Historische Fotos:So idyllisch war der Starnberger See vor 100 Jahren

Die Stadt veröffentlicht einen Kalender mit Bildern aus dem Archiv der Fotografenfamilie Wörsching. Sie lassen erkennen, dass Starnberg aus einem Fischerdorf entstand.

Von Sabine Bader

Für die Stadt ist es ein historischer Schatz: Das Fotoarchiv der renommierten Fotografenfamilie Wörsching. Die Stadt hat 2010 einen Großteil des Bestands gekauft - rund 7000 Fotografien, von denen die meisten noch in Kartons lagern. Das neue Team des Stadtarchivs hat zwölf eindrucksvolle Schwarz-Weiß-Aufnahmen ausgewählt und sie erstmals zu einem historischen Fotokalender für das Jahr 2020 zusammengestellt. Bürgermeisterin Eva John spricht im Vorwort von einem "Fenster in die Vergangenheit", das mit den Fotos aufgestoßen werde.

Da sieht man Bayerns letzten König Ludwig III. und seine Frau Maria Theresia am 9. Juli 1914 bei der Einweihung des Würmgau-Museums, heute Museum Starnberger See. Im Hintergrund das Lochmannhaus, in dem heute noch etliche Exponate ausgestellt sind. Auch den Dampfer "Ludwig" hat die Fotografenfamilie aufgenommen. Zwischen den Jahren 1872 und 1937 schipperte er mit bis zu 300 Passagieren an Bord über den See. Von 1919 an hieß das Schiff übrigens "Tutzing".

Die Almeida-Villa thront völlig frei über dem See

Dokumentarisch interessant ist das Kalenderblatt für Oktober. Es zeigt die 1832 erbaute Almeida-Villa. Noch um das Jahr 1880 thronte sie fast völlig frei auf einer Anhöhe im Westen der Stadt über dem See. Besonders schön anzuschauen ist sicher das Foto vom "Undosa". Es zeigt ausgelassene Badegäste in Deutschlands erstem Wellenbad mit seiner Wasserrutsche und dem zehn Meter hohen Sprungturm. 1909 wurde die Anlange zum Familienbad umgebaut.

Mehr als 140 Jahre lang hat die Familie Wörsching die Stadtgeschichte dokumentiert. Bereits 1877 eröffnete Fotograf Josef Wörsching in der Possenhofener Straße sein erstes Fotoatelier. Wörsching hatte zuvor als Vergolder und Kunstmaler gearbeitet. Er war weit gereist und hatte seine Ausbildungszeit in Wien und Paris absolviert. Sein Sohn Richard stieg 1911 ins Geschäft mit ein. 1912, dem Jahr der Stadterhebung Starnbergs, wurde er mit Fotopreisen und sogar mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Dessen Sohn Richard Wörsching jun., der später das Geschäft übernahm, ist vielen Starnbergern noch ein Begriff. Haben sie bei ihm doch ihre Filme und Kameras erstanden und Passfotos machen lassen. Das Geschäft der Wörschings war 1932 in die Wittelsbacher Straße am Kirchplatz umgezogen.

Historische Fotos: Christian Fries, Eva John und Sarah Buckel (v.li.) präsentieren den historischen Kalender.

Christian Fries, Eva John und Sarah Buckel (v.li.) präsentieren den historischen Kalender.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Stadt will die Bilder den Bürgern zugänglich machen

Obwohl Archivleiter Christian Fries den Bestand an Wörsching-Fotos erst nach und nach sichten und digitalisieren kann, ist er schon jetzt begeistert von der großen Bandbreite des Fotomaterials, das in den mehr als 30 Kartons auf ihn und seine Kollegen wartet. Das Archivteam will nicht nur selbst mit den Bildern arbeiten, sondern den Bürger die Aufnahmen auch zugänglich machen. Sollte der Kalender Anklang finden, möchten die Archivare von nun an jährlich einen Kalender im stadteigenen Kulturverlag herausgeben.

Der historische Kalender kostet 14,90 Euro und ist von diesem Donnerstag an im Museum Starnberger See, den Buchhandlungen Rupprecht und Bücherjolle und in der Touristinfo erhältlich.

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