Starnberg:Wirte sind sauer auf Seenschifffahrt

Der Tourismusverband beklagen hohe Umsatzeinbußen durch eingeschränkten Schiffsverkehr im August.

Sylvia Böhm-Haimerl und Michael Berzl

Das Hochwasser vom vergangenen Sommer schlägt immer noch Wellen: Nun beklagen sich Mitglieder des Tourismusverbands Fünfseenland über Umsatzeinbußen durch den zeitweise eingeschränkten Schiffsverkehr auf dem Starnberger See. Bei der Staatlichen Seenschifffahrt ist derlei Kritik schon bekannt, Geschäftsführer Walter Stürzl sieht aber kaum Möglichkeiten, etwa durch Umbauten schnell Abhilfe zu schaffen.

Starnberg: Nach dem Hochwasser: Mitglieder des Tourismusverbands Fünfseenland beklagen sich über Umsatzeinbußen. (Archiv)

Nach dem Hochwasser: Mitglieder des Tourismusverbands Fünfseenland beklagen sich über Umsatzeinbußen. (Archiv)

(Foto: STA)

Wie berichtet, wurden wegen des hohen Wasserstands im August für mehrere Wochen einige Haltestellen nicht mehr angefahren. Die Stopps in Berg, Leoni, Ammerland, Ambach, Seeshaupt, Bernried und Possenhofen wurden gestrichen. Bei der Mitgliederversammlung des Tourismusverbands am Dienstag in Feldafing wies der Bernrieder Bürgermeister Josef Steigenberger auf den hohen wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Gemeinden hin, weil viele Touristen ausgeblieben seien.

Auch gegenüber dem Tourismusverband hätten Hoteliers und Gastronomen über Verdienstausfälle geklagt, berichtete dessen Geschäftsführer Klaus Götzl. Damit hätten die Geschäftsleute aber auch erstmals eingeräumt, welche große finanzielle Bedeutung die Schifffahrt für sie hat. "Das hat bislang keiner zugegeben, das ist ein positiver Effekt", sagte Götzl bei der Versammlung.

Wie berichtet, hatte die Seenschifffahrt das stark eingeschränkte Angebot unter anderem damit begründet, dass wegen des hohen Wasserstandes die Rampen für die Fußgänger zum Steg zu steil werden. "Das ist kein Hindernis, das hätte man technisch leicht lösen können", glaubt Steigenberger und rief die Verbandsmitglieder dazu auf, gemeinsam gegen die Seenschifffahrt vorzugehen.

Verbandschef Götzl mahnte dagegen zur Geduld und empfahl, in weiteren Gesprächen Lösungen zu suchen. Schließlich pflegt er ein gutes Verhältnis zu Schifffahrtsdirektor Walter Stürzl am Königssee, bei dem er erst in der vergangenen Woche zusammen mit Tourismus-Vertretern aus München und dem Oberland war.

Stürzl hält zwar die anhaltenden Beschwerden aus Gemeinden am Starnberger See für ungerechtfertigt und überzogen. "Das geht mir schon langsam auf den Keks", sagte er am Donnerstag im Gespräch mit der SZ. Zugleich versicherte er aber, dass technische Verbesserungen geprüft würden, falls Stege neu gebaut werden. Denkbar seien Schwimmstege, wie es sie auch an anderen Seen gibt. Zugleich machte Stürzl aber auch klar, dass er es nach einem Rekordhochwasser, wie es seit Jahrzehnten nicht vorgekommen war, nicht für angebracht hält, jetzt schnell in aufwändige Umbauten zu investieren. Viel wichtiger sind ihm andere Projekte wie die geplante Modernisierung der Werft oder der Schiffsflotte. Ausfälle wie im Sommer seien am Starnberger See seltener als andernorts.

Unter dem Hochwasser hat auch die Seenschiffahrt selbst gelitten. Wie Finanzminister Georg Fahrenschon im Oktober zum Abschluss der Saison mitteilte, war die Zahl der Fahrgäste auf dem Starnberger See um 26,9 Prozent auf rund 184000 zurückgegangen. Laut Stürzl entsteht dort auch ohne Wetterkapriolen jedes Jahr ein Defizit: "Das ist ein Zuschussgeschäft." Er wollte keine Zahl nennen, sprach aber von einer "erheblichen Summe", die durch Einnahmen am Königssee ausgeglichen werden müsste. Schließlich stünden im keine staatlichen Zuschüsse aus Steuereinnahmen zum Ausgleich zur Verfügung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: