Starnberger Kunstkreis:Wohin der Buzentaur steuert

Der Starnberger Kulturverein muss sich neu ausrichten, um sein Überleben zu sichern. Der Vorsitzende Rudolf Zirngibl ist zuversichtlich, mit zeitgemäßen Themen auch jüngere Interessenten zu begeistern

Von Sabine Bader, Starnberg

Vereine haben es schwer heutzutage - Sportvereine ebenso wie Gesangs-, Schützen- und Kulturvereine. Das hat Gründe: Einer ist, dass sich vor allem junge Leute nicht mehr gerne festlegen wollen. Sie möchten mal dabei sei und ein andermal, wenn etwas lukrativeres geboten wird, eben nicht. Und noch weniger gerne wollen sie Posten in der Führungsriege des Vereins übernehmen, die zwangsläufig mit Arbeit verbunden sind. Ein Dilemma.

Mit am schwersten haben es Kulturvereine, denn für sie interessieren sich, anders als im Sport, zwangsläufig eher die gesetzteren Herrschaften. Der Altersdurchschnitt ist hoch. Es fehlt an Jugend. Doch kaum ein Nachteil, der nicht auch einen Vorteil hat: Denn etliche Vereinsmitglieder sind bereits in Rente und haben darum sowohl Zeit als auch Muße, sich zu engagieren. Exemplarische für diese Situation ist der "Starnberger Kunstkreis Buzentaur".

Starnberg Undosa Bucentaur

Das Gemälde von Karl Stephan zeigt das Prachtschiff "Buzentaur". Ein Modell und weitere Exponate zur Lustschifffahrt befinden sich im Museum Starnberger See.

(Foto: Georgine Treybal)

Geführt wird der Verein vom ehemaligen Starnberger Gymnasialdirektor Rudolf Zirngibl. Er wird unterstützt von seiner Stellvertreterin Barbara Müller-Funk. Die beiden erzählen von ihrer Arbeit im und für den Verein - von den Freuden, wenn beispielsweise Vorträge großen Anklang bei den Kunstinteressierten finden. Wenn man es wieder mal geschafft hat, ein spannendes Thema mit einem guten Referenten zu besetzen. Und Zirngibl hat in fast vier Jahrzehnten ein gutes Gespür für Themen entwickel, die bei den Mitgliedern anklang finden. Diverse Male ist es dem Verein auch gelungen, Neubürgern den Einstand in Starnberg erleichtern. Schließlich lernen sie über die Kulturangebote schnell Leute kennen, die ähnliche Interessen haben wie sie.

Dass es auch rasend viel Arbeit ist, das Jahresprogramm mit rund 20 Konzerten, Vorträgen, Lesungen, Exkursionen und Reisen zu konzipieren, davon wollen Zirngibl und Müller-Funk nichts wissen. Man tue es ja gern, sagen sie. Das Ganze funktioniert nur, weil sich die Vereinsspitze über die Jahre ein Netzwerk an fachkundigen Referenten und Fachleuten aufgebaut hat. Zu ihnen zählen zum Beispiel Heidi Altmann, Helmut Hornung, Christine Hellmann, Rosemarie Mann-Stein und Professor Max Frey. Da geht es beispielsweise um "Gravitationswellen", um die "Geschichte der Uhren", um das Leben von "Franz von Pocci" oder "König Ludwig und die Frauen". Spannend klingt auch ein Vortrag unter dem Titel "Gegenwart trifft Eiszeit - Untersuchung am Ötzi". Der Verein stellt die Veranstaltung in jedem Jahr unter ein bestimmtes Motto. 2013 hieß es zum Beispiel "Das Element Wasser", 2014 "Landschaft", 2015 "Feuer, Licht und Farbe", 2016 "Die Zeit", 2017 "Der Raum". Nächstes Jahr wird das Motto wohl "Bücher und andere Medien" lauten. Der Verein geht also mit der Zeit.

Die Vorsitzenden des Starnberger Kunstkreises Buzentaur

Oberstudiendirektor a.D. Rudolf Zirngibl wird 80.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die beiden Vorsitzenden berichten auch von der gesellschaftlichen Veränderung, Stichwort: Mitgliederschwund aus Altersgründen. Früher hatte der Buzentaur gut 200 Mitglieder, heute noch 170. 35 Euro kostet der Jahresbeitrag pro Person, Paare zahlen 60 Euro. Dafür kommen die Mitglieder verbilligt in den Genuss von Vorträge und Exkursionen. Das Problem ist, die Jugend zu begeistern. Man müsse sich wandeln, so Zirngibl, und werde das auch.

Am Mittwoch, 25. Oktober, lädt der Kunstkreis in die Schlossberghalle (Kleiner Saal) zu einem Vortrag mit Bildern und Modellen von Pfarrer Roland Bise: "In den Himmel geworfen - Das Wunder der gutischen Raumkunst". Beginn 20 Uhr, Eintritt acht Euro (Mitglieder fünf Euro).

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