Starnberg:Wirtschaft will Familien helfen

Redner fordern beim IHK-Jahresempfang moderate Neuausweisung von Baugrund und bezahlbare Kinderbetreuung.

Sylvia Böhm-Haimerl

Starnberg IHK

Diskutierten über "Wirtschaft großgeschrieben" (v.li.): Martin Zeil, Martin Eickelschulte, Carl Hecker, Susanne Münster, Christoph Winkelkötter und Sven Radtke. Foto:Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

StarnbergUm dem Fachkräftemangel begegnen zu können, müssen im Landkreis bessere Rahmenbedingungen für Familien geschaffen werden. Das war Fazit der Podiumsdiskussion zum Thema "Wirtschaft großgeschrieben" auf dem Jahresempfang des IHK-Gremiums Starnberg am Donnerstag. "Wir haben Chancen, dass die Leute zu uns kommen. Wenn alle Entscheidungsträger zusammenhalten, könnten wir mit einem blauen Auge davonkommen", sagte der Vorsitzende Martin Eickelschulte.

Zuvor hatte der Bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil auf die glückliche Mischung im Landkreis - Mittelstand und exzellente Forschung - hingewiesen und die hohe Ausbildungsbereitschaft der mittelständischen Betriebe gelobt, die jungen Menschen Zukunftschancen bieten. "In einer wunderbaren Gemeinschaftsleistung haben wir die Finanzkrise bewältigt und wir werden das auch bei den zukünftigen Herausforderungen tun", sagte Zeil.

Das sahen nicht alle Unternehmer so. Diese "wunderbare Gemeinschaftsleistung" würde er sich auf dem Immobiliensektor wünschen, sagte Sven Radtke, Geschäftsführer der Baumanagement GmbH Frei und Essler, vor dem Hintergrund, dass sich der Wohnungsdruck aus München immer stärker auf das Umland ausdehnt. Bislang habe es die Immobilienwirtschaft nicht geschafft, die Nachfrage zu decken. Radtke forderte daher eine Nachverdichtung sowie eine moderate Neuausweisung von Baugrund. Auch die Mieten müsse man im Blick behalten. Kritik übte er an der Grundsteuererhöhung der Kreisstadt. Das sei das falsche Signal in dieser Zeit. Nun sei es sehr wichtig, wenigstens die Grunderwerbssteuer konstant zu halten.

Wohnen im Landkreis ist laut Eickelschulte für eine Fachkraft mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 50 000 Euro zu teuer. Die Folge: zunehmender Fachkräftemangel. Eickelschulte forderte daher mehr 400-Euro-Jobs. Eine Vollzeitstelle könnte beispielsweise auf drei Teilzeitkräfte aufgeteilt werden. Darüber hinaus sei Wohnortnähe wichtig, um die Kosten für den Zweitwagen zu sparen. Um Mütter wieder schneller zurück in den Job zu bringen, sind seiner Meinung nach der Ausbau schneller Internetverbindungen für Heimarbeit sowie eine bezahlbare Kinderbetreuung notwendig.

Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter indes erklärte, in Sachen Kinderbetreuung sei der Landkreis "Spitzenregion". Einig mit dem IHK-Kreischef war er sich allerdings beim Breitbandausbau. Um die offenen Lehrstellen besetzen zu können muss nach den Erfahrungen des Unternehmers Carl Hecker die Zusammenarbeit von Schulen und Firmen verbessert werden. Azubi-Casting oder Firmenpatenschaften könnten seiner Meinung nach helfen, die Situation zu verbessern. Der Weg zum Arbeitsplatz soll nach Angaben der Verkehrsmanagerin im Landratsamt, Susanne Münster, nicht nur mit dem Auto möglich sein. Derzeit werden auch Radwege und Busverbindungen in die Gewerbegebiete ausgebaut, sagte sie.

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