Einen hervorragenden Ruf genießt Starnberg vor allem bei jenen, die noch nie hier waren: Die Stadt der Reichen und Schönen am See beflügelt insbesondere außerhalb des Freistaats die Fantasien. Auch wenn die Realität den hochgesteckten Erwartungen nur selten entspricht, entfaltet die knapp 24 500 Einwohner zählende Kreisstadt am Nordzipfel des Starnberger Sees dennoch ihren ganz eigenen Reiz, der fortan wieder verstärkt beworben werden soll: Vom 1. April an lagert die Stadtverwaltung das Stadtmarketing aus, künftig übernimmt die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT) diesen Job – finanziert von der Stadt.
Der Stadtrat beschloss unlängst mit großer Mehrheit, den komplexen Aufgabenbereich in professionelle Hände zu geben. Ziel des Ganzen ist es, die Attraktivität der Stadt für Bewohner, Unternehmen und Besucher zu steigern und das Image der Stadt positiv zu beeinflussen. Neue Konzepte im Wettbewerb mit anderen Städten sollen die Standortvorteile hervorheben, die Lebensqualität verbessern, Investitionen anziehen und auch die lokale Identität steigern. Um es salopp auszudrücken: Die Kombination aus wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Aspekten soll Starnberg sexy machen.
Es ist nicht der erste Versuch, die Kreisstadt attraktiver erscheinen zu lassen. Schon seit Jahren müht sich mit mäßigem Erfolg der Verein „City Initiative“, ein ehrenamtlicher Zusammenschluss von Einzelhändlern, mit Veranstaltungen wie „Starnberg bewegt“, weihnachtlichem Hüttenzauber oder verkaufsoffenen Sonntagen mehr Leben in die Innenstadt zu bringen. Unterstützt wurden die Geschäftsleute dabei vom Amt für „Standortförderung, Tourismus, Kultur und Öffentlichkeitsarbeit“. Doch der Posten des städtischen Pressesprechers ist seit geraumer Zeit verwaist, und die Stadt hat keine personellen Ressourcen, um ein angemessenes Stadtmarketing zu betreiben. Das soll jetzt die GWT in Kooperation mit „City Initiative“ und Rathaus übernehmen.
Basis der Zusammenarbeit ist ein auf fünf Jahre begrenzter Dienstleistungsvertrag: Die Stadt zahlt jährlich 60 000 Euro, im Gegenzug soll sich im GWT-Büro am Starnberger Kirchplatz eine Person auf einer Halbtagesstelle um Veranstaltungen, Werbung, digitale Präsenz und Kooperationen mit lokalen Akteuren kümmern. Angestrebt ist ein regelmäßiger Austausch mit Gewerbetreibenden und Einzelhändlern. „Einer, der fragt, was geht“, sagte GWT-Chef Christoph Winkelkötter, „auch in den Ortsteilen“. Es gehe darum, Probleme zu erkennen, zu lösen und insbesondere die Innenstadt zu beleben. Zum Aufgabengebiet gehört die Vermarktung leer stehender Büro- und Geschäftsräume ebenso wie die Akquise von Fördermitteln. Alle Beteiligten erhoffen sich Synergieeffekte, die weit über die Grenzen Starnbergs hinaus wirken.
Doch ganz so weit ist es bis jetzt nicht. Zwar haben die GWT-Gesellschafter der Zusammenarbeit mittlerweile zugestimmt, bestätigte Annette von Nordeck, Leiterin der GWT-Abteilung Wirtschaftsförderung. Der Halbtagsposten „Citymanager“ aber findet sich noch immer auf der Homepage der Regionalagentur für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung. Das Anforderungsprofil verheißt „eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit spannenden Projekten“. Winkelkötter erklärte: „Die Person müsste nicht bei null anfangen und könnte sofort loslegen.“ Wann es konkret mit neuem Personal losgehen kann, ist ungewiss. „Wir haben natürlich Ideen, was wir machen wollen“, sagt GWT-Prokuristin von Nordeck, „aber es muss mehr sein als bisher“.