Starnberg:Von Riesen und Nobelpreisträgern

Das Museum Starnberger See präsentiert zum 100-jährigen Stadtjubiläum 100 Starnberger Persönlichkeiten.

Patrizia Steipe

StarnbergHildegard Hamm-Brücher, Paul Dechant, Jürgen Habermas, Herbert Achternbusch, Rudi Gaugg, Johannes Heesters, Trudi Weiß - sie alle sind im weitesten Sinn "Starnberger", leben oder lebten hier, prägen oder prägten die Stadt. Zum 100-jährigen Stadtjubiläum stellt das Museum Starnberger See 100 Personen aus den vergangenen 100 Jahren vor, die einen bunten Querschnitt durch die Bevölkerung darstellen. Kunsthistorikerin Ulrike Mertz und Künstlerin Katharina Kreye haben gemeinsam mit einem Team an Helfern eineinhalb Jahre lang an dem Konzept gefeilt. "Das Schwierigste war die Riesenliste mit wichtigen Persönlichkeiten, die in langen Sitzungen zusammengestrichen werden musste. Da mussten etliche Köpfe rollen", erinnert sich Mertz.

Ausstellung 100 Köpfe im Stadtmuseum

Ausstellung 100 Köpfe im Stadtmuseum Starnberg Ausstellung '100 Köpfe' im Starnberger Heimatmuseum zum Stadtjubiläum, gestaltet von Katharina Kreye (Zöpfe) und Ulrike Merz (Brille).

(Foto: Sta Franz Xaver Fuchs)

Hier eine Wertung von Persönlichkeiten vorzunehmen, die allgemein auf Zustimmung stößt, ist freilich eine unlösbare Aufgabe. So entstand eine subjektive Auswahl, die nicht von jedem Besucher nachvollziehbar war und bei der Eröffnung zu einigen Diskussionen führte. "Die Ausgewählten stehen auch stellvertretend für alle, die nicht erwähnt wurden", so Mertz bei der Eröffnung.

Die Ausstellung ist in zwei Bereiche unterteilt: den historischen und den künstlerischen. Den Beginn macht mit Nummer 1 das Konterfei von Prinzregent Luitpold, Unterzeichner der Stadtgründungsurkunde. Der 100. Starnberger Kopf stammt von dem jungen Zauberkünstler Louis Carr. Dazwischen finden sich Handwerker, Künstler, Wissenschaftler - und sogar ein Nobelpreisträger (Heinrich Wieland).

Ulrike Mertz hat für den historischen Teil neben den Bildern viele Exponate zusammengesammelt: einen alten Postillonhut, ein Fotoalbum, Sammelbildchen aus dem Ersten Weltkrieg, auf denen Soldaten aus dem Schützengraben schießen, einen üppig verzierten Pokal, eine Rotgardistenarmbinde aus dem Jahr 1918, Gemälde und historische Aufnahmen wie das Foto von "Jakob Wörsching als Riesen" im Fasching 1929. Bei den acht Zeitepochen, in denen die Ausstellung unterteilt ist, durfte auch das Dritte Reich nicht fehlen. Manchen Starnberger habe die Auswahl der Köpfe in diesem Bereich im Vorfeld gar nicht behagt, erinnerte sich Mertz. Neben Fotos vom Todeszug hängen solche von leidenschaftlichen Nationalsozialisten, aber auch von Leuten aus dem Widerstand.

Die Starnberger Künstlerin Katharina Kreye führt den Bilderreigen im Untergeschoss des Museums ab der Nachkriegszeit fort. Ihre Porträts hängen an den Wänden und stehen auf grau bemalten Holzpodesten. Sie sind größtenteils in schwarz-weiß, zu jedem Bild gehört ein typisches Accessoire. Schuhmachermeister Erich Stoll hat eine Holzleiste bekommen, und seitenweise Papier, auf dem Schlafkurven notiert worden waren, hat Kreye zum Podest mit dem Foto des Schlafforschers Jürgen Zulley gelegt. Besonders interessant sind die kurzen Lebensläufe, die bei jedem Kopf zu finden sind. Zum Beispiel von der Familientherapeutin Eleonore Eibl-Eibesfeldt, von "König-Ludwigs-Forscher" Albert Widemann, aber auch von Erni Wörner, die mit 92 Jahren noch immer eine aktive Ruderin ist oder Gertrud Weiß, die das Starnberger Kaufhaus Biller geführt hatte. Genügend Zeit sollte man sich auf alle Fälle für einen Besuch der Ausstellung einplanen. Für Kindergärten und Schulklassen (13 bis 15 Jahre) gibt es besondere Führungen.

Die Sonderausstellung "100 Jahre - 100 Köpfe" ist während des gesamten Jubiläumsjahrs bis zum 6. Januar 2013 zu sehen. Das Museum Starnberger See, Possenhofener Straße 5, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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