VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg:Ein gutes Jahr trotz der ganzen Krisen

VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg: Die Chefetage der VR Bank ist zufrieden (von links): Josef Pölt, Thomas Vogl, Cyrus Ahari und Konrad Hallhuber.

Die Chefetage der VR Bank ist zufrieden (von links): Josef Pölt, Thomas Vogl, Cyrus Ahari und Konrad Hallhuber.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die politischen Ereignisse der jüngsten Zeit sind auch am regionalen Geldinstitut nicht spurlos vorübergegangen. Dennoch zieht die VR Bank bei ihrem Jahrespressegespräch eine positive Bilanz.

Von Linus Freymark, Starnberg

Das vergangene Jahr hat auch auf den Finanzmärkten seine Spuren hinterlassen: Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Kettenreaktion aus gestiegenen Energiepreisen und Inflation haben die Wirtschaft in Deutschland geschwächt. Der Einzelhandel verzeichnete geringere Umsätze. Besonders hart getroffen hat es die Baubranche, wegen der hohen Zinsen ist ein Hausbau kaum noch finanzierbar, die Aufträge brachen ein. Kurz und knapp: "Die Auswirkungen auf das Wirtschaftsleben sind drastisch", fasst Thomas Vogl, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg, die Effekte von Putins Einmarsch in der Ukraine zusammen.

Vogls Geldinstitut blickt dennoch zufrieden auf das vorige Jahr zurück - zumindest aus geschäftlicher Sicht. Zuletzt hat die hiesige VR Bank bei der Bilanzsumme die Drei-Milliarden-Marke geknackt, in diesem Jahr erwarten die Verantwortlichen ein weiteres Plus von knapp 200 Millionen Euro. Den Grund dafür sieht der VR-Vorstand in seiner Geldpolitik, denn anders als so manche Schweizer Bank, die sich selbst zugrunde gerichtet hat, setzt die regionale Genossenschaftsbank lieber auf Sicherheit als auf das Pokerspiel auf dem Finanzmarkt. "Wir verzichten lieber auf Gewinne", erklärt Vorstandsmitglied Josef Pölt.

Auch deshalb ist die Starnberger VR Bank weniger abhängig von den Schwankungen auf den internationalen Märkten als andere Häuser. Stattdessen setzt die als Genossenschaft organisierte Bank auf ihre Kunden und Mitglieder: Bayernweit sind 2,6 Millionen Menschen Mitglied einer Volks- oder Raiffeisenbank, etwa ein Prozent davon beim Starnberger Ableger: 89 000 Kunden und 26 400 Mitglieder zählt das Geldinstitut in seinem Zuständigkeitsbereich aktuell - jeder etwa dritte Kunde hält also auch Anteile an seiner Bank. In den nächsten Jahren will der Starnberger VR-Vorstand diesen Anteil auf 50 Prozent erhöhen. "Die stabile Basis sind unsere Kunden und Mitglieder", sagt Konrad Hallhuber aus dem Vorstand. "Das bringt Ruhe rein."

Um der Kundschaft auch in Zukunft etwas zu bieten, testet die Starnberger VR-Bank gerade mehrere neue Projekte: Unter anderem läuft gerade die Testphase zu " VR Service+". Das Angebot richtet sich vor allem an ältere Menschen. Bei diesem Service übernimmt die VR Bank etwa die Korrespondenz für ihre Kunden bei Geldangelegenheiten. Und, gerade für Senioren praktisch, die nicht mehr allzu gut zu Fuß sind: Die Bank bringt sogar Bargeld nach Hause. Ein Kurier liefert die gewünschte Menge an Scheinen. Der Kunde quittiert den Empfang, der Betrag wird dann vom Konto abgebucht, erklärt der Generalbevollmächtigte Cyrus Ahari. Auch eine Finanzberatung für Frauen bietet die VR Bank an, denn nach wie vor werden diese in gleichen Positionen oft schlechter bezahlt als Männer. Bei den Veranstaltungen sollen sich die Teilnehmerinnen in lockerer Atmosphäre austauschen können, das nächste Treffen findet am 19. April im Pöckinger Beccult statt.

Ab Herbst gibt es bei der Starnberger VR Bank eine Weltneuheit

Doch trotz all der Projekte und positiven Zahlen ist auch die VR Bank nicht von einem allgemeinen Problem verschont: dem Fachkräftemangel. Zwar ist die Zufriedenheit unter den Mitarbeitern nach eigenen Angaben groß, mit durchschnittlich 17 Jahren bleiben die Angestellten auch vergleichsweise lang. Dennoch merkt man auch in Starnberg, dass etwa das Interesse am Ausbildungsberuf Bankkaufmann oder -frau nachlässt. Die VR Bank setzt deshalb weiterhin auf flexible Arbeitsmodelle, um ihren Beschäftigten möglichst viele Freiheiten zu gewähren und ein Arbeitgeber zu bleiben, bei dem die Angestellten gerne bleiben. Denn gerade im Bankgeschäft ist die individuelle Beziehung zwischen Kunde und Mitarbeiter wichtig. Vertrauen Kunden ihrem Bankberater, vertrauen sie auch der Bank. Ist der geschätzte Berater weg, muss die Bindung erst wieder neu aufgebaut werden.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit möchte die VR Bank bereits beschrittene Wege fortführen. Mit verschiedenen Projekten und Veranstaltungen will der Vorstand rund um Thomas Vogl das Thema in die Öffentlichkeit tragen und sich engagieren. So fördert die VR Bank etwa den Ausbau von Solaranlagen. Ab Herbst dieses Jahres gibt es deshalb plastikfreie Bankkarten, die bis auf den Chip aus Holz bestehen. Weltweit habe man dann die erste plastikfreie Chipkarte, versichert Vogl. Bis Ende 2026 sollen dann alle Karten auf recyceltes Plastik umgestellt werden. Durch all diese Maßnahmen will sich die VR Bank für die Zukunft rüsten. Denn auch, wenn das Haus offenbar gut durch die bisherigen Krisen gekommen ist: Die Zeiten sind unbeständig - auch für Banken.

Zur SZ-Startseite
Landsberg, Gespräch mit Wegge und Kießling

SZ PlusDiskussion über Wahlrechtsreform
:Wirklich eine "Ohrfeige für die Demokratie"?

Wie gerecht ist die Reform des Wahlrechts und damit ein kleinerer Bundestag: Ein Streitgespräch zwischen den Starnberger Abgeordneten Carmen Wegge (SPD) und Michael Kießling (CSU).

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: