Starnberger Bauausschuss:Nässe im Mauerwerk ruiniert das historische Feuerwehrhaus

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Das alte Feuerwehrhaus aus dem Jahr 1905 und das daneben befindliche Kriegerdenkmal in Leutstetten sind permanenter Feuchtigkeit ausgesetzt. Eine Sanierung dürfte aufwendig und teuer sein, doch die Stadt Starnberg ist knapp bei Kasse. (Foto: Nila Thiel/Starnberger SZ)

Leutstettener sollen in einer Versammlung diskutieren, was mit dem 115 Jahre alten Gebäude geschieht. Eine Sanierung erscheint Stadträten zu teuer

Von Peter Haacke, Starnberg

Es tut sich was im "königlichen Dorf": Der Starnberger Ortsteil Leutstetten im Norden der Kreisstadt ist ein viel besuchtes Idyll, das mit seinem Biergarten Ausflügler aus der ganzen Region anlockt. Doch der im 9. Jahrhundert urkundlich erstmals erwähnte Ortsteil verändert sich zunehmend, immer wieder rumort es im 440 Einwohner zählenden Dorf. Abgesehen von so manchem Bauvorhaben im Ort und der Erweiterung eines Reitstalls vor wenigen Jahren, der großen Unmut erregte, ergibt sich nun ein weiteres Problem: Dem 1905 erbauten Feuerwehrhaus droht ebenso wie dem Kriegerdenkmal der Verfall. In einer Ortsteilversammlung soll auf Initiative der Stadtverwaltung demnächst über dieses Problem ebenso gesprochen werden wie über einen fehlenden Kinderspielplatz und den Umbau eines Stallgebäudes und einer Remise in Nachbarschaft der Schlossgaststätte.

Mitglieder des Starnberger Bauausschusses nahmen am Donnerstag das alte Feuerwehrhaus in Augenschein, das mittlerweile nur noch als Lagerraum dient für die 26 Mitglieder zählende örtliche Feuerwehr und die Burschenschaft. Strom, Wasser und Heizung im Gebäude sind längst abgestellt, es riecht muffig in den 115 Jahre alten Räumen.

Das bislang nicht unter Denkmalschutz stehende Haus im Eigentum der Stadt Starnberg wird kaum noch genutzt, seit 2012 das rund 1,2 Millionen Euro teure neue Feuerwehrhaus eingeweiht wurde. Michael Rattelmüller, Kommandant der Leutstettener Feuerwehr, schlägt Alarm: Nässe und Feuchtigkeit setzen dem alten Gebäude ebenso zu wie dem daneben befindlichen Kriegerdenkmal. Er befürchtet, das Feuerwehrhaus, "ein Stück des Ortsbilds vom alten Leutstetten", könnte vollends vergammeln. "Doch wie erhalt' ich's?", fragt er und hofft nun auf die Stadt.

Ursache für die eindringende Nässe ist die Bebauung auf der Rückseite von Feuerwehrhaus und Heldengedenkmauer. Eine Drainage wurde verschlossen, seither rinnt das Hangwasser die Wände herunter und dringt ein ins Mauerwerk. Hinzu kommen die "problematischen Eigentumsverhältnisse", sagt Rattelmüller. Kriegerdenkmal und Außenmauer des Feuerwehrhauses markieren die Grundstücksgrenzen, der Dachüberstand des Hauses befindet sich bereits auf dem Grund des Nachbarn. Ohne Zugeständnisse der Nachbarschaft wäre das Gebäude demnach also nicht trockenzulegen. Und je länger man warte, umso teurer würde die Sanierung.

Das Thema stand bereits bei den jüngsten Haushaltsberatungen der Stadt auf der Agenda. Doch angesichts leerer Kassen beschloss der Stadtrat, das Thema vorerst zu schieben und reduzierte den Ansatz von 57 000 auf 20 000 Euro, um das Allernötigste zu machen. Zwar wäre ein "Abriss das Allerletzte, was man tun sollte", befand in der Debatte am Donnerstag etwa Ludwig Jägerhuber (CSU). Andererseits stellt sich Franz Sengl (Grüne) die Frage, "ob sich angesichts des erbärmlichen Zustands des Gebäudes eine Sanierung da noch lohnt". Marc Fiedler (FDP) plädierte dafür, keine falschen Erwartungen zu wecken und einen Kostenrahmen festzulegen. Eine Sanierung allein auf Kosten der Steuerzahler sei derzeit "finanziell faktisch unmöglich". Im Gremium war man sich schnell einig darüber, im Rahmen einer Ortsteilversammlung eine "ergebnisoffene Diskussion" zur Zukunft des Gebäudes führen zu wollen. Zuvor müsste auch die Bereitschaft der betroffenen Nachbarn erfragt werden.

Weiteres Thema der Versammlung in Leutstetten dürfte auch der Bau eines Spielplatzes sein. Die Stadtverwaltung erwägt den Kauf eines Grundstückes in der Nähe des einstigen Skiliftes, wo auch eine Wendestelle für Busse entstehen könnte. Alternative wäre eine Fläche hinter dem neuen Feuerwehrhaus. Gesprochen werden muss auch über Umbau und Aufstockung eines Stallgebäudes und einer Remise in unmittelbarer Nähe der Schlossgaststätte zu Wohnungszwecken: Die Stadträte fürchten Klagen gegen den Betrieb des beliebten Biergartens.

© SZ vom 26.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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