Starnberg:Waldbesitzer fürchten um Sägewerke

Die Erlöse für Schnittholz gehen weiter zurück, das Geschäft für die Betriebe ist kaum mehr lohnenswert.

Armin Greune

Seefeld Schlecht

Viel Holz vor dem Sägewerk von Peter Schlecht in Seefeld: Obwohl das Geschäft mit Schnitthölzern kaum mehr was einbringt, gehört er zu den wenigen, die dennoch ihre Säge laufen lassen. Lohnenswert ist für Schlecht der Holzhandel und die Dienstleistungen. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

- Die Preise für Stammholz verharren weiter auf Rekordniveau, dennoch übersteigt im Fünfseenland die Nachfrage das Angebot. Die Waldbesitzer hätten also allen Grund zur Freude - doch sie machen sich Sorgen um ihre Hauptabnehmer: "Wir müssen schauen, wie wir unsere Sägewerke am Leben halten", sagt Anton Bernhard, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Starnberg (WBV), "denn sonst fallen für uns langfristig Einschnitt-Kapazitäten weg".

Weil die Erlöse für Schnittholz zurückgehen, könnten im Preiskrieg die letzten Betriebe auf der Strecke bleiben, die noch im Fünfseenland Rundholz verarbeiten. Alois Wild etwa, der in Berg neben Holzhandel und Zimmerei ein Sägewerk führt, sagt: "Ich nehme so wenig wie möglich an, damit der Verlust gering bleibt." Ähnlich reagiert Klaus Gerhardt aus Erling auf die Nachfrage: "Die Säge läuft nur noch im Nebenerwerb." Jährlich verarbeite er etwa zehn Lastzüge mit Langholz - den größten Teil davon im sogenannten Lohnschnitt, also als reiner Dienstleister für die Andechser Landwirte mit eigenem Wald.

Auch für Peter Schlecht in Seefeld ist sein Sägewerk für sich allein betrachtet defizitär - obwohl er beim Ankauf der Stämme regionale Vorteile nutzt, denn seine Firma "macht mit einigen Lieferanten schon in der fünften Generation Geschäfte". Mehr als 80 Prozent seines Umsatzes erwirtschaftet Schlecht mit seinem Holzhandel und Dienstleistungen. Das seit fast 200 Jahren bestehende Sägewerk verarbeitet jährlich nur etwa 5000 Festmeter Rundholz, verschaffe Schlecht aber Glaubwürdigkeit: "Wir vermitteln den Kunden, dass wir nur noch einen Bezug zum Rohholz haben." Und man könne rasch reagieren, wenn ein Abnehmer plötzlich bestimmte Formate benötigt, die nicht auf Lager sind.

Als einziger seiner Kollegen im Fünfseenland sagt der Dießener Thomas Geiger: "Uns geht es glänzend." Er sei schon lange aus der Massenproduktion von Fichten-Bauholz ausgestiegen und habe sich auf Nischenprodukte verlegt. Geiger fertigt Sonderprofile für den Außeneinsatz im Brücken- oder Teerrassenbau. Sein Betrieb braucht folglich witterungsfeste Holzarten wie Lärche, Eiche und Douglasie, die in den Wäldern der Umgebung kaum anfallen. Und als doch einmal eine Lärchengruppe einen Kilometer vom Werk entfernt im Staatsforst gefällt wurde, "habe ich auf meine Anfrage nicht mal Antwort bekommen", sagt Geiger. Das Holz musste er sich über einen Zwischenhändler sichern.

"Unsere Eigenvermarktung ist halt relativ eingeschränkt", sagt Peter Glaser vom Staatsforstbetrieb Landsberg auf Nachfrage. 80 Prozent des Jahreseinschlags von 160 000 Festmetern vergebe die Zentrale über langfristige Verträge an Großabnehmer, vor allem an das Werk von Ilim Timber. Der russische Konzern hat Anlage und Lieferverträge von der Firma Klausner übernommen, die 2005 das riesige Sägewerk in Landsberg baute - nachdem der Freistaat sich verpflichtete, 500 000 Festmeter Fichtenholz jährlich zum Vorzugspreis von 70 Euro zu liefern.

Beim aktuellen Marktpreis von 100 Euro/Festmeter verliert der Staat also nicht nur jährlich 15 Millionen Euro, sondern verschärft auch noch den Verdrängungswettbewerb in der Branche. Fachleute haben schon vor sieben Jahren vor der Tendenz zur oligopolistischen Nachfragestruktur gewarnt: Am Ende bleiben nur wenige Großsägewerke übrig, die den Markt beherrschen und die Preise diktieren. Derzeit könnte Bernhard freilich "deutlich mehr Holz verkaufen, als wir im Angebot haben".

Auf den WBV-Versammlungen appelliert er an die Mitglieder, Stammholz für die Sägewerke bereit zu stellen. Doch die meisten Waldbauern sind nicht bereit, ihre Vorräte anzugreifen. Traditionell sehen sie ihren Wald als Sparkasse an und bei der derzeit unsicheren Finanzlage erscheint den Bauern ihr Holz als die sicherste Bank.

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