Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Ungewünschte Verschönerung

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Anlieger wollen Maßnahmen in Max-Emanuel-Straße verhindern

Von Peter Haacke, Starnberg

Eine überraschende Nachricht hat diese Woche die Anwohner der Max-Emanuel-Straße ereilt: Mit Schreiben vom 4. April teilt die Starnberger Stadtverwaltung mit, dass am 18. April mit "Unterhaltsmaßnahmen" begonnen werden soll, um ein - aus Sicht der Stadt - "ordentliches Straßenbild" herzustellen. Geplant sei der Bau eines Gehwegs, die Montage von "Kniegeländern" (Rundholzbalken auf Stahlpfosten), um Bäume zu schützen, sowie eine Verkiesung grasbewachsener, teilbegrünter Flächen. Zudem sollen Fahrzeuge künftig "schräg" parken. Die Anwohner sind über die angekündigte Verschönerungsaktion der Stadt jedoch alles andere als begeistert: Sie fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt, zumal die Aktion offenbar keine Verbesserung darstellt. Ungeklärt ist bislang auch, wer dafür bezahlen soll.

Bei einem Ortstermin am Donnerstagmorgen mit Bürgermeisterin Eva John und knapp 20 Anwohnern verfestigte sich jedenfalls die Meinung, dass es sich "um tief greifende Umgestaltungsmaßnahmen handelt", wie Wolf A. Brandt im Namen der Betroffenen schreibt. Mittlerweile hätten sich 43 Anwohner aus 16 Haushalten dagegen ausgesprochen, kein einziger dafür. Per E-Mail informierte Brandt auch alle 30 Stadträte; Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Im Namen der CSU-Fraktion beantragte Thomas Beigel mit Verweis auf Brandt, "sämtliche geplanten Maßnahmen für die Max-Emanuel-Straße sofort einzustellen". Das Straßenbild werde "massiv verändert ( . . . ) ohne erkennbaren Vorteil". Stefan Frey bezweifelte, dass die Aktion eine "laufende Angelegenheit der Verwaltung" sei. Und Angelika Kammerl (Parteifreie) monierte "großes Befremden über die Vorgehensweise der Verwaltung" und fragte: "Haben wir es hier mit einer 'unter 50 000-Euro-Maßnahme' zu tun? Oder ist das wieder eine Ihrer Verschönerungsmaßnahmen?"

John rechtfertigte ihr Vorgehen auf Anfrage am Donnerstag im Bauausschuss als "laufende Angelegenheit der Verwaltung". Die Kiesaufschüttung sei notwendig, "damit da keiner umfällt", der Gehweg sei explizit auf Anregung von Theo Beigel - Vater von Thomas Beigel - geplant worden. Die Stadtverwaltung habe die Anregungen der Anlieger zur Kenntnis genommen. Ohnehin sei das alles nicht so teuer. Gleichwohl wächst gegen diese Darstellung Widerstand, zumal im Vorjahr erst die Heinrich-Wieland-Straße ähnlich verschönert wurde. Thomas Beigel jedenfalls lässt John wissen: "Frau Bürgermeisterin, hören Sie auf, uns Stadträte ständig zu belügen."

Doch auch John hat am Freitag E-Mails verschickt: Die Stadtverwaltung wolle den "herangetragenen Anregungen Rechnung tragen", heißt es unter anderem.

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Quelle:
SZ vom 08.04.2017
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