Süddeutsche Zeitung

Natur:Kohlmeisen und Amseln sind die häufigsten Gäste

Die Menschen im Landkreis melden bei der Wintervogelzählung innerhalb von drei Tagen insgesamt 6395 Vögel.

Von Armin Greune, Starnberg

Kohlmeise und Amsel sind wie schon in den Vorjahren offenbar die Vogelarten, die in diesem Winter die meisten Gärten im Fünfseenland bevölkern. Den jüngsten Ergebnissen des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) zufolge sind bei der "Stunde der Wintervögel" vom 6. bis 8. Januar Beobachtungen von 348 Teilnehmern aus dem Landkreis Starnberg eingegangen, bei denen insgesamt 6395 Vögel gezählt wurden. Häufigste Art war die Kohlmeise mit 965 Exemplaren, gefolgt vom Haussperling (842) und der Amsel (805). Auf den weiteren Plätzen folgen Feldsperling und Blaumeise sowie mit deutlichem Abstand Buchfink, Grünfink, Elster und Rabenkrähe. Was die Präsenz in den einzelnen Gärten betrifft, ergibt sich ein etwas anderes Bild: Amsel und Kohlmeise fühlen sich jeweils in mehr als 90 Prozent der Grünanlagen zu Hause, Blaumeisen treten in knapp 80 Prozent der Gärten in Erscheinung, die beiden Sperlingsarten aber nur in 37 beziehungsweise 45 Prozent.

Bei der diesjährigen Zählung ist freilich vor allem ein deutlicher Rückgang der Teilnehmer an der Aktion zu bemerken. 2019 hatten noch 662 Landkreisbürger ihre Beobachtungen gemeldet, 2021 stieg die Zahl - wohl auch wegen des Lockdowns in der Pandemie - auf 827, im Vorjahr waren es noch 532. Auch landesweit vermeldet der LBV heuer nur rund 21 000 Teilnehmer gegenüber 34 000 und 40 000 in den Vorjahren.

Gleichzeitig geht die gesamte Summe der im Freistaat registrierten Vögel von fast einer Million 2021 über 800 000 auf nunmehr 437 000 zurück. Wegen der schwankenden Teilnahme eignet sich zum temporären Vergleich eher die durchschnittliche Zahl der Tiere pro Garten: Im Kreis Starnberg sank sie heuer auf unter 25, bayernweit auf weniger als 30 Individuen - elf Prozent weniger als 2022 und der niedrigste Wert seit Beginn der jährlichen Erhebung 2005.

Dies sei freilich nicht unbedingt ein Grund zur Sorge, erklärt die LBV-Biologin Angelika Nelson. Denn insbesondere im Winter sei die Zahl der Vögel in den Gärten starken Schwankungen unterworfen: "Die Besuche an den Futterstellen im Siedlungsraum hängen von der aktuellen Witterung, aber auch vom Nahrungsangebot in den umliegenden Wäldern ab." Hinzu käme die sehr unterschiedliche Präsenz von Wintergästen, die je nach Wetterlage in Nordeuropa nach Bayern ziehen.

Dennoch nehme über die Jahre die Zahl der Vögel in den Gärten in den meisten Ländern ab. Einen der Gründe sieht Nelson in der Klimaerwärmung: "Schneearme, milde Winter werden immer häufiger." Bergfink, Erlenzeisig und Wacholderdrossel etwa fänden dann in ihren skandinavischen Brutgebieten ausreichend Nahrung und blieben dann dort.

Am diesjährigen Zählwochende hätten sich auch die Waldvögel rar gemacht. Weil im Klimawandel Eichen, Buchen und Fichten immer öfter Samen produzieren, "zieht es Buchfink, Eichelhäher und Gimpel zur Nahrungssuche seltener in die Gärten", sagt Nelson. Als erfreulich wertet der LBV das vermehrte Auftreten des Distelfinks - sowohl im Freistaat wie auch im Landkreis. Der auch als Stieglitz bekannte, bunte Vogel profitiere von "naturnah gestalteten Gärten, in denen Samenstände von Stauden über den Winter stehen bleiben", erläutert Nelson.

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