Starnberg:Kräuter, die Glück bringen

Starnberg, Kräuterbusch mit Heinrich Frey

Frisch gebunden hat Altlandrat Heinrich Frey seinen Kräuterbuschen. Die Pflanzen stammen entweder aus dem heimischen Garten oder aus der freien Natur.

(Foto: Georgine Treybal)

Altlandrat Heinrich Frey bindet zu Mariä Himmelfahrt stets einen Buschen.

Von Simon Ax, Starnberg

Fein säuberlich liegen Sie da. Zwölf Kräuter hat der ehemalige Landrat Heinrich Frey auf seinem Gartentisch drapiert. Sie stammen zum Teil aus seinem Garten, zum Teil aus freier Natur. Jedes Jahr zu Maria Himmelfahrt bindet er die Gewächse zu einem Kräuterbuschen zusammen. Eine Tradition, die vor allem im süddeutschen Raum praktiziert wird. Laut Frey müssen es mindestens neun Kräuter sein. Die Anzahl der Kräuter richtet sich dabei nach Zahlen, die auch in der Kirche Bedeutung haben. Die neun ergibt sich beispielsweise durch drei mal drei im Bezug auf die heilige Dreifaltigkeit. Frey hat sogar zwölf Kräuter. Die Zahl zwölf deswegen, da die Apostel auch zwölf an der Zahl waren. Kamille, Thymian, Oregano, Salbei, Minze und noch sieben weitere ergeben ein wohlriechenden Bund der dann in der Kirche feierlich geweiht wird.

Anschließend nehmen die Gläubigen den Strauß wieder mit nach Hause wo er dann bis zum nächsten Jahr aufbewahrt wird und Glück bringen soll. Als Ursprung des Brauchs gilt eine Erzählung des Johannes von Damaskus aus dem achten Jahrhundert, laut der ein "wundersamer Kräuter- und Rosenduft" das leere Grab Marias umhüllte. Auch in der vorchristlichen Zeit wurden ähnliche Bräuche von Germanen und Kelten praktiziert. Weil diese jedoch im katholischen Glauben als "heidnisch" verpönt waren, konnte man nach der Erzählung von Johannes von Damaskus die immer noch weit verbreiteten Kräuterkulte in den christlichen Glauben hinein integrieren. Neben der Frömmigkeit schwingt in der Tradition nach wie vor ein gewisser Volks- und Aberglaube mit. Früher haben Bauern bei Unwettern die geweihten Kräuter ihrem Vieh ins Futter gemischt oder in die Glut ihres Ofens geworfen. Heute hängt der Kräuterbuschen im Haus und man hofft, dass er Unheil abhält. Der ganz besondere Stolz von Frey ist eine Königskerze, eine, wie der Name schon sagt, länglich gewachsene Pflanze mit leuchtend gelben Blüten. Zusätzlich bestückt er den Kräuterbuschen mit einer Rose und "weil wir uns ja in Starnberg befinden", kommt ein Schilfkolben vom Starnberger See auch mit dazu.

Heinrich Frey war von 1996 bis 2008 Landrat des Landkreises Starnberg. Davor war er 15 Jahre im Bayerischen Finanzministerium tätig sowie Bankdirektor bei der Bayrischen Landesbank. Die Politik sei dabei immer seine große Leidenschaft gewesen, sagt er.

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