Starnberg:Stadträte besichtigen "Centrum"

Die verlassene Ladenpassage Centrum

Das Gebäude stand lange Zeit leer, jetzt ist es teilweise wieder vermietet. Für seine Nutzung gibt es viele Ideen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Diskussion um die künftige Nutzung des Gebäudes in der Stadtmitte geht weiter

Von Peter Haacke, Starnberg

Das Starnberger Rathaus, einst Sitz des Landratsamtes, ist zu klein: Schon zu Zeiten von Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger gab es Überlegungen, wie man angesichts wachsender Aufgaben und einer damit einhergehenden Personalmehrung die Räumlichkeiten der Stadtverwaltung erweitern könnte. In den Überlegungen Pfaffingers spielte das "Centrum" eine Rolle: Die seit Jahren weitgehend leer stehende Ladenpassage und die Schlossberghalle sind auf vielfältige Weise eng miteinander verknüpft. Doch derzeit sind die Verhandlungen zwischen der Stadt Starnberg und dem Eigentümer des "Centrum"-Komplexes, die "Alte Post" Flensburg Grundstücksverwaltungs GmbH, ins Stocken geraten: Nach Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit herrscht seit Monaten weitgehend Sprachlosigkeit zwischen Bürgermeisterin Eva John und Michael Krenn, dem Geschäftsführer der Immobilienfirma.

John möchte stattdessen lieber ein neues Rathaus bauen oder ans bestehende Gebäude anbauen, die Kosten dafür sollen etwa elf bis 13 Millionen Euro betragen. Den "Centrum"-Gebäudekomplex aber, der schon als Standort für die Volkshochschule "Starnberger See" (VHS) angedacht war, hält sie für ungeeignet. Doch dagegen wächst zunehmend Widerstand: Ende Januar beschloss der Stadtrat auf Antrag der UWG, die Ladenpassage und Büroräume zu inspizieren, um sich selbst ein Bild von den Gegebenheiten zu machen. Unter Führung von Krenn und dem Architekten Martin Demmeler nahmen am Samstagvormittag 12 Stadträte von CSU, UWG, SPD, Grüne, Bürgerliste und Parteifreie die zum Verkauf stehende Immobilie in Augenschein; Vertreter von WPS, BMS und FDP hatten offenbar kein Interesse an der Führung.

Rund 3000 Quadratmeter stehen im verwinkelten, mit Treppen, Rolltreppen und Aufzügen durchzogenen "Centrum"-Komplex zur Verfügung. Es dominieren Stahl und Glas, die Wände bestehen aus Gipskarton. Eine Bodenleiste erinnert daran, dass genau hier der 48. Breitengrad verläuft. "Das Gebäude wartet auf bauliche Veränderung", sagt Demmeler, "das Haus ist sehr stabil gebaut." Allerdings hat die Stadt nicht länger uneingeschränktes Zugriffsrecht: Krenn, der vor Monaten angekündigt hat, den Komplex in Einzelteilen zu verkaufen, hat bereits eine Penthouse-Wohnung, eine gut 282 Quadratmeter große Arztpraxis und eine 206 Quadratmeter große Büroeinheit veräußert. Zu haben sind noch die Ladenpassage, Büros, das von der Stadt als Archiv genutzte "Literaten-Café" und die Tiefgarage.

Einige Stadträte zeigten sich beeindruckt von der Fülle der theoretischen Möglichkeiten bei einem Erwerb des Centrums; bislang war nur von Vermietung die Rede. Denkbar wäre ein barrierefreies "Bürgerbüro" ebenso wie VHS-Seminarräume - eine Spielwiese für Architekten. Entscheidend aber wird sein, wie das Votum im Stadtrat ausfällt und wie sich die Verhandlungen zwischen Krenn und Stadtverwaltung entwickeln. Am 4. April wollen Mitarbeiter der Stadtverwaltung das Gebäude besichtigen.

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