Neuer Vorstand der UWG Starnberg:Pfaffinger zieht sich aufs Altenteil zurück

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Der neue Vorstand der Unabhängigen Wählergemeinschaft Starnberg (UWG): Ulrich Müller (Mitte) und seine beiden Stellvertreter Thorsten Schüler (li.) und Klaus Christ. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Der Altbürgermeister verzichtet nach sieben Jahren auf den Vorsitz der "Unabhängigen". Sein Nachfolger ist Uli Müller, der vor allem ein Problem hat: Der Gruppierung fehlt es weiterhin an Nachwuchs.

Von Peter Haacke, Starnberg

Generationenwechsel im Vorstand der Unabhängigen Wählergemeinschaft Starnberg (UWG): Nach zwölf Jahren als Bürgermeister der Stadt Starnberg und sieben Jahren als UWG-Vorsitzender zieht sich Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger, 77, aus der Stadtpolitik zurück. Neuer Chef der Unabhängigen ist der 67-jährige Rechtsanwalt und bisherige stellvertretende Vorsitzende Ulrich ("Uli") Müller, der am Mittwoch im Rahmen der Jahreshauptversammlung einstimmig für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt wurde.

Den Vorstand komplettieren Stadtrat Thorsten Schüler, die ehemalige Stadträtin Angelika Wahmke und der politisch bislang nicht in Erscheinung getretene Klaus Christ. Trotz der Verjüngung im Vorstand löst der Wechsel kaum die grundsätzlichen Probleme der seit 51 Jahren bestehenden UWG: Die 59 Mitglieder zählende Gruppierung gilt als überaltert - und mit dem Rückzug Pfaffingers verlieren die Unabhängigen weiteren wertvollen politischen Sachverstand.

"Vielleicht ist es auch ein Zeichen, dass wir nun einen neuen Vorstand wählen sollten", bemerkte der ausscheidende Altbürgermeister angesichts des Umstands, dass nur 18 Mitglieder zur Jahreshauptversammlung erschienen waren - wofür es freilich triftige Gründe gab: So hatten sich in Zeiten grassierender Grippe- und Corona- Infektionen Bürgermeister Patrick Janik, Stadtrat Otto Gaßner und Angelika Wahmke abgemeldet.

Altbürgermeistern Ferdinand Pfaffinger zieht sich bei der UWG aus dem politischen Geschäft zurück. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

In seinem letzten Rechenschaftsbericht als Vorsitzender resümierte Pfaffinger ausgehend vom Jahr 2020 die "unerfreuliche Situation, in die uns die damalige Bürgermeisterin gebracht hat" - verbunden mit einem großen Lob für Janik: Der gemeinsame Kandidat von UWG, CSU, SPD und BLS habe unter schwierigen Umständen wieder ein "kollegiales Miteinander im Stadtrat" sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Vertragspartnern wie der Deutschen Bahn oder dem Staatlichen Bauamt erreicht. "Und das alles mit leeren Kassen", ergänzte Pfaffinger, der ebenfalls anmerkte, dass zwischen 2014 und 2020 nahezu die gesamte Führungsmannschaft der Stadtverwaltung das Rathaus verlassen habe.

Mit etwas Wehmut erinnerte Pfaffinger an die Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens der UWG im Vorjahr, bei dem man jedoch aufgrund der Hygienevorgaben in der Pandemie auf das ganz große Fest verzichten musste. Die 1971 gegründete Gruppierung - ursprünglich als "Bürgermeister-Unterstützungsverein" für den damaligen CSU-Bürgermeister Heribert Thallmair aus der Taufe gehoben - hat sich über die Jahrzehnte zur festen Größe in der Starnberger Stadtpolitik entwickelt. Im Selbstverständnis der UWG, die ihre mittelständischen Wurzeln irgendwo zwischen CSU, FDP, Parteifreien und bayerischem Freigeist sieht, wollte man stets nur das Beste für Starnberg.

Vor ein paar Jahren stelle die UWG noch die stärkste Fraktion im Stadtrat

Doch die besten Zeiten scheinen vorbei zu sein: 1996 emanzipierte sich die UWG von der CSU und mutierte in der Amtsperiode 2008 bis 2014 mit acht Mandaten dank zweier "Überläufer" von CSU und BLS gar zur stärksten Fraktion im Stadtrat. Doch Pfaffinger durfte aus Altersgründen nicht erneut kandidieren: Nach den Kommunalwahlen 2014 war die Fraktion nur noch halb so stark und schrumpfte mit den Nachwahlen 2015 bis heute auf nur noch drei Mitglieder. Erfahrene Stadträte wie Mario Stock oder Helge Walter schieden aus, Jürgen Busse legte sein Mandat aus Unmut über die Stadtpolitik nieder. Ob sich Winfried Wobbe, der am Mittwoch seinen 75. Geburtstag feierte, oder der gesundheitlich angeschlagene Otto Gaßner zur nächsten Kommunalwahl 2026 aufstellen lassen, ist ebenso ungewiss wie die Situation bei Patrick Janik, der in drei Jahren womöglich für die CSU kandidieren wird. Und mit Pfaffinger ("Ich betrachte meine Mission als erfüllt"), der weiterhin Kreisrat der Freie-Wähler-Fraktion bleibt, geht nun die letzte Galionsfigur der UWG: Im Wahlkampf 2026 wäre er 80 Jahre alt.

Wie der Mangel an Führungspersönlichkeiten bei der UWG ausgeglichen werden soll, weiß auch der neue Vorsitzende Ulrich Müller nicht - zumal es an politischem Nachwuchs fehlt. "Ihr könnt von mir keine Wunderdinge erwarten", sagte der nun 67-jährige ehemalige Vereinsboss des SV Söcking, der auch nicht mehr der Jüngste ist und sich nun vor allem als Vermittler sieht. "Ich kann das jetzt einfach nur weiterführen."

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