Geht es um Tempo 30 in Städten und Gemeinden, gehen die Meinungen darüber schnell auseinander: Unbestritten ist die allgemeine Verbesserung der Sicherheit auf geschwindigkeitsbeschränkten Straßen, auch Lärm wird zumeist reduziert. Gegner hingegen argumentieren, dass Tempo 30 weder Lärm- noch Schadstoffemissionen verringert und CO₂-Anteil und Verbrauch sogar steigen, weil im niedrigeren – und damit ungünstigeren – Gang gefahren wird. Die Diskussion darüber wird auch in Starnberg geführt: Speziell am Hanfelder Berg, wo seit 2022 Tempo 30 gilt und oftmals geblitzt wird, bezweifeln nicht nur Autofahrer, sondern auch Anwohner die Sinnhaftigkeit der Anordnung.
In der jüngsten Bürgerversammlung der Stadt Starnberg im September wurde der Antrag gestellt, die Geschwindigkeitsbeschränkung in der Hanfelder Straße auf Tempo 30 erneut zu überprüfen. Eine Mehrheit stimmte dafür – aus gutem Grund: Insbesondere an den Steigungen müssen die meisten Autofahrer zurück in den zweiten Gang schalten, um ihr Fahrzeug in Schwung zu halten. Das hat zur Folge, dass die Motoren vergleichsweise hochtourig drehen – und dementsprechend mehr Lärm erzeugen.
„Alle, die am Berg wohnen, sind für Tempo 50“, berichtete Rudi Zirngibl (CSU) im Stadtrat, der sich am Montag mit der Angelegenheit kurz beschäftigte. Einigen betroffenen Anwohnern erscheine die Rückkehr zur „normalen“ Regelung als bessere Option: Der Motorenlärm sei geringer. Dieser Meinung mochte sich Bürgermeister Patrick Janik (CSU, UWG, SPD, BLS) nicht anschließen. „Auch wenn es sich widernatürlich anfühlt: Viele Anwohner bedanken sich für Tempo 30“, sagte er.
Die Wahrheit liegt vermutlich dazwischen. Die Hanfelder Straße ist neben der B2 die verkehrsreichste Straße Starnbergs. Auf der kürzesten Route zur A96 sind täglich bis zu 17 000 Fahrzeuge unterwegs. Alle vorherigen Versuche, die Belastungen einzuschränken, erwiesen sich als untauglich. Bis 2022 galt eine nächtliche Tempobegrenzung auf 40 Kilometer pro Stunde. Nahezu wirkungslos ist seit 2019 ein Durchfahrtverbot für Lkw mit einem Gesamtgewicht von mehr als zwölf Tonnen: Der erhoffte Effekt einer subjektiv empfundenen Entlastung stellte sich nicht ein. Zudem erscheint es vielen als unsinnig, warum auf der einstigen Kreisstraße Tempo 30 gilt, in benachbarten Wohngebieten aber Tempo 40.
Erst ein Lärmschutzgutachten ermöglichte die Begrenzung auf 30 km/h. Da es sich „um eine wirkungsvolle Maßnahme zum Schutz der Anwohner handelt“, empfahl die Verwaltung nun die Beibehaltung der Regelung. Der Stadtrat schloss sich dieser Haltung mehrheitlich an: Es bleibt bei Tempo 30. Ob sich dadurch in allen Teilbereichen der Straße tatsächlich eine Verbesserung ergeben hat, ist jedoch unklar. Insbesondere im unteren Bereich der Hanfelder Straße rumpelt und scheppert es, die Fahrbahndecke ist sanierungsbedürftig.
Die Debatte mit dem Staatlichen Bauamt darüber, ob, wie und wann saniert wird, steht noch aus – im Übrigen auch für die Söckinger/Andechser Straße. Auch hier fordert ein Bürgerantrag Tempo 30 oder einen „Flüsterasphalt“. Doch dazu reichen die Lärmwerte bislang nicht. Es bleibt hier also vorerst bei Tempo 50.