Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Wenn die Rente nicht reicht

Mit 200 Euro im Monat muss eine 93-jährige Frau auskommen. Das reicht nicht mal für die nötigsten Lebensmittel - jetzt hat sie Angst vor der nächsten Heizkostenabrechnung.

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Christl H. hat Angst. Angst vor der Heizkostenabrechnung, Angst dass Waschmaschine oder Fernseher kaputt gehen könnten. Denn sie könnte die Reparatur nicht bezahlen. Nie im Leben hätte sich die 93-Jährige träumen lassen, dass ihre Rente nicht mehr zum Leben reichen würde. Als technische Assistentin in einem Forschungslabor hatte sie sich während ihres Berufslebens sogar eine Eigentumswohnung zusammengespart. Auch zu D-Mark-Zeiten konnte sie von ihrer Rente gut leben und sich sogar Konzertbesuche oder Reisen leisten. Doch nach der Euro-Umstellung sei alles teurer geworden, sagt sie.

Seit Jahren führt sie genau Buch über ihre Ausgaben. Heute bleiben ihr nach Abzug aller Nebenkosten gerade mal 200 Euro im Monat zum Leben. Das reicht nicht mal für die nötigsten Lebensmittel. Deshalb geht sie zum Mittagessen in den Starnberger Seniorentreff. "Ich verhungere nicht, ich bin versorgt, aber ich kann nichts kaufen." Wie die Seniorin betont, stellt sie keine großen Ansprüche. Ihr einziger Luxus sei Kaffee-Trinken. Hin und wieder stecken ihr Verwandte Geld zu, damit sie sich wieder ein Päckchen Kaffee leisten kann. "Mit 93 wird die Umgebung dünner", meint sie und fügt hinzu: "Ich habe Mut und glaube an den Herrgott, dann geht's." Zudem gebe es viele Menschen, die noch viel weniger hätten, als sie selbst.

Doch nicht nur die Heizkosten machen ihr Sorgen, auch der Strom ist teurer geworden. Da die Seniorin ein Sauerstoffgerät benutzten muss, das einen hohen Energieverbrauch hat, kann sie hier nichts einsparen. Auch die tägliche Dusche fehlt ihr. Alleine traut sie sich nicht mehr in die Badewanne, weil sie schon drei Mal ausgerutscht ist und sich verletzt hat. Doch die Bezahlung einer Hilfe wurde von der Pflegeversicherung abgelehnt. "Ich habe seit vier Wochen nicht mehr geduscht." Die Spenden aus dem SZ-Adventskalender könnten dazu beitragen, dass für 50 Euro pro Woche eine Helferin bezahlt wird. Schon 200 Euro würden ausreichen, damit die 93-Jährige wieder ruhig schlafen kann.

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Quelle:
SZ vom 13.12.2012
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