Starnberg:Tunnelblick mit Alpenpanorama

Die Bahnunterführung beim Undosa soll schöner werden. Geplant ist ein 18,4 Meter langer Leuchtkasten mit Bildfolie

Peter Haacke

In freudiger Erwartung blicken die Starnberger ihrem Jubiläum entgegen: Das Jahr 2012 steht ganz im Zeichen der hundertjährigen Stadterhebung, und der Terminkalender ist bereits prall gefüllt. Freilich möchten die Stadtväter die Kreisstadt zu diesem feierlichen Anlass auch etwas herausputzen. Doch ausgerechnet der frequentierteste Ort der Stadt, der historische Bahnhof am See, gilt als eines der Sorgenkinder. Als heruntergekommen und schmuddelig empfinden viele Besucher den Bau, auch das Bahnhofsumfeld in der "Stadt der Millionäre" löst Befremden aus. Das traurige Bild könnte sich zum Jubiläum aber wandeln, denn die Unterführung am Bahnhof soll attraktiver hergerichtet werden. Doch auch die wenige hundert Meter weiter westlich gelegene Undosa-Unterführung am Heimatmuseum verdient nach Ansicht von FDP-Stadträtin Iris Ziebart eine Schönheitskur. Die Starnberger Architektin Brigitte Hintze präsentierte den Mitgliedern des Hauptausschusses am Montag einen ersten Entwurf, mit dem der düstere und unheilvoll wirkende Durchgang zum See mittels eines Leuchtkastens verschönt werden soll. "Ein minimalistischer Eingriff, der einzig den Zweck hat, den Passanten an einen anderen Ort zu entführen", referierte Hintze. Sie setzt auf eine 18,40 Meter lange, 1,75 Meter hohe und 15 Zentimeter breite Stahlkonstruktion, deren Fronten mit vandalismusresistentem Verbundsicherheitsglas abgeschlossen sind. Dahinter tut sich eine Bildfolie mit dem Starnberger See als Motiv auf, das freilich so im Original nicht existiert: Hintze fügte in ihrem Entwurf zwei Werke der Maler Fritz Bamberger (1875) und Gustav Adolf van Hees (gegen 1900) aneinander, um so die Illusion einer Ansicht des Starnberger Sees zu erzeugen - also See mit Alpenpanorama im Tunnel, an dessen Ende sich dann tatsächlich der fünftgrößte See Deutschlands befindet. Die Gremiumsmitglieder zeigten sich überwiegend angetan vom Entwurf - schließlich gilt jede ästhetische Veränderung im Durchgang schlicht als Verbesserung. Dennoch drängen sich einige bislang unbeantwortete Fragen auf. So existiert derzeit bestenfalls eine vage Kostenschätzung des Projekts in Höhe von rund 56 000 Euro. Unklar ist auch, ob die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin der Verschönerung zustimmt, die als "Kunstpromenade" insbesondere als Werbeträger auf das Starnberger Heimatmuseum hinweisen soll. Ungewiss ist zudem, ob Hintze oder die Stadt Starnberg überhaupt die Rechte zur Verwendung der historischen Bildvorlagen bekommen werden. Und auch in technischer Hinsicht, etwa im Hinblick auf die Elektroinstallation, besteht Klärungsbedarf. Und letztlich steht die berechtigte Frage im Raum, ob das Kunstprojekt tatsächlich gegen physikalische Gewalt, Graffity oder andere Schmierereien gesichert werden kann. Immerhin: Hintze legt Wert auf die Feststellung, dass ihr Leuchtkasten problemlos wieder demontiert werden kann. Stadtplanungsreferentin Ziebart hat die Architektin Hintze zum wiederholten Mal im Hinblick auf eine Verschönerung des Durchgangs ins Spiel gebracht: Mal sollte der Schaukasten 30 Meter lang sein, mal nur 15 Meter, kurz darauf 22 Meter. Nun soll der Kasten 18,40 Meter lang werden. Mehrfach hatte Ziebart seit Herbst 2010 entsprechende Mittel beantragt, war bislang aber stets gescheitert. Die von Ziebart beantragte teilweise Entfernung des Deckels der Unterführung scheiterte im Februar 2011 am Veto der Bahn, die auf Erfüllung des Vertrags mit der Stadt aus dem Jahr 1987 pocht. Der Hauptausschuss stimmte dem Kunstprojekt unter Vorbehalt der Klärung offener Fragen mit 8:4 zu. Danach wird das Projekt abschließend im Bau- und Umweltausschuss verhandelt.

Starnberg Unterführung beim Undosa

So könnte nach Vorstellungen der Architektin Brigitte Hintz die Gleisunterführung am Undosa aussehen. Für das hinterleuchtete Panoramabild wurden zwei historische Gemälde aneinandergefügt. Montage: oh

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