Starnberg:Trauer um Konrad Schreiegg

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Starnbergs ehemaliger Stadtpfarrer ist im Alter von 77 Jahren während eines Kuraufenthalts überraschend gestorben.

Sabine Bader

Konrad Schreiegg ist tot. Der langjährige Stadtpfarrer und Ehrenbürger Starnbergs ist in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 77 Jahren überraschend gestorben. Er hatte sich im schwäbischen Krumbach in einer Kurklinik von Herzproblemen erholen wollen.

Auch im Ruhestand hat der ehemalige Stadtpfarrer Konrad Schreiegg weiter gepredigt - und die Gläubigen reisten ihm nach. Foto: Treybal (Foto: Georgine Treybal)

In Starnberg reagierte man bestürzt auf den Tod des Geistlichen. Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger sagte: "Mich hat diese Nachricht nicht nur als Bürgermeister und für die Stadt tief getroffen, ich bin persönlich sehr, sehr traurig." So wie Pfaffinger geht es auch vielen anderen. Denn Schreiegg war "sehr nahe am Menschen, gleich, ob es sich um normale Bürger oder Prominente gehandelt hat", sagte Gerd Weger, Stadtrat und im Kirchenvorstand der Pfarrei St. Maria tätig. Weger kennt Schreiegg bereits seit 1973, als dieser nach Starnberg kam. Und er hat ihn als "aufgeschlossenen Menschen" kennen und schätzen gelernt, "der auch zu innerkirchlichen Themen seine eigene Meinung hat". "Er hat uns schlicht geprägt", sagte Mesner Hans Raphael. "Ich möchte keinen Tag mit ihm missen."

Doch das Wirken Schreieggs hat sich nicht auf die Kirche beschränkt, auch an Themen aus der Kommunalpolitik war er immer interessiert, sagt Weger. Mehr als das: Schreiegg war Mitglied der Starnberger CSU und hatte daraus auch nie einen Hehl gemacht. Auch ein Pfarrer dürfe "schließlich eine politische Meinung haben", hatte Schreiegg selbst stets betont. Und gleichzeitig durchblicken lassen: "Ich lebe in einem inneren Dauerclinch mit der CSU." Diese Ambivalenz war typisch für ihn.

Er war zweifellos keiner, der es jedem recht machen wollte, kein Ja-Sager zu den Konfliktthemen von Kirche und Welt. Konrad Schreiegg war so menschlich, wie ein Pfarrer nur sein kann - mit Stärken und Schwächen. Er wollte nicht um jeden Preis gefallen. Genau das haben viele an ihm geschätzt. Er war bekannt als Mann mit Ecken und Kanten. Und dennoch war er stets ein Liberaler vor dem Herrn. Wenn Schreiegg predigte, war die Kirche meist voll. Mit Don Camillo, dem gewitzten Priester aus dem Dorf Brescello in der norditalienischen Poebene, hatte man ihn gern verglichen. Ging doch auch er in Starnberg manchmal unkonventionelle Wege, wenn es um die Menschen und ihr Seelenheil ging. Da trat für ihn die Meinung der Amtskirche auch mal in den Hintergrund.

Ex-Landrat Heinrich Frey drückt es so aus: Schreiegg sei "geprägt gewesen vom Zweiten Vatikanischen Konzil" und habe darum auch "den christlichen Glauben, verbunden mit liberaler, weltoffener Gesinnung vermitteln" können. Und das nicht nur Menschen, die der Kirche ohnehin nahestanden. Auch, oder gerade, die anderen lagen ihm am Herzen. Und er schwamm, ähnlich Don Camillo, gerne gegen den Strom. Unbequem zu sein, war eine seiner Spezialitäten - und er war darauf auch ein bisschen stolz. Scharfzüngig waren seine Reden, witzig und würzig.

Ich werde ganz sicher nicht in Schweigsamkeit verharren", hatte er angekündigt, als er 2006 nach 33 Jahren als Stadtpfarrer in Ruhestand ging. Er predigte weiter - in den Kirchen der Umgebung, vor allem aber in Höhenrain. Dorthin waren ihm die Gläubigen aus Starnberg allsonntäglich nachgereist. Seinen Rat haben viele gesucht, die Beistand brauchten, auch prominente Familien. Zum Beispiel Simone Rethel nach dem Tod ihres Mannes Johannes Heesters. Schreiegg predigte, als Petra Schürmanns Tochter Alexandra zu Grabe getragen wurde und hielt Jahre später auch die Grabrede für Schürmann selbst.

Die Starnberger Stadtfahne wird am heutigen Freitag auf Halbmast wehen. Die Beerdigung Konrad Schreieggs findet voraussichtlich am kommenden Donnerstag in Starnberg statt.

© SZ vom 13.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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