Starnberg:Starnberger Geduldsspiele

Die Autofahrer in der Kreisstadt müssen weiter mit langen Staus rechnen. Der Grund: Die Öffnung der Söckinger Straße verzögert sich bis Mitte September, und in der Gautinger Straße wird noch bis Herbst gebaut.

Sabine Bader

Baustelle Söckinger Straße

Die Schilder lassen keinen Zweifel aufkommen: Noch immer ist die Söckinger Straße gesperrt.Foto: Fuchs

(Foto: STA Franz X. Fuchs)

Unverhofft kommt oft, besonders wenn es um Baustellen geht. Und so ist eingetreten, was viele Starnberger ohnehin befürchtet haben: Die Öffnung der Söckinger Straße verzögert sich. Und damit auch der Zeitpunkt, an dem sich das täglich Verkehrschaos ein wenig entschärft. Noch ist die Straße in Richtung Söcking komplett gesperrt und das Starnberger Finanzamt nur über den Rathausplatz und den Vogelanger erreichbar. Eigentlich hätte diese Bauphase schon Anfang August abgeschlossen sein und die Straße zumindest teilweise für den Verkehr geöffnet sein sollen. Jetzt wird dies nach Auskunft der am Bau beschäftigten Firmen erst zum 11. September der Fall sein. Dann können die Autofahrer von der Söckinger Straße aus zumindest wieder in die Mühlbergstraße einbiegen.

Die Gründe für die Verzögerung sind tief unter der Erde zu suchen. Auf sehr engem Raum waren dort Kanäle und Leitungen freigelegt worden. Am tiefsten im Boden vergraben ist stets der Abwasserkanal, dann kommen die Wasserleitungen und darüber liegen die Gas- und Telekommunikationsleitungen. Weil all diese Rohre und Kabel sich auf engstem Raum kreuzen, hat der von der Baufirma beauftragte Sicherheitskoordinator die Vorgabe gemacht, so wenige Arbeiten wie möglich parallel laufen zu lassen. Das hat sowohl Sicherheits- als auch Gewährleistungsgründe. Bei der Vorbereitung der Großbaustelle war das Straßenbauamt Weilheim noch davon ausgegangen, dass sich viele der Arbeiten wie beispielsweise das Verlegen von Kanälen und Leitungen sowie Straßen- und Brückenbauarbeiten gebündelt und dadurch zeitlich parallel abwickeln lassen.

Das dies nun doch nicht der Fall ist, hat sich laut Straßenbauamt "nicht vorhersehen" lassen. Zudem soll die Anlieferung für die Baustelle ursprünglich über die Bundesstraße 2 erfolgen, was allerdings inzwischen von der Baufirma als zu gefährlich erachtet wird, wie es von Seiten des Straßenbauamts heißt. Laut Robert Patri vom städtischen Bauamt in Starnberg sind die Leitungen und Kanäle inzwischen verlegt. Am heutigen Montag beginnen die Arbeiter damit, die schweren Stahlträger zu entfernen, die man ins Erdreich gerammt hatte, um das Abrutschen des Schlossbergs zu verhindern. Danach, so Patri, kann mit dem Straßenaufbau begonnen werden. Sobald die Fahrbahn asphaltiert ist, kann der Verkehr wieder rollen.

Doch bekanntlich haben Probleme bisweilen auch ihr Gutes. Im Fall der Söckinger Straße konnten laut Straßenbauamt zwischenzeitlich schon Arbeiten vorgenommen werden, die normalerweise erst später an die Reihe kämen, so dass man davon ausgehen kann, dass man letztlich pünktlich fertig wird. Die Behörde geht davon aus, dass im Dezember alles abgeschlossen ist.

Probleme hat die Stadt auch mit der Baustelle in der Gautinger Straße: Immer wieder liefen die Gruben voll Wasser. Fast wirkte es so, als wolle sich der See bis ins Gewerbegebiet ausweiten. Hinzu kam noch, dass sich in Kies und Wasser Ölrückstände befanden, wie eine Untersuchung ergab. Das Erdreich und Schlamm mussten schließlich entsorgt werden. "Der Untergrund dort ist extrem problematisch", weiß Vizebürgermeister Ludwig Jägerhuber, der derzeit urlaubsbedingt die Geschäfte im Starnberger Rathaus führt. Eigentlich hatte die Stadt vorgehabt, die neuen Rohre für eine Wasserleitung durch das Erdreich zu schießen. Ein gängiges Verfahren, das laut einem Gutachten auch in der Gautinger Straße anzuwenden ist. Doch aufgrund der Bodenbeschaffenheit musste die Stadt umplanen. Die neue Bohrtechnik ist zeitaufwendiger und teurer. Die Stadtverwaltung hat in dieser Sache bereits einen Anwalt eingeschaltet, der unter anderem das Fachgutachten überprüfen wird. "Wir hoffen, dass wir trotz allem einigermaßen im Zeitplan bleiben", sagt Jägerhuber. Er ist sich sicher: Ende Oktober wird es bestimmt.

Rund 700 000 Euro muss die Stadt Starnberg für die neue Abwasserleitung hinlegen, um zwei veraltete Pumpen im Seilerweg abschalten zu können. Der Grund für den Aufwand: Das dortige Grundstück soll verkauft werden. Damit sich die Arbeiten trotz allen Unbills nicht unnötig in die Länge ziehen, hat der Hauptausschuss der Stadt kürzlich beschlossen, zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen. Mit Hilfe eines zweiten Bautrupps wird hier momentan auch nachts gearbeitet. Die Kosten von 30 000 Euro bleiben erst einmal bei der Stadt hängen.

Alles in allem ist es kein Wunder, dass Verkehrsexperten derzeit empfehlen, das Starnberger Gewerbegebiet "weiträumig zu umfahren". Das allerdings ist leichter gesagt als getan. Schon jetzt sucht die halbe Stadt fieberhaft nach Ausweichrouten, was sich zu Stoßzeiten recht deutlich in den Wohngebieten bemerkbar macht. Denn auch dort bilden sich Staus.

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