Starnberg:Stadt verärgert Eltern

Es geht um die erste Gebührenerhöhung seit acht Jahren. Doch betroffene Eltern wehren sich mit einer Unterschriftenaktion - und klagen über das Betreuungsangebot.

Sylvia Böhm-Haimerl

Die Eltern laufen Sturm gegen die geplante Erhöhung der Kindergartengebühren in Starnberg. In drei der fünf städtischen Einrichtungen ist eine Unterschriftenaktion gestartet worden. Die Listen sollten am Freitag bei Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger abgegeben werden. Der Termin wurde nach Angaben der Elternbeiratsvorsitzenden der Spielinsel, Simone Hübner, kurzfristig auf kommende Woche verschoben. "Eigentlich gut, dass der Termin nicht zustande gekommen ist. Das Thema Gebührenerhöhung ist nur die Spitze des Eisbergs", so Hübners Kommentar.

Es ist die erste Gebührenerhöhung nach acht Jahren. Sie soll mit dem neuen Kindergartenjahr im September umgesetzt werden. Und sie ist, wie berichtet, vom Stadtrat nach kontroverser Debatte mit 17 zu 12 Stimmen abgesegnet worden. Dennoch rechnen sich die Elternbeiratsvertreter noch Chancen aus, dass die Erhöhung abgemildert wird. Im Kindergarten am Hirschanger, der Spielinsel, sowie im Irmgard-Stadler-Kindergarten, hat sich nach Angaben der zuständigen Elternbeiräte die Mehrheit der Eltern in die Unterschriftenliste eingetragen. In der Spielinsel kamen bislang 180 Unterschriften zusammen; am Hirschanger haben sich rund 100 von 115 betroffenen Eltern an der Aktion beteiligt. Doch die Initiatoren rechnen noch mit weit mehr Interesse von anderen Eltern. Was sie so gegen die Stadt aufgebracht habe, sei nicht die Gebührenanhebung an sich, sie seien allgemein unzufrieden, sagte Hübner. "Unter Eltern in Starnberg trifft man immer wieder auf die gleiche Meinung: dass viel zu wenig für Kinder getan wird in Starnberg", sagte sie. Das bestehende Betreuungsangebot stelle viele Eltern insbesondere in den Ferien vor große Probleme. Die Ganztagsklasse decke bei weitem nicht den Bedarf. Laut Hübner sind heuer 40 Anmeldungen zurückgewiesen worden. An Spielplätzen herrsche ebenfalls ein Mangel. Sehr verärgert hätten die Eltern auch reagiert, weil die Stadt ihre Zusage für ein persönliches Gespräch nicht eingehalten habe, sagte Hübner.

Die Anhebung um bis zu 15 Prozent ist den Eltern ein Dorn im Auge. "Für Eltern mit zwei Kindern ist das ein ganz schöner Batzen", sagte Claudia Renner-Blanchard, Elternbeiratsvorsitzende des Kindergartens am Hirschanger. Daher sollte die Erhöhung nach Meinung der Eltern auf mehrere Jahre verteilt werden. Pro Jahr dürfe nicht mehr als um drei Prozent erhöht werden, fordern sie.

Stadtsprecher Karl-Heinz Springer verteidigt die Linie der Stadt. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren sehr viel Geld in die Kinderbetreuung investiert. Und es sei zusätzliches Personal eingestellt worden, um krankheitsbedingte Ausfälle zu kompensieren. Auch eine Fachberaterin für Kinder mit Defiziten gebe es inzwischen. Vor der Entscheidung zur Gebührenerhöhung habe die Stadt alle Elternbeiräte um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Nur drei hätten geantwortet, und nur ein Gremium habe sich gegen die Erhöhung ausgesprochen. Wie Springer betonte, trifft die 15-prozentige Anhebung Eltern mit einem Jahreseinkommen, das über 50 000 Euro liegt. Eltern mit einem Einkommen bis zu 35 000 Euro müssten für einen Halbtagsplatz nur drei Euro mehr im Monat bezahlen, also fünf Prozent. Mit der Gebührenanhebung wird laut Springer ohnehin nur eine Kostendeckung von 50 Prozent erreicht. "Auf der anderen Hälfte bleibt die Kommune und damit der Steuerzahler sitzen." Dass die Eltern mit der Unterschriftenaktion etwas erreichen, glaubt Springer übrigens nicht.

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