Starnberg:Zeckengefahr wächst

Pk FSME

Der Gemeine Holzbock ernährt sich von Blut und kann gefährliche Krankheiten übertragen.

(Foto: Stephan Jansen/dpa)

Heuer wurden in Starnberg bereits ein FSME- und zwei Borreliosefälle gemeldet

Von Armin Greune, Starnberg

Deutschlandweit sind sich die Experten einig: Der milde Winter begünstigt die Ausbreitung der Blutsauger. Selbst wenn das Wetter derzeit selten zu Aktivitäten im Freien einlädt, sind Zecken heuer auch im Fünfseenland auf dem Vormarsch. Der als Gemeiner Holzbock bekannte Plagegeist kann zwei gefährliche Krankheiten übertragen: Die Lyme-Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Lorenz Schröfl, Leiter des Gesundheitsamtes am Starnberger Landratsamt, hat in diesem Frühjahr bereits zwei Meldungen von Borreliose und eine von FSME erhalten. Dennoch ist sein Wirkungsbereich eines der wenigen Areale in Oberbayern, die noch nicht als zu FSME-Risikogebiet eingestuft wurden: Neben dem Landkreis Starnberg gelten nur noch München, Fürstenfeldbruck, Landsberg, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen als relativ ungefährlich.

Im Freistaat erkranken jährlich rund 130 Menschen an FSME. Um als Risikogebiet zu gelten, muss in einem Landkreis eine bestimmte Fallzahl überschritten werden - wie in Dachau, wo 2011 vier Erkrankungen gemeldet wurden. Im vergangenen Jahr kam der Ostallgäukreis hinzu. In Starnberg wurde 2015 kein Fall registriert, 2014 einer. Der heuer erkrankte Patient "scheint FSME auch im Landkreis erworben zu haben", sagt Schröfl. Er betont, dass "nur die wenigsten Zecken auch das Virus tragen. Und selbst wenn der Erreger übermittelt wird, erkranken längst nicht alle Menschen." 70 bis 95 Prozent der Infizierten zeigen keine Symptome, die sich ansonsten ähnlich wie Grippe in Fieber, Gliederschmerzen oder Erbrechen äußern.

Dennoch empfiehlt der Mediziner eine vorbeugende Impfung, denn FSME kann zu einer gefährlichen Gehirnentzündung führen, die in weniger als ein Prozent der Fälle tödlich verläuft. Gegen das Virus gibt es keine Therapiemöglichkeit, Ärzte können nur Symptome mildern. "Die Schutzimpfung wird in aller Regel sehr gut vertragen", sagt Schröfl, "man sollte sich aber immer vom Hausarzt beraten lassen, kleine Kinder können gelegentlich mal mit Fieber reagieren." Die Impfung sollte zweimal wiederholt werden, sie schützt dann drei bis fünf Jahre lang.

Wesentlich häufiger als FSME übertragen Zecken die Lyme-Borreliose: Im ersten Jahr nach der Einführung der Meldepflicht 2013 wurden in Bayern mehr als 6000 Erkrankungen registriert. Im Landkreis Starnberg waren es im Jahr 2014 sieben, im Vorjahr neun Fälle. Gegen die von Bakterien übertragene Krankheit gibt es keine Impfstoffe. Sie lässt sich aber mit Antibiotika fast immer bekämpfen, ohne dass Spätfolgen bleiben. Erstes Anzeichen ist eine großflächige, oft ringförmige Rötung um den Zeckenbiss, eine Blutuntersuchung bringt im Zweifelsfall Klarheit.

"Die wichtigste Prophylaxe ist, gar nicht erst von Zecken gebissen zu werden" sagt Schröfl. Nach einem Aufenthalt im Grünen im Wald, Dickicht oder hohen Gras sollte die Haut gründlich abgesucht werden: Der Holzbock sucht sich zum Saugen am liebsten feucht-warme Stellen wie Achseln und Leistenbeuge. Wer ihn erst auf frischer Tat ertappt und selbst entfernen will, sollte mit einer Spezialzange oder Pinzette möglichst nah an der Haut anpacken und die Zecke vorsichtig herausziehen oder -drehen. Dabei muss man unbedingt darauf achten, sie nicht zu zerquetschen, weil sonst erst recht Erreger übertragen werden. Die häufigste Komplikation nach einem Biss verläuft allerdings selten problematisch: Wenn sich die Stichstelle entzündet, kann eine bakterielle Superinfektion eintreten. Weil der Holzbock vom Klimawandel profitiert, dehnt sich bei uns die Zeckensaison immer weiter aus: Selbst im Januar sind sie nun aktiv.

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