Starnberg:Warten auf den Landrat

Der Fahrer des Landrats geht in den Ruhestand

Der Chauffeur Adrioano Santoro öffnet Landrat Karl Roth noch einmal die Tür. Am Dienstag ist sein Dienst vorbei.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Ein Chauffeur ist viel unterwegs, braucht aber auch Geduld. Der Fahrer Adriano Santoro geht nun in Ruhestand

Von Christine Setzwein, Starnberg

Es war ein weiter Weg von Salerno nach München. 1158 Kilometer, um genau zu sein. Die EU hieß in den Sechzigerjahren noch EWG, und an den Grenzen standen Schlagbäume. Die Deutschen reisten in Scharen nach Bella Italia, aber Adriano Santoro zog es nach Deutschland. Das italienische Wirtschaftswunder wollte einfach nicht in den armen Süden, Arbeitsplätze waren knapp. Und so machte sich der damals 17-Jährige auf den langen Weg nach München. "Aus Neugier", sagt Santoro, der zum 1. März in Ruhestand geht. 16 Jahre lang war er Chauffeur, zuerst von Landrat Heinrich Frey, dann von dessen Nachfolger Karl Roth.

Dabei wollte Santoro etwas ganz anderes werden, nämlich Polizist. Aber angekommen in München, musste er erst einmal Geld verdienen. Wie so viele Gastarbeiter, fand er eine Stelle in der Gastronomie: beim ersten Wienerwald Münchens an der Amalienstraße. Schon 1971 machte er erste Bekanntschaft mit Starnberg. In Söcking, damals noch eigenständig, kochte der Italiener "Rodolfo", unter dem Lokal befand sich sogar eine Diskothek. Nach acht Monaten übernahmen neue Pächter das Restaurant, Santoro ging wieder nach München. Weitere Stationen seines Arbeitslebens waren eine Druckerei in Kempfenhausen und eine Wäscherei in Starnberg. Zu der Zeit machte Santoro den Lkw- und Busführerschein. So wurde er 1978 Busfahrer. "Aber das war nicht meins", sagt der bald 64-Jährige. Er wechselte zu Espe nach Oberalting. Acht Jahre blieb er dort, hat sich wohl gefühlt, bis ihm der Chef seiner Frau, mit der er seit 1975 verheiratet ist, riet, sich als Fahrer beim Landratsamt Starnberg zu bewerben. Das war im Jahr 2000.

Santoro bekam den Job, weil er schon als Fahrer gearbeitet hatte und weil er für Landrat Frey kein Unbekannter war. Die beiden wohnen nur wenige Meter auseinander, und man kannte sich vom Sport. Mit geregelter Arbeitszeit war es fortan vorbei. Allzeit bereit sein, lautete die Devise, ob am Wochenende, an Feiertagen oder am Abend. 50 Stunden in der Woche kamen schnell zusammen, wenn Frey unterwegs war: zu den Tagungen der Landräte, zum Sparkassenverband nach Frankfurt oder zu Versammlungen der Caritas oder des Bayerischen Roten Kreuzes, zu Bürgerversammlungen im Landkreis oder zu Terminen in München. Und oft musste Santoro warten. "Ich bin dann spazieren gegangen, habe Radio gehört oder gelesen, und später konnte ich fernsehen im Auto." Ein Navigationsgerät gab es früher nicht in dem großen BMW. Karten lesen war angesagt. Mit Navi wurde es einfacher, wenn es denn richtig gefüttert wurde. Einmal, als die jährliche Fahrt nach Haßloch in den Partnerlandkreis Bad Dürkheim anstand und es wie immer pressierte, wollte Santoro den üblichen Stau bei Karlsruhe umgehen, fuhr von der Autobahn ab und auf Landstraßen weiter. Bis er und Frey plötzlich in einer Sackgasse gelandet waren, an einer Fähranlegestelle am Rhein. Das Navi hatte die kürzeste Strecke ohne Autobahn gesucht.

Von Karambolagen blieb der Chauffeur bis auf einen Auffahrunfall verschont. "Das eine oder andere Mal" sei er geblitzt worden, sagt Santoro. Ohnehin war er mit Karl Roth nicht mehr so oft und so weit unterwegs: Freys Nachfolger ist in weniger Verbänden aktiv. Und auch der Dienstwagen wurde kleiner. Mittlerweile fährt der Landrat Audi.

Bald hat Adriano Santoro viel Zeit. Zum Walken oder Joggen und für seine zwei Enkel. Und für Reisen nach Salerno zu den Geschwistern. Sein Lebensmittelpunkt ist Starnberg, "aber meine Heimat ist Italien", sagt er.

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