Starnberg:Starnberg lässt die Finger von Isarland

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Nach langer Debatte verzichtet die Stadt auf eine Beteiligung am Bieterverfahren für das ehemalige Gestüt in Percha.

sabine bader

Gestüt Isarland in Percha Percha Gestüt Isarland (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Kaufen, kaufen, kaufen: Die Landeshauptstadt München betreibt im Hinblick auf Immobilien die Vorratspolitik eines Eichhörnchens. Nur von Gestüt Isarland in Percha Nord will sie sich partout trennen. Die Begründung liegt auf der Hand: Es ist nicht ureigene Aufgabe einer Stadt, eine Pferdezucht zu betreiben, heißt es. Das leuchtet ein. Bekanntlich waren hier bis Ende 2011 Galopprennpferde gezüchtet worden. In München will man den Leerstand der Immobilie so kurz wir möglich halten. Auch das ist verständlich.

Doch es läuft nicht so, wie die Münchner sich das erhofft haben. Seit mehr als einem Jahr bieten sie nun das 41 Hektar große Gelände im Landschaftsschutzgebiet nebst denkmalgeschütztem Gestüt - und zwar gegen Höchstgebot. Im Herbst 2012 aber hatte man die Ausschreibung dann aufgehoben mangels wertbarer Angebote. Jetzt wird mit den Interessenten der ersten Stunde nachverhandelt, darunter auch der Deutsche Tierschutzbund, der im Münchner Stadtrat offenbar etliche Fürsprecher hat. Zudem lässt die Stadt München ein neues Wertgutachten erstellten. Bisher war das Grundstück auf 3,5 Millionen Euro taxiert worden. Freilich sind der Landeshauptstadt im Fall Isarland aber auch neue Bieter und Interessenten willkommen.

Nach Meinung einiger Stadträte hätte hier nun die Stadt Starnberg ins Spiel kommen sollen. Bisher wollten die Starnberger lediglich den Begehrlichkeiten potenzieller Käufer vorbeugen. Das Mittel der Wahl ist ein Bebauungsplan, in dem man den Bestand festschreibt und damit allen Erweiterungswünschen ein Riegel vorschiebt. Jetzt aber wollen etliche Stadträte mehr: Die Stadt soll kaufen oder sich zumindest am Bieterverfahren beteiligen. Und so hatte sich der Stadtrat am Montag mit einem fraktionsübergreifenden Antrag von WPS, BLS, FDP und BMS zu befassen, der darauf abzielte, Gestüt und Weiden für Starnberg zu erwerben, denn "nur Immobilien stellen einen bleibenden Wert dar - vor allem, wenn diese auch im Raum Starnberg liegen". Da sei das Risiko gleich Null, hieß es mit Verweis auf die aktive Grundstücks-Vorratspolitik vergangener Generationen.

In der Stadtverwaltung aber sieht man dies grundsätzlich anders - zumal die Landeshauptstadt just jenes Grundstück gar nicht mitverkauft, das von all den Flächen rund um Isarland noch am ehesten für eine spätere Bebauung in Frage käme. Ihre Planungshoheit kann die Stadt auch ausüben, wenn sie nicht Eigentümerin des Gestüts ist, so die Argumentation der Rathausverwaltung. Gut eineinhalb Stunden ging es am Montagabend hin und her. Am Ende stand eine namentliche Abstimmung. Und die ging denkbar knapp aus - mit 14 zu 13 Stimmen gegen den Kauf von Isarland.

Und so können Nachbarn und Stadträte jetzt nur hoffen, dass doch der Deutsche Tierschutzbund zum Zuge kommt. Dessen Konzept sieht neben einem Pferdeschutzzentrum auch Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung vor. Und was für die Anwohner schön ist: Das Gelände würde öffentlich zugänglich bleiben. Allerdings sollen die Tierschützer nur 1,75 Millionen Euro geboten haben. Am heutigen Mittwoch demonstrieren sie um 14 Uhr vorm Münchner Rathaus gemeinsam mit Behindertenverbänden für ihr Tierschutzprojekt.

© SZ vom 27.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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