Acht Meter hohe Brecher, entwurzelte und angeschwemmte Baumstämme, unterspülte Ufermauern, zerschmetterte Stege: Das Jahr 2023 geht am Ostufer des Ammersees mit einer regelrechten Sturmflut zu Ende. Der mächtige Wellenschlag versetzt an Herrschings Promenade Kiesberge und begräbt einen Teil der Parkbänke bis zur Sitzfläche unter Geröll. Die Kombination von stürmischem Westwind bis Stärke Neun und hohem Wasserspiegel richtet erhebliche Schäden an: Zehn Bootsstege – darunter alle drei in Gemeindeeigentum – werden bis zum 26. Dezember zerlegt. Der Ammersee hat den restlichen Monat über Hochwasser, erst am 2. Januar sinkt der Pegel wieder unter die Meldestufe 1. Doch die sollte im Laufe des Jahres noch einmal um einen halben Meter übertroffen werden.
Das winterliche Sturmtief „Zoltan“ hinterlässt in der Herrschinger Bucht erst einmal zig Tonnen von Müll und Treibholz, und setzt den Kurpark flächig unter Wasser. Wege sind nicht mehr begehbar, die unterspülten Ufermauern im Bereich des Seehofs müssen aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. In einer ersten Solidaritätsaktion beseitigen Bürger, Bauhof und Reservisten der Bundeswehr rund 40 Tonnen Kies, die Gemeinde bessert den löchrigen Asphalt aus.
Der Stegbau kann erst im April in Angriff genommen werden, aber noch bevor die Instandsetzung abgeschlossen ist, kommt schon die nächste Flut: Am 2. Juni steigt der Ammersee wieder für drei Wochen über die Hochwasser-Meldestufe 1, kurzzeitig wird sogar Stufe 3 erreicht. Die Schifffahrt auf dem Ammersee wird für elf Tage eingestellt, der Fuß- und Radweg zwischen Herrsching und Aidenried bleibt danach monatelang wegen Treibholz unpassierbar. Aber es gelingt dennoch, bis zum Beginn der Sommerferien alle Stege herzurichten. Die Hochwasser- und Sturmschäden kosten die Gemeinde Herrsching rund eine Million Euro, ein nicht geringer Teil kann durch Spenden abgedeckt werden.
Auch die Seenschifffahrt im Fünfseenland muss Verluste hinnehmen: Am Ende des Jahres wird ein Passagierrückgang um zehn bis 15 Prozent gegenüber 2023 bilanziert. Auf dem Starnberger See lässt sich der Verkehr den Sommer über zwar aufrechterhalten, doch zwei Monate lang können die „Dampfer“ nicht alle Stege anfahren. Weil er keine nennenswerten Zuflüsse aufweist, bleibt dieser See im Winter 23/24 in seinen Grenzen, bis Ende sinkt der Pegel sogar beständig. Doch dann setzt auch dort Hochwasser ein: Vom 3. Juni bis zum 7. August liegt der Starnberger See über Meldestufe 1. Zum Glück halten sich die Schäden in Starnbergs Wassersportsiedlung und an der Würm in Grenzen – die Anlieger sind wohl daran gewöhnt, fast alle Jahre wieder nasse Füße zu bekommen und entsprechend vorbereitet.



Zum kalendarischen Herbstanfang gehen Starkregen nieder und die Bürger der Ufergemeinden halten nochmal den Atem an – doch der Wasserstand des Ammersees steigt bloß zwei Tage lang über die erste Meldestufe. Der Pegel des Starnberger Sees bleibt für drei Tage einen Finger breit unter der ersten Hochwassermarke.
Wie die meteorologische Statistik des Observatoriums Hohenpeißenberg zeigt, fielen im Alpenvorland 2024 alle Jahreszeiten deutlich nasser aus, als gewohnt. Immerhin: Das Augustwetter erwies sich als relativ freundlich, es regnete nur halb so viel wie im langjährigen Monatsmittel.