Starnberg:Stadträte-Trio will Innenstadt beleben

Stefan Kandler (BMS), Rudolf Zirngibl (CSU) und Anke Henniger (FDP) teilen sich einen Referentenposten und kümmern sich um Handel, Gewerbe und Tourismus. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen die fortschreitende Verödung Starnbergs auf

Von Peter Haacke, Starnberg

Eher selten ist eine Allianz innerhalb des Starnberger Stadtrates, bei der sich gleich drei Mandatsträger einen ehrenamtlichen Referentenposten teilen. Kurios auch die Zusammensetzung: Ein Metzgermeister, ein Bestattungsunternehmer und eine technische Redakteurin kümmern sich um Handel, Gewerbe und Tourismus. Doch das Trio aus drei Gruppierungen - Stefan Kandler (BMS), Rudolf Zirngibl (CSU) und Anke Henniger (FDP) - versteht sich nach eigenen Angaben prächtig und hat sich eine anspruchsvolle Aufgabe in schwierigen Zeiten des Wandels auferlegt: Im Kampf gegen eine fortschreitende Verödung der Innenstadt, dokumentiert durch eine Vielzahl leer stehender Ladengeschäfte, engagiert sich das ungleiche Trio für eine Belebung Starnbergs.

"Was können wir machen?", lautete zu Beginn die zentrale Frage der drei Referenten, die nur durch eine Bestandsaufnahme und Abfrage der Situation beantwortet werden konnte. Ein Jahr ist es her, dass Henniger "in mühseliger Kleinarbeit und nach persönlicher Ansprache" den ersten Online-Stammtisch für Starnberger Gewerbetreibende zusammenbrachte. Der Zusammenschluss, an dem auch die wiederbelebte City-Initiative, die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) und die Stadt Starnberg beteiligt sind, arbeitet "recht produktiv zusammen", sagt Henniger. Im Rückblick auf verschiedene Aktionen im Jahr 2021 zur Standortförderung - darunter die Kampagne "Buy local" mit Starnberger Prominenten, die Gründung eines Arbeitskreises mit Immobilienbesitzern oder eine Ausweitung der Wochenmärkte - meint Henniger: "Das finde ich eigentlich schon ganz schön als Bilanz fürs erste Jahr." Dabei ist dem Trio bewusst, dass noch viel zu tun bleibt. Immerhin: "Es hat sich viel getan mit dem Bürgermeisterwechsel", sagt Bestattungsunternehmer Zirngibl, "wir arbeiten super zusammen mit der Stadt".

Gute Zusammenarbeit allein aber wird den Strukturwandel, der sich aktuell in vielen Städten vollzieht, nicht aufhalten können. "Online schlägt Einzelhandel", weiß Metzgermeister Kandler, und verweist auf die vielen leer stehenden Immobilien in der Kernstadt. Viele Traditionsgeschäfte - Elektro-Kleber an der Hauptstraße, Schrauben-Thalmeier im Gewerbegebiet, die Bastelboutique oder auch Schuh-Linse - haben längst aufgegeben. In der südlichen Maximilianstraße - eine ausgewiesene 1a-Lage - entstand ein temporärer Pop-up-Store, in den Baracken am Bahnhof See eröffnen immer wieder neue Geschäfte und verschwinden nach geraumer Zeit. Hauptproblem sind die teils absurd hohen Mieten, die verlangt werden, und ein steter Mangel an Personal. "Viele Geschäfte sind zu groß", meint Zirngibl, und Henniger ergänzt: "Manche sind auch zu klein."

Im Arbeitskreis werde auch dieses Thema "kontrovers, aber produktiv" diskutiert. Erklärtes Ziel der drei Referenten ist es, dass sich Geschäftsleute auf Ladensuche "nicht bei Immoscout, sondern bei der Stadt melden", sagt Zirngibl. Ein "solides Angebot" sei wünschenswert, sagt Henniger, aber nicht unbedingt eine Fliesenausstellung in Top-Lage oder gar ein Ein-Euro-Shop. Längere und einheitliche Öffnungszeiten der Geschäfte wären schön, eine Shopping-Nacht, mehr Kultur und Gastronomie ebenfalls. Henniger stellt sich vor allem mehr Aktion in der Stadt vor: Foodtruck-Festival, Fischerstechen und Papierboot-Rennen seien schon gute Ansätze. Doch eine Seebühne wird es nicht geben. Und am Leerstand - das wissen alle drei - wird man auch nur wenig ändern können.

Unverdrossen machen sie dennoch weiter. Am 28. Januar kommen etwa die "Stadtretter" nach Starnberg, um sich ein konkretes Bild zu verschaffen. Ein Konzept gibt es noch nicht, gesucht werden zündende Ideen. Das Trio setzt derweil auf seine gute Vernetzung. "Es ist sehr, sehr schwer", sagt Metzgermeister Kandler. "Wir sind zwar auf einem guten Weg. Aber es wird nicht mehr so sein wie früher."

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