Dann gab es einen Architektenwechsel und das Pöckinger WSM-Team um Florian Wiesler hatte die Idee, das Hotel als "Hüttendorf" anzuordnen. In der Uferzone befinden sich die Holzhäuser mit den Restaurants und Biergarten. Die drei bis vierstöckigen Satteldachbauten für den Hotelbetrieb mit Wellnessbereich sind in dem Wald am Hang geplant.
Schon im früheren Entwurf war die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet von 8000 Quadratmetern befürwortet worden. Nun sind laut Wiesler zusätzlich 2000 Quadratmeter erforderlich. Wie Schnitzler betonte, müssen dafür aber an anderer Stelle entsprechende Wald-Ausgleichsflächen zur Verfügung gestellt werden. Die restliche Ausgleichsfläche wird mit der Renaturierung des Bachs an der Grundstücksgrenze geschaffen. Da Feldafing Eigentümer dieses Baches ist, ist dafür die Zustimmung der Nachbargemeinde erforderlich.
Nach Ansicht von Bürgermeister Rainer Schnitzler erzählt der Entwurf mit seiner Orientierung an den Pfahlbauten eine Geschichte. Es sei "ein besonderes Hotel für einen besonderen Ort". Sein Vize Albert Luppart (PWG) war ebenfalls voll des Lobes. Eine derartige Hotelanlage in dieser exponierten Lage sei "Champions League" und "ein Gewinn für den Starnberger See", sagte er. Unisono wurde die Verwendung von Naturmaterialen sowie das nachhaltige Energiekonzept gewürdigt. Trotz des Eingriffs in das Landschaftsschutzgebiet wurde der Entwurf auch von den Grünen befürwortet. Sie kritisierten jedoch die zusätzliche Verkehrsbelastung durch die Hotelerweiterung. "Ist ein Tagungshotel in Zeiten von Corona noch up to date?", fragte Sabine Stolicka (Grüne).
Nach Angaben des Architekten Florian Wiesler machen Tagungen aber nur einen kleinen Teil des Konzepts aus. Ein Hotel in dieser Lage werde insbesondere für Hochzeiten gebucht, sagte er. Auch die Bedenken von Simone Greve (Grüne), dass zu wenig Parkplätze zur Verfügung stehen, teilte er nicht. Es sind 135 Stellplätze geplant, obwohl laut Wiesler nur 97 vorgeschrieben seien. Schnitzler wies auf die Verkehrszählung aus dem Jahr 2019 hin, wonach sich das Chaos auf nur wenige Sommertage im Jahr beschränkt.
Dem Gutachten zufolge nimmt der Verkehr durch den Hotelbetrieb um etwa 20 Fahrzeuge pro Stunde zu. Das sei zu verkraften, heißt es in dem Papier. Die Königinstraße ist eine Sackgasse und verfügt über keinen Wendehammer. Das Problem des Parksuchverkehrs könnte nach dem Vorschlag des Verkehrsgutachters entschärft werden über elektronische Anzeigetafeln. Autofahrer könnten bereits an der Staatsstraße informiert werden, wenn alle Parkplätze belegt sind.