Starnberg:Umstrittener Umbau

Starnberg Ortsbesichtigung

Die provisorisch verbreiterten Gehwege sollen einer dauerhaften Lösung zwischen Leutstettener Straße und Kaiser-Wilhelm-Straße weichen.

(Foto: Georgine Treybal)

Stadt lässt Straßenkreuzung für 500 000 Euro neu gestalten

Von Peter Haacke, Starnberg

Nichts hält bekanntermaßen länger als ein Provisorium. Unter Hobbyhandwerkern sind Behelfslösungen jedenfalls durchaus beliebt. Im Straßenverkehr hingegen sind eher handfeste Ergebnisse gefragt. Und deshalb soll die provisorische Verengung der Fahrbahn im Bereich der unübersichtlichen Kreuzung Leutstettener Straße, Josef-Jägerhuber- und Kaiser-Wilhelm-Straße in Starnberg nach rund einem Jahr einer soliden Lösung weichen. Geplant sind verbreiterte Gehwege und beleuchtete Zebrastreifen. Laut Stadtverwaltung soll die Umgestaltung Fußgängern und Radfahrern bessere Sicherheit und eine "Erhöhung der Aufenthaltsqualität" bescheren. Preis des Umbaus: voraussichtlich eine halbe Million Euro.

Der Bauausschuss befasste sich am Donnerstag erneut mit der Angelegenheit, nachdem im Vormonat schon der Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität über die nicht ganz unstrittige Angelegenheit beraten und einige Änderungen beschlossen hatte. Während Bürgermeisterin Eva John stets betonte, dass verkehrsgutachterliche Stellungnahme sowie Rückmeldungen von Fachstellen und Bürgerschaft "durchweg positiv" seien, berichtete Stadtrat Gerd Weger (CSU) das Gegenteil. "Einige wenige sagen toll, aber die meisten halten es für überflüssig", sagte Weger. Die Kreuzung sei kein Unfallschwerpunkt, die Bewältigung der Kreuzung für Busfahrer aber seit dem provisorischen Umbau vor einem Jahr "eine Katastrophe". Insbesondere wenn sich größere Fahrzeuge wie Reisebusse oder Lkw begegnen, werde der Verkehrsfluss gebremst. Bewusst habe die Verwaltung hier eine Verkehrsschikane errichtet, die Stadt werde weiter unattraktiv gemacht.

Als "völlig überteuert" bezeichnete Angelika Kammerl (Parteifreie) den Umbau, Franz Heidinger (BLS) geißelte das "nicht durchdachte Konzept". Josef Pfister (BMS) indes plagte angesichts der Kritik das Gefühl, "dass der eine den anderen im Schlechtreden übertreffen will".

Unmittelbar vor der Beratung im Ausschuss hatte ein Ortstermin stattgefunden, den aber nur ein Bruchteil der Mandatsträger wahrnahm. Eine Mitarbeiterin der Verwaltung erläuterte den jüngsten Planungsstand anhand provisorischer Linien: Die verbreiterten Gehwege sollen nun doch etwas schmaler werden, und eine geplante Aufenthaltsplattform an der Brücke über den Georgenbach entfällt vorerst, was das Vorhaben um 70 000 Euro schlanker macht. Gleichwohl soll es zur "Erhöhung der Aufenthaltsqualität" eine Sitzgelegenheit geben. Einige Anwohner, die sich vor allem am überbreiten Gehweg zum westlich gelegenen Teil der Josef-Jägerhuber-Straße stören, fanden dagegen kein Gehör bei der Bürgermeisterin.

Das Gremium nahm die geänderte Planung zur Kenntnis und stimmte dem Vorhaben zu - auf Anregung von Josef Jägerhuber (CSU) und Christiane Falk (SPD) allerdings unter dem Vorbehalt, dass am Ende der Haushaltsberatungen genügend Geld in den Kassen für die Verschönerungsaktion an der Kreuzung vorhanden ist. Die Verwaltung rechnet damit, nach Ausschreibung des Projekts im nächsten Frühjahr mit dem Umbau starten zu können. Zwar will die Stadt bei der Regierung von Oberbayern Fördermittel beantragen, die sich voraussichtlich mit 60 Prozent am "städtebaulichen Mehraufwand" beteiligen könnte. Doch das betrifft nur förderfähige Maßnahmen. Wie teuer der Umbau die Stadt am Ende tatsächlich kommt, ist unbekannt.

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