Starnberg:Wohnen am Wiesengrund

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Rund 120 Wohneinheiten können "Am Wiesengrund" in Starnberg entstehen. Das Interesse an der Ausstellung im Foyer der Schlossberghalle war groß. (Foto: Georgine Treybal)

Im teuren Fünfseenland haben junge Familien kaum Chancen auf ein Eigenheim. Dementsprechend groß ist das Interesse am geplanten Einheimischenmodell

Von Peter Haacke, Starnberg

Wohnraum ist ein kostbares Gut geworden in der hochpreisigen Region rund um die Landeshauptstadt München. Die Immobilienpreise orientieren sich immer weiter nach oben, für Mietwohnungen schießen die Preise quasi durch die Decke. Kaltmieten von mehr als zehn Euro pro Quadratmeter - vor wenigen Jahren noch die Grenze - sind längst überschritten. Für untere und mittlere Einkommensgruppen, aber auch für junge Familien, die in ihrer Heimat bleiben wollen, hat das fatale Folgen: Wohnen im Fünfseenland ist zur Luxusangelegenheit geworden. Den stetig zunehmenden Druck auf dem Wohnungsmarkt versuchen einige Kommunen mit Einheimischen-Modellen zu lindern. In Starnberg setzt man auf das nur 3,5 Hektar große Baugebiet "Am Wiesengrund" am südlichen Ortsrand zur Grenze nach Pöcking: Hier sollen rund 120 Wohneinheiten zu annehmbaren Preisen entstehen. Bis die ersten Häuser bezugsfertig sind, wird es zwar noch Jahre dauern. Doch trotz vieler offener Fragen wird das Projekt bereits intensiv beworben: Im Foyer der Schlossberghalle wurde am Montag eine Ausstellung mit den Siegerentwürfen aus einem städtebaulichen Wettbewerb eröffnet.

Zur Entwicklung des neuen Wohnquartiers hatte die Stadt im Mai zum Wettbewerb aufgerufen. 13 interdisziplinäre Teams - Stadtplaner, Architekten und Landschaftsarchitekten - reichten ihre Entwürfe ein, die fünf Besten sind nun bis 22. September im Foyer der Schlossberghalle zu sehen. Die Ausstellung ist zugleich Teil der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung bis zum 29. September.

Bereits im Juli waren die Entwürfe von einer elfköpfigen Fachjury unter Vorsitz von Professor Karin Schmid (Hochschule für angewandte Wissenschaften, München) diskutiert worden, einhellig wurde das Architekturbüro AKFU zum Sieger des Realisierungswettbewerbs gekürt. In der Ausstellung zu sehen sind auch vier weitere Entwürfe auf den Folgeplätzen, die das Gebiet nördlich des Schmalzhofes kreativ überplanen, dabei allerdings sehr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt haben.

Stadtbaumeister Stefan Weinl erläuterte den mehr als 70 Interessierten - überwiegend Menschen mittleren Alters sowie junge Familien, "die möglichst schnell bauen wollen" (Weinl) - die Vor- und Nachteile der jeweiligen Entwürfe aus Sicht eines Fachmannes. Der Erkenntnisgewinn der Besucher dürfte sich dennoch in Grenzen gehalten haben, denn bis auf die Übersichtspläne und die schachbrettgroßen Modelle aus Gips gibt es nur wenig zu entdecken. Zudem mangelt es der Ausstellung an Informationen zu den jeweiligen Stärken und Schwächen der Arbeiten.

Das Interesse der potenziellen Bauherren zielte ohnehin überwiegend ab auf naheliegende Fragen: Wie hoch ist der Quadratmeterpreis? Kann ich mir den Kauf eines Grundstückes leisten, wie könnte sich die Finanzierung gestalten? Werden 250 000 Euro reichen für ein Reihenhaus oder besser eine halbe Million? Wird meine Bewerbung durch den Kriterienkatalog der Stadt hinreichend berücksichtigt, habe ich überhaupt eine Chance auf ein Eigenheim? Wann sind die Häuser bezugsfertig? Umso gefragter als Ansprechpartner waren nach der Präsentation Stadtbaumeister Weinl und sein Mitarbeiter Peter Meinert sowie Bürgermeisterin Eva John.

Das Vorhaben muss aber noch viele Stufen durchlaufen. Neben dem Bebauungsplanverfahren und dem Erschließungsplan müssen Details wie die Entwässerung des Hanggeländes mit Bach und die Anbindung an die B2 geklärt werden. Frühestens in zwei bis drei Jahren könnte gebaut werden - aber nur unter der Voraussetzung, dass das städtische Projekt sämtliche Hürden problemlos nimmt.

© SZ vom 13.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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