Starnberg:Weiter Weg zur Energiewende

Die Stadt Starnberg will sich mit Geothermie und einer Übernahme des Erdgas- und Stromnetzes befassen.

Peter Haacke

Woher kommt die Energie von morgen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Kommunen. Seit dem Beschluss der Bundesregierung zur Energiewende und dem endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie ist der Druck erheblich gewachsen. Auch die Stadt Starnberg steht vor gewaltigen Herausforderungen, den künftigen Energiebedarf zu decken. Der Stadtrat befasste sich am Montag im Rahmen einer Sondersitzung erstmals umfassend mit dem Thema. Konkrete Ergebnisse waren freilich nicht zu erwarten, doch eines wurde erkennbar: Fraktionsübergreifend haben die Stadträte den Ernst der Lage erkannt und wollen das weite Feld der erneuerbaren Energiegewinnung weiter sondieren. Erster Schritt dazu ist die Gründung eines Arbeitskreises, der sich mit der komplexen Thematik befassen und die energiepolitischen Möglichkeiten und Grenzen für die Kreisstadt ausloten wird.

Unterbrunn Stromleitung

Woher soll der Strom in Zukunft kommen? Der Stadtrat überlegt. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger untermauerte eingangs der Veranstaltung die Wichtigkeit des Themas, baute allzu hohen Erwartungen jedoch vor: "Dies ist der Auftakt einer ganzen Reihe von Sitzungen, die weitere Diskussionen erfordern werden." Martina Neubauer (B'90/Grüne) erkannte im Komplex eine "Herkules-Aufgabe", und Jürgen Busse (UWG) forderte Struktur und eine Art Fahrplan in der Debatte. Ohnehin hatten sich UWG und Grüne fraktionsübergreifend bereits im September 2011 Gedanken gemacht: Unter dem etwas sperrig anmutenden Titel "Kommunale Energiepolitik - eine kommunale Querschnittsaufgabe" hatten sie einen gemeinsamen Antrag mit sieben Unterpunkten eingebracht, der helfen soll, das komplexe Thema weiter zu strukturieren. Der SPD-Antrag zur Gründung städtischer Stadtwerke wurde auf September vertagt; die Erstellung eines ökologischen Kriterienkatalogs für Neu- und Umbauten sowie Sanierungen in der Kreisstadt als Richtlinie für städtische und Empfehlung für private Bauvorhaben fand dagegen einhellig die Zustimmung des Stadtrates. Die knapp zweieinhalbstündige Debatte des Gremiums offenbarte insbesondere eines: Der Weg hin zur Energiewende unter Maßgabe des Versorgungsauftrags der Kommunen wird kein leichter sein.

Einerseits gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Versorgung mit Strom und Wärme wie Solarenergie, Wind- und Wasserkraft, Biomasse oder Geothermie. Andererseits gilt für die Planer, dass sie sich in einem wahren Dschungel von Gesetzen und Verordnungen zu Klima- und Umweltschutz, Energieeinsparung, erneuerbaren Energien, Flächennutzungs- und Bebauungsplänen, aber auch Denkmalschutz- und Baumschutzverordnung zurechtfinden müssen. Weiterer Hemmschuh: Die Energiewende wird es nicht umsonst geben. Zur Verwirklichung der Ziele sind erhebliche Investitionen - teils im zweistelligen Millionenbereich etwa bei Geothermie oder Stromnetzübernahme- notwendig. Der weitere Fahrplan: Noch vor den Sommerferien will sich der Stadtrat Ende Juli mit Geothermie befassen, für 2013 plant die Geysir Europe GmbH als Inhaberin der Bergrechte erste Probebohrungen in Percha. Erst im September folgt eine Sitzung zu den Möglichkeiten einer Gas- und Stromnetzübernahme. Die Wahrscheinlichkeit einer Neugründung der Starnberger Stadtwerke gilt im Vorfeld jedoch als sehr gering.

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