Starnberg:Tödlicher Tauchgang

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Drei Männer verunglücken Sonntagfrüh an der "Allmannshauser Steilwand" im Starnberger See. Ein 67-Jähriger stirbt bei dem Unfall, ein zweiter Taucher wird schwer verletzt, ein 47-Jähriger gilt als vermisst.

Von Wolfgang Prochaska und Wolfgang Krause

Nach dem Unfall sperrte die Polizei das Tauchgebiet ab. (Foto: Georgine Treybal)

Zu einem der schwersten und tragischsten Tauchunfälle seit vielen Jahren ist es am Sonntagmorgen an der berüchtigten "Allmannshauser Steilwand" bei Berg im Starnberger See gekommen. Bei dem Unglück starben zwei Männer im Alter von 67 und 47 Jahren, ein dritter wurde schwer verletzt und musste mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Das dreiköpfige Team stammt aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Alle drei waren als Rettungstaucher ausgebildet.

Wie die Polizei berichtet, hörten Spaziergänger gegen 8.10 Uhr Hilfeschreie aus dem Wasser im Bereich des Tauchgebiets. Sie rannten hin und konnten zwei Männer aus dem Wasser ziehen. Trotz Reanimationsmaßnahmen durch die verständigten Rettungskräfte aus Wolfratshausen starb einer der Taucher noch am Unglücksort. Währenddessen kreisten Rettungshubschrauber über der Unfallstelle, um einen geeigneten Landeplatz zu finden. Zu dem Großaufgebot an Helfern gehörten auch Rettungstaucher der Bereitschaftspolizei. Diese suchten nach dem dritten Taucher, der noch vermisst wurde. Am späten Nachmittag lautete die traurige Bilanz: Auch der dritte Taucher konnte nur noch tot geborgen werden.

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch offen. Feststeht laut Kripo Fürstenfeldbruck, dass es aus noch ungeklärter Ursache in einer Tiefe von 56 Metern zu Problemen kam, die einen sofortigen Notaufstieg erforderlich machten. Diese Aktion gehört zu den gefährlichsten überhaupt beim Tauchen. Dabei starb der 67-Jährige, während sein jüngerer Kollege den Aufstieg schwer verletzt überlebte.

Die drei Verunglückten gehörten zur etwa 30-köpfigen Gruppe der Rettungstaucher der Wasserwacht Fürstenfeldbruck, die unter dem Dach des Bayerischen Roten Kreuzes organisiert ist. Der Brucker BRK-Geschäftsführer Rainer Bertram zeigte sich am Sonntag geschockt über die Nachricht von dem Unfall. Nach seinen Angaben handelte es sich bei dem Trio um eine sehr erfahrene Tauchgemeinschaft: "Jeder der Taucher hatte mehr als 20 Jahre Erfahrung und stand im laufenden Training und in Fortbildung", sagte Bertram. Der Ausflug zum Starnberger See war nach Angaben des BRK-Geschäftsführers rein privater Natur. "Das hatte mit der Wasserwacht nichts zu tun", betonte er.

Auch in Starnberg reagierte man geschockt. Durch die strengeren Vorschriften hatte es im vergangenen Jahr keinen tödlichen Unfall an der Allmannshauser Kante mehr gegeben und man sah sich bei Polizei, Landratsamt und Wasserwacht auf dem richtigen Weg. "Es muss eine Verkettung unglücklicher Umstände zu dem Unfall geführt haben", meinte ein Starnberger Polizeisprecher. Anders sei dies bei diesen erfahrenen Tauchern nicht vorstellbar. Da erst seit einer Woche wieder an dieser Stelle getaucht werden darf - über die Wintermonate herrscht Tauchverbot - erwartet man bei der Polizei die kommenden Monate mit unguten Gefühlen: "Es ist ein Auftakt, der uns Sorge bereitet."

Das Revier im Starnberger See zählt bundesweit zu den beliebtesten, aber auch gefährlichsten Tauchgebieten. Bis zu 80 Taucher gehen dort an manchen Tagen ihrem Sport nach. Immer wieder werden Sportler erwischt, die gegen die seit 2008 geltenden neuen Vorschriften verstoßen. Unter anderem darf nicht mehr nachts und allein getaucht werden. Überdies hat bei Anfängern ein Tauchlehrer nur für einen Schüler zuständig zu sein. Es drohen Strafen bis zu 50 000 Euro. Seit 1994 sind an dieser Stelle insgesamt 15 Taucher verunglückt. Ihre Zahl hat sich nun auf 17 erhöht.

© SZ vom 25.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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