Starnberg:Zurück zum Zelluloid

Matthias Helwig und das Kino Breitwand

Lang lebe die Vergangenheit: Matthias Helwig steht neben einem seiner alten Filmprojektoren.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Breitwand-Kinos zeigen wieder 35mm-Kopien von Klassikern

Von Blanche Mamer, Starnberg

Es ist noch gar nicht so lange her, dass das Surren von 35mm-Projektoren zum Kino gehörte wie das Rascheln der Popcorntüten oder das Schmatzen beim Eiskonfekt-Naschen. Nach mehr als 100 Jahren sind die Projektoren jetzt Geschichte, doch Kinobetreiber Matthias Helwig sträubt sich dagegen, dass all die schönen und wichtigen Filme und damit die ganze Kinogeschichte von den Leinwänden verschwinden sollen. "Der Erfolg an Silvester von 'Kaos' von den Brüdern Taviani als 35 mm-Kopie hat mir gezeigt, dass es ein großes Interesse an Filmen im alten Format gibt", sagt Helwig. Und meint: "Es scheint als ob ich die einzige Kopie davon habe. Viele alte Filme sind nicht digitalisiert, da es sich wirtschaftlich nicht lohnt. Sie drohen in Vergessenheit zu geraten. Dann verschwindet unser Filmerbe ", befürchtet er. Jedenfalls will er das verhindern und nun einmal im Monat 35 mm-Filme zeigen, immer auch einen Kinderfilm. Schließlich hat er noch die alten Projektoren und auch noch etliche Filmkopien. Früher habe man die Filme noch von Hand verklebt und konnte so auch alte Streifen flicken, schwelgt er.

Zwar gebe es Klassiker wie "Ronja Räubertochter" auf DVD, doch die Pixelzahl sei zu gering für die Kinoleinwand, erklärt er. Statt 750 mal 500 brauche man für die Übertragung im Kino 2000 mal 1000 Pixel. Also wird er im kommenden Monat die 20 Kilo schweren Filmrollen mit Ronja und Birk Borkasohn montieren und bei hörbarem Geklacker 3000 Meter Zelluloid durchlaufen lassen. An diesem Sonntag zeigt er in Starnberg Astrid-Lindgrens "Neues von uns Kindern aus Bullerbü", am kommenden Sonntag läuft der Film in Seefeld. Die Reihe für die Erwachsenen startet an diesem Sonntag in Seefeld mit dem Musik-Roadmovie "Highway 61" (1991) von Bruce McDonald, das kommenden Sonntag auch in Starnberg zu sehen ist. Als zweiter 35 mm Oldie läuft "Life According to Agfa - Nachtaufnahmen" (1992) von Assi Dayan. "Das Thema ist auch nach mehr als 20 Jahren noch sehr aktuell. Der Film ist leider wenig gezeigt worden", sagt der Kinochef. Helwig ist übrigens überzeugt, dass es beim Kino eine ähnliche Entwicklung geben werde wie in der Musik. Dort gebe es ja schon seit einiger Zeit ein Vinyl-Revival. Möglicherweise sei er zu früh dran, doch das schade nichts.

Und ja, die Bauarbeiten am Gautinger Kino kommen gut voran. "Es könnte noch schneller gehen", findet Helwig. Er geht davon aus, dass seine neuen Kinos schon im Spätsommer fertig sein werden. Jedenfalls plant er schon ein Fest während des Fünfseen-Filmfestivals. "Die Einrichtung wird sicher noch nicht komplett sein, doch ich möchte mit den Gautingern feiern."

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