Der Andrang war diesmal ungewöhnlich groß. Die Kapelle des Klinikums Starnberg füllte sich fast bis auf den letzten Platz - der jüngste Konzertbesucher gerade mal drei Tage jung. Gründe dafür gab es aber auch genügend. Grundsätzlich genießen die Auftritte der Stipendiaten von "Yehudi Menuhin Live Music Now" einen guten Ruf. Und auch diesmal traten zwei herausragende Instrumentalistinnen auf: das Duo Galante, das aus der vielfach preisgekrönten kroatischen Flötistin Ivana Zahirović und der aus Dachau stammenden, ebenfalls mit großem Erfolg konzertierenden Harfenistin Sarah Cocco besteht. Im allgemeinen Konzertbetrieb also keine häufig anzutreffende Besetzung, obgleich klanglich von großem Reiz. Ihr Kolorit bietet barocke Sinnlichkeit, klassische Reinheit, romantische Süße, impressionistisches Schillern wie auch neumusikalische Schärfe und Intensität.
Diese Palette sollte auch tatsächlich im Rahmen des gegebenen Repertoires zum Einsatz gelangen, dabei allerdings fast durchweg in den substanzvollen, satten Registern. Mit lustvoller und sinnenfreudiger Interpretationsweise riss das Duo Galante mit und überzeugte mit kraftvoller Virtuosität. Ganz im Sinne der barocken Meister, die in diesem Fall mit Vivaldi fulminant eingeführt wurden - auch wenn die Sonate g-Moll op. 13/6 (Il pastor fido) nur seine Themen und Stilistik enthält, die von Nicholas Chédeville nachahmend verarbeitet wurden.
Doch bot das Duo keinesfalls einen einheitlichen Zugriff, präsentierte es doch die barocke Epoche sowie die anschließende klassische in vielfältigen Schattierungen verschiedener nationaler Schulen. Die italienische Abteilung gehörte gewiss zu den Varianten, die größtes Hörvergnügen bereiteten. In seiner Sonate tat es der Neapolitaner Francesco Mancini in einer Gegenüberstellung von majestätisch ausgebreiteter Lyrik und tänzerischer Vergnügtheit in flottem, packendem Tempo.
Donizettis Sonate C-Dur blieb indes den opernhaften Kategorien treu. Das Duo Galante bot sie als eine instrumentale Szene in einer Abfolge von Rezitativen, Arien und auch Interludien. Die suggestive Spielweise evozierte die konkrete Vorstellung von Gesangsstimmen, die gedanklich vom Komponisten wohl auch hinterlegt wurden.
Der Böhme Antonio Rosetti (eigentlich Franz Anton Rösler), mit einer konzertanten Sonate für Harfe solo vertreten, blieb trotz der Italianisierung seines Namens seiner musikalischen Heimat treu, die einerseits Lyrik als melancholisches Sinnieren versteht, andererseits die schnellen Sätze gerne mit dichten Texturen virtuos, ja musikantisch intensiviert.
Obgleich Louis Spohr im zweiten Satz seiner Sonate op. 114 die Themen aus Mozarts "Die Zauberflöte" verarbeitete, machte er es auf eine überaus anspruchsvolle Art. Er hatte die Themen nicht nur bearbeitet, sondern ebenso als brillante Variationen verarbeitet, was dem Duo Galante die Möglichkeit an die Hand gab, seine Interpretation in den virtuosen Passagen frei auszugestalten, das feinsinnige Hell-Dunkel-Changieren Mozarts indes feinsinnig zu nuancieren.
Für einen solchen Zugriff gab bei Franz Doppler die klassisch-romantische Ausprägung ihre Berechtigung. Seine "Fantaisie pastorale hongrois" op. 26 gaben die Musikerinnen als eine konzertante Rhapsodie zwischen schmissigen und kontemplativen Bildern mit effektvollen Kadenzen für Flöte, die Zahirović bravourös, aber auch sehr stimmig aus der Dramaturgie der Szenen emporwachsen ließ. Eine packende Nummer, die begeisterten Applaus erntete. Bachs Siciliana der Es-Dur-Sonate gab es als schönmelodische Zugabe mit in warmem Wohlklang.